Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: 400 Meter der Frauen.
2014 im Rückblick
Esther Cremer pirscht sich immer weiter Richtung internationaler Spitze. In der DLV-Staffel ist sie seit 2009 eine Bank, national dominiert die 26-Jährige seit dem Sommer 2011. Im vergangenen Jahr verdiente sich die Wattenscheiderin ihren ersten Einzelstart bei einer WM, was sie 2014 auch in der Halle und bei der EM erreichte. In den Vorläufen erzielte sie jeweils eine gute Leistung, bei der EM fehlte dann auch im Halbfinale nicht viel für den Endlauf - nur drei Zehntel. Die Vorstellung im Halbfinale war dabei noch nicht ganz nach Plan verlaufen. Eine weitere Entwicklungsmöglichkeit. Mit Rang zwei bei der Team-EM hat die Deutsche Meisterin bewiesen, dass sie auch international vorne dabei sein kann.
Hinter Esther Cremer klafft national eine Lücke, Janin Lindenberg (SC Magdeburg) ist nach einem Jahr 2013 zum Vergessen auf dem Weg zurück. Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) und Lena Schmidt (LT DSHS Köln) bestätigten ihre Leistungen aus dem Vorjahr. Einer größeren Steigerung ihrer Bestzeiten kam auch ein Gewitterschauer im DM-Finale dazwischen, in dem sie 2013 jeweils ihr schnellstes Rennen des Jahres gelaufen waren. Vor diesem Hintergrund geht Rang sechs mit der Staffel bei der EM (3:27,69 min) in Ordnung.
Ein Feuerwerk an guten Leistungen brannte Laura Müller (LSG Saarbrücken/Sulzbachtal) ab, die bei der U20-WM auf einen starken vierten Rang lief. Dass der Deutsche Leichtathletik-Verband im Nachwuchs noch mehr zu bieten hat, zeigt die Bronzemedaille der Staffel bei der U20-WM, zu der neben Laura Müller noch Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim), Laura Gläsner (TSV Germania Helmstedt) und Ann-Kathrin Kopf (TSV Ottendorf) gehörten.
Unsere Top Drei
<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail esther-cremer zum athletenporträt von esther>Esther Cremer
TV Wattenscheid 01, 26 Jahre
SB: 51,87 sec | PB: 51,62 sec (2013)
DM: 1. Platz
Hallen-WM: Halbfinale | EM: 6. Platz (Staffel), Halbfinale (Einzel)
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 17.
Welt-Jahresbestenlisten: 62.
<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail ruth-sophia-spelmeyer zum athletenporträt von ruth sophia>Ruth Sophia Spelmeyer
VfL Oldenburg, 24 Jahre
PB/SB: 52,69 sec (2014)
DM: 2. Platz
EM: 6. Platz (4x400 m Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 47.
Welt-Jahresbestenlisten: 135.
<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail lena-schmidt zum athletenporträt von lena>Lena Schmidt
LT DSHS Köln, 25 Jahre
SB: 52,78 sec | PB: 52,62 sec (2011)
DM: 3. Platz
EM: 6. Platz (4x400 m Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 52.
Welt-Jahresbestenlisten: 150.
Unser Hoffnungsträger
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail laura-mueller zum athletenporträt von laura>Laura Müller
LSG Saarbrücken/Sulzbachtal), 18 Jahre
SB/PB: 52,91 sec (2014)
Mit Laura Müller ist eine U20-Läuferin in Zeitregionen gelaufen, die zu Rang vier in der Bestenliste der Frauen reicht. Als Vierte der U20-WM gehört die 18-Jährige zu den besten der Welt ihrer Altersklasse und lief mit ihren Staffelkolleginnen zu Bronze. Ein Talent, das gefördert und behutsam weiter aufgebaut werden soll.
2015 im Ausblick
Esther Cremer hat sicherlich auch bei ihrer Bestzeit noch Luft nach oben. Mindestens genauso wichtig wird ihr sein, im Halbfinale einer internationalen Meisterschaft noch einmal eine Schippe draufzulegen. Die Erfahrung von drei großen Meisterschaften könnte dabei helfen. Die Hallen-EM bietet die nächste Gelegenheit. Wenn die Wattenscheiderin verletzungsfrei durchkommt und ihre Leistung so kontinuierlich abrufen kann, wie in den vergangenen Jahren, ist das Finale in Prag (Tschechische Republik) möglich.
Zuletzt hatte Janin Lindenberg 2011 als Fünfte gezeigt, dass eine Hallen-EM eine gute Gelegenheit ist, um ein internationales Finale zu erreichen. Die 27-Jährige hat sich auch dabei durch ihren Kampfgeist ausgezeichnet, der ihr helfen kann, auf ihr schon einmal erreichtes Leistungsniveau zurückzufinden.
Für Ruth Sophia Spelmeyer, Lena Schmidt und Co. gilt es im Training konzentriert weiter zu arbeiten, um die ein oder andere Zehntel von der Bestzeit abzuknapsen. Laura Müller wird in die Aktivenklasse aufsteigen und könnte schon die Staffel verstärken. Für die U20-EM ist Hannah Mergenthaler die erste Kandidatin.
Das sagt der Bundestrainer
Herr Kofferschläger, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?
Tobias Kofferschläger:
Mit Platz sechs und 3:27,69min im Finale der EM lieferte die Staffel ein solides Ergebnis ab. Esther Cremer qualifizierte sich erwartungsgemäß für einen Einzelstart und zeigte im Vorlauf ebenfalls eine gute Leistung. Leider gelang es ihr nicht, diese Leistung im Halbfinale zu reproduzieren. Schade, denn der Finalzugang wäre definitiv möglich gewesen.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Tobias Kofferschläger:
Aus emotionaler Sicht war die Team EM in Braunschweig mit den beiden zweiten Plätzen (Esther Cremer und 4x400m Staffel) sicherlich ein Highlight. Aber auch die Leistungsdarstellung der Youngster in Eugene bei der U20 WM mit dem vierten Platz von Laura Müller und der Bronzemedaille der Staffel waren sehr erfreulich. Seit 1996 war keine deutsche Nachwuchsstaffel bei internationalen Meisterschaften so schnell unterwegs!
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Tobias Kofferschläger:
Für die kommende Saison muss das primäre Ziel sein, das individuelle Leistungsniveau der einzelnen Athletinnen weiter zu erhöhen und so auch bei der WM in den Einzelstarts vertreten zu sein. Denn nur so lässt sich eine weitere Leistungssteigerung auch in der Staffel realisieren. Das dies in Hinblick auf die Weltmeisterschaften und olympischen Spiele nötig ist, zeigt bereits die Leistungsdichte auf europäischer Ebene. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird.
Zahlen und Fakten
Die Jahresbesten
51,87 sec - Esther Cremer (TV Wattenscheid)
52,69 sec - Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg)
52,78 sec - Lena Schmidt (LT DSHS Köln)
52,91 sec - Laura Müller (LSG Saarbrücken/Sulzbachtal)
52,99 sec - Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach)
53,15 sec - Lara Hoffmann (LT DSHS Köln)
53,17 sec - Janin Lindenberg (SC Magdeburg)
53,37 sec - Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr)
53,57 sec - Sorina Nwachukwu (TSV Bayer 04 Leverkusen)
53,62 sec - Maral Feizbakhsh (TV Wattenscheid)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2014
Hallen-WM: keine
Staffel-WM: keine
EM: 6. 4x400 Meter Staffel (3:27,69 min)
U20-WM: 4. Laura Müller (53,40 sec); Bronze (Staffel)
Olympische Jugendspiele: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Jahr | Athleten < 46,00 | Schnitt Top Ten |
---|---|---|
2005 | keine | 53,47 |
2006 | Claudia Hoffmann (51,79), Claudia Marx (51,96) | 53,02 |
2007 | Claudia Hoffmann (51,98) | 53,49 |
2008 | Jonna Tilgner (51,90) | 53,00 |
2009 | Sorina Nwachukwu (51,53) | 53,13 |
2010 | Claudia Hoffmann (51,65) | 52,80 |
2011 | Janin Lindenberg (51,97) | 53,18 |
2012 | Esther Cremer (51,76) | 53,24 |
2013 | Esther Cremer (51,62) | 53,31 |
2014 | Esther Cremer (51,87) | 53,01 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 52,07 (C. Marx) | 49,80 (Pospelova/RUS) | 2,27 | 48,92 (Richards/USA) | 3,15 |
2006 | 51,79 (C. Hoffmann) | 49,49 (Zayzseva/RUS) | 2,30 | 48,70 (Richards/USA) | 3,09 |
2007 | 51,98 (C. Hoffmann) | 49,61 (Ohuruogu/GBR) | 2,37 | 49,27 (Richards/USA) | 2,71 |
2008 | 51,90 (J. Tilgner) | 49,62 (Ohuruogu/GBR) | 2,28 | 49,62 (Ohuruogu/GBR) | 2,28 |
2009 | 51,53 (S. Nwachukwu) | 49,29 (Krivoshapka/RUS) | 2,24 | 48,83 (Richards/USA) | 2,70 |
2010 | 51,65 (C. Hoffmann) | 49,89 (Foriva/RUS) | 1,76 | 49,64 (Dunn/USA) | 1,95 |
2011 | 51,97 (J. Lindenberg) | 49,35 (Kapachinskaya/RUS) | 2,62 | 49,35 (Kapachinskaya/RUS) | 2,62 |
2012 | 51,76 (E. Cremer) | 49,16 (Krivoshapka/RUS) | 2,60 | 49,16 (Krivoshapka/RUS) | 2,60 |
2013 | 51,62 (E. Cremer) | 49,41 (Ohuruogu/GBR) | 2,21 | 49,33 (Montsho/BOT) | 2,29 |
2014 | 51,87 (E. Cremer) | 50,55 (Grenot/ITA) | 1,32 | 49,48 (McCoroy/USA) | 2,39 |
Das fällt auf
- Esther Cremer hat mittlerweile vier Deutsche Meistertitel im Freien nacheinander geholt
- Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend ist eine U20-Athletin des DLV unter 53 Sekunden geblieben
- Seit 1994 stand im Einzelrennen immer mindestens eine Russin auf dem EM-Podest, in diesem Jahr war keine im Finale
- Der Abstand zur Weltspitze ist seit Jahren konstant hoch
- Zum ersten Mal seit Jahren ist in Europa keine Athletin unter 50 Sekunden geblieben
Video-Clips
<link video:10034>Laura Müller erfüllt sich den Traum von Gold
<link video:9764>Ruth Sophia Spelmeyer mit meistem Stehvermögen
<link video:10143>Laura Müller sichert sich Eugene-Ticket
<link video:10688>Ann-Kathrin Kopf dominiert auf der Stadionrunde
<link video:10403>Düsseldorferinnen mit schnellen Viertelmeilerinnen
<link video:9435>Eshter Cremer erneut unter Hallen-WM-Norm
Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick
<link news:37205>400 Meter - Männer
<link news:37049>Sprint - Frauen
<link news:37046>Sprint - Männer