Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: der Dreisprung der Männer.
2014 im Rückblick
Die schlechte Nachricht zuerst: Die deutschen Dreispringer absolvierten eine weitere Saison ohne Teilnahme an internationalen Meisterschaften der Aktiven. Der Ausrutscher nach oben fehlte, der die EM-Norm von 16,85 Metern und damit das Ticket für Zürich (Schweiz) beschert hätte.
Doch es gibt Grund zur Hoffnung, dass die Durststrecke bald ein Ende hat. Schließlich hat das deutsche Team seit diesem Sommer den Vize-Weltmeister der U20-Altersklasse in seinen Reihen! Der erst 18 Jahre alte Chemnitzer Max Heß, der in der Vorbereitung kurzerhand das Sprungbein gewechselt hatte, absolvierte eine herausragende Saison mit drei Sprüngen jenseits der 16,30-Meter-Marke. Einer davon wurde mit 16,55 Metern gemessen und bescherte ihm U20-WM-Silber – die erste deutsche Dreisprung-Medaille in der Geschichte von U20-Weltmeisterschaften.
Fast zeitgleich ermittelten die Männer in Ulm die Deutschen Meister der Aktivenklasse. Zwar blieben sie dort sogar hinter der Weite von Max Heß zurück, doch 16-Meter-Sprünge der Top Vier und die neue Bestleistung von 16,54 Metern des neuen Deutschen Meisters Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) sprechen für den Aufwärts-Trend im deutschen Dreisprung. Für diesen stehen auch der Saarländer Martin Jasper (LC Rehlingen; 16,37 m), der 2014 erstmals die 16-Meter-Marke überbieten konnte, sowie der Ludwigshafener Martin Seiler (16,30 m).
Nicht ganz an seine Jahres-Bestleistung von 16,62 Metern heran kam in Ulm der Erfurter Andreas Pohle, der zuvor fünfmal in Folge den nationalen Freiluft-Titel geholt hatte. Auch bei der Team-EM in Braunschweig, bei der er die deutschen Farben vertreten durfte, blieb ein weiter Satz aus: 15,81 Meter bedeuteten Rang zehn unter zwölf Teilnehmern.
Dass die deutschen 16-Meter-Springer sich nicht auf dem zuletzt Erreichten ausruhen dürfen, verdeutlicht ein Blick auf die weiteren Top 15. Denn hier tummeln sich reihenweise Athleten der Jahrgänge 1993 und jünger. Mit U20-WM-Teilnehmer Tobias Hell (Schweriner SC) und dem ein Jahr älteren Felix Wenzel (SC Potsdam; beide 15,99 m) kratzten zwei deutsche Hoffnungen schon 2014 an der 16-Meter-Marke. Ein weiteres großes Talent, der U18-WM-Dritte des Vorjahres Dmitri Antonov (LAC Quelle Fürth), wurde von Verletzungen ausgebremst, könnte aber schon 2015 wieder ganz vorne mitmischen.
Unsere Top Drei
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail max-hess _blank link zum athletenporträt von max>Max Heß
LAC Erdgas Chemnitz, 18 Jahre
SB: 16,55 m | PB: 16,55 m (2014)
DM: -
U20-WM: 2. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 32.
Welt-Jahresbestenlisten: 59.
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail manuel-ziegler zum athletenporträt von manuel>Manuel Ziegler
LG Telis Finanz Regensburg, 24 Jahre
SB: 16,54 m | PB: 16,54 m (2014)
DM: 1. Platz
EM: -
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 34.
Welt-Jahresbestenlisten: 61.
Andreas Pohle
ASV Erfurt, 33 Jahre
SB: 16,62 m | PB: 16,99 m (2004)
DM: 4. Platz
EM: -
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 22.
Welt-Jahresbestenlisten: 47.
Unser Hoffnungsträger
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail max-hess _blank link zum athletenporträt von max>Max Heß
LAC Erdgas Chemnitz, 18 Jahre
SB: 16,55 m | PB: 16,55 m (2014)
Max Heß ist der Überflieger der Saison und gerade einmal 18 Jahre alt. Bei der U20-EM kann er 2015 noch einmal Anlauf auf eine internationale Nachwuchsmedaille nehmen. Nicht ausgeschlossen, dass er auch in der Aktivenklasse der nächste deutsche Athlet ist, der den DLV bei internationalen Meisterschaften vertritt.
Der Pechvogel
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail dimitri-antonov zum athletenporträt von dmitri>Dmitri Antonov
LAC Quelle Fürth, 18 Jahre
SB: 15,08 m | PB: 16,02 m (2013)
Dem Dritten der U18-WM von 2013 blieben der nächste Leistungsschritt und ein internationaler Start 2014 verwehrt: Dmitri Antonov hatte das gesamte Jahr über mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, die schon in der Hallensaison mit einer Knöchelstauchung begannen. So wurde er zur Qualifikation für die U20-WM nicht rechtzeitig fit – schade, denn seine Leistung aus dem Vorjahr hätte ihm in Eugene einen Platz in den Top Acht der Welt beschert.
2015 im Ausblick
Die Hallen-Europameisterschaften in Prag (Tschechische Republik) läuten Anfang März die internationale Wettkampf-Saison ein. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass einer oder gar mehrere deutsche Dreispringer die Reise in die „Goldene Stadt“ antreten werden. Die Norm von 16,55 Metern ist für viele von ihnen in Reichweite und damit auch ein Platz im Finale der besten Zwölf.
Für die Weltmeisterschaften in Peking (China) hat der Weltverband IAAF zuletzt auf seiner Council Sitzung in Monaco eine recht moderate Norm von 16,90 Metern festgesetzt. Es bleibt abzuwarten, welche nationalen Anforderungen der Bundesausschuss Leistungssport (BAL) in seiner Sitzung am 11. Dezember festsetzt. Fallen diese ähnlich aus, könnten die DLV-Athleten auch im Dreisprung mit realistischen Chancen um WM-Tickets kämpfen. Dennoch muss dafür noch für alle eine zum Teil gehörige Leistungssteigerung her.
Rosig sieht die Ausgangslage vor allem für die Nachwuchsmeisterschaften aus. Tobias Hell (Schweriner SC) nimmt Anlauf auf die U23-EM in Tallinn (Estland) und damit auf seine dritten internationalen Titelkämpfe in Folge. Begleiten könnten ihn die Potsdamer Max Pietza und Felix Wentzel oder Ivane Antonov (noch LAC Quelle Fürth). Für die U20-Europameisterschaften in Eskilstuna (Schweden) hat der DLV mit Max Heß und Dmitri Antonov sogar Medaillenkandidaten in seinen Reihen.
Das sagt der Bundestrainer
Herr Kiss, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?
Tamas Kiss:
Wir haben national gute Fortschritte gemacht. Sechs deutsche Dreispringer konnten die 16-Meter-Marke überbieten, der Fünfer-Schnitt ist mit 16,50 Metern sehr erfreulich. Nur der Ausreißer nach oben fehlte noch, den erwarte ich in den nächsten zwei Jahren. Andreas Pohle ist in der zweiten Saison-Hälfte nicht so stabil gesprungen, aber ich rechne weiter mit ihm. Manuel Ziegler hat sich mit Bestleistung den DM-Titel geholt, wenn er seine Schnelligkeit weiter entwickelt, kann er noch einige Zentimeter draufpacken. Auch Martin Jasper hat seine Bestleistung enorm gesteigert. Eine besonders schöne Leistungsentwicklung haben wir bei Max Heß gesehen.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Tamas Kiss:
Das war zum einen die DM in Ulm, die mich optimistisch gestimmt hat, dass wir den Anschluss an die internationale Spitze schaffen können. Und dann natürlich der Vize-Titel von Max Heß bei der U20-WM.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Tamas Kiss:
Die Qualifikation für die Hallen-EM sollte für mehrere Athleten machbar sein, zum Beispiel Andreas Pohle, Martin Jasper oder Martin Seiler, wenn er sein Studium optimal mit dem Leistungssport koppeln kann. Manuel Ziegler weiß noch nicht genau, wo er sein Studium fortsetzt, vielleicht bleibt er in den USA, das ist dann meistens eine Lotterie.
Für die Teilnahme an der WM muss bei den meisten eine große Entwicklung geschehen, da kann ich jetzt noch keine Aussage treffen. Aber wir haben mittel- und langfristig Athleten, denen ich das zutraue. Lassen wir uns überraschen!
Zahlen und Fakten
Die Jahresbesten
16,62 m - Andreas Pohle (ASV Erfurt)
16,55 m - Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz)
16,54 m - Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg)
16,37 m - Martin Jasper (LC Rehlingen)
16,30 m - Martin Seiler (ABC Ludwigshafen)
16,17 m - Matthias Uhrig (VfL Sindelfingen)
15,99 m - Felix Wenzel (SC Potsdam)
15,99 m - Tobias Hell (Schweriner SC)
15,81 m - Max Pietza (SC Potsdam)
15,80 m - Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2014
Hallen-WM: keiner
EM: keiner
U20-WM: Max Heß (Silber, 16,55 m)
Olympische Jugendspiele: keiner
Entwicklung des Spitzenniveaus
Jahr | Athleten > 16,90 m | Schnitt Top Ten |
---|---|---|
2005 | Charles Friedek (17,39) | 16,24 |
2006 | Andreas Pohle (16,97) | 16,14 |
2007 | keine | 15,8 |
2008 | Charles Friedek (17,04) | 15,82 |
2009 | Charles Friedek (16,97) | 15,88 |
2010 | keine | 15,77 |
2011 | keine | 15,86 |
2012 | keine | 15,99 |
2013 | keine | 15,9 |
2014 | keine | 16,21 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff | Welt | Diff |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 17,39 (C. Friedek) | 17,81 (Oprea/ROM) | 0,42 | 17,81 (Oprea/ROM) | 0,42 |
2006 | 16,97 (A. Pohle) | 17,67 (Olsson/SWE) | 0,7 | 17,71 (Davis/USA) | 0,74 |
2007 | 16,72 (A. Pohle) | 17,74 (Evora/POR) | 1,02 | 17,90 (Gregorio/BRA) | 1,18 |
2008 | 17,04 (C. Friedek) | 17,67 (Evora/POR) | 0,63 | 17,67 (Evora/POR) | 0,63 |
2009 | 16,97 (C. Friedek) | 17,73 (Idowu/GBR) | 0,76 | 17,73 (Idowu/GBR) | 0,76 |
2010 | 16,29 (A. Pohle) | 17,98 (Tamgho/FRA) | 1,69 | 17,98 (Tamgho/FRA) | 1,69 |
2011 | 16,53 (A. Pohle) | 17,91 (Tamgho/FRA) | 1,38 | 17,96 (Taylor/USA) | 1,43 |
2012 | 16,64 (A. Pohle) | 17,53 (Aykman/USA) | 0,89 | 17,81 (Taylor/USA) | 1,17 |
2013 | 16,35 (M. Ziegler) | 18,04 (Tamgho/FRA) | 1,69 | 18,04 (Tamgho/FRA) | 1,69 |
2014 | 16,62 (A. Pohle) | 17,48 (Compaoré/FRA) | 0,86 | 17,76 (Pichardo/CUB) | 1,14 |
Das fällt auf
- Aufgrund der Dopingsperre nach drei verpassten Doping-Tests von Überflieger Teddy Tamgho (Frankreich) ist der Abstand zu den besten Athleten Europas und der Welt wieder etwas kleiner geworden – aber noch immer deutlich.
- Die deutschen Dreispringer warten seit 2008 auf einen 17-Meter-Sprung.
- Dafür war der Zehner-Schnitt der deutschen Männer 2014 der beste seit 2005. Damals hatte Charles Friedek mit 17,39 Metern zu einem Wert beigetragen, der noch drei Zentimeter höher lag.
- Sechs DLV-Dreispringer landeten 2014 jenseits der 16-Meter-Marke. Das gab es seit 2006 nicht mehr.
- Die Athleten der Jahrgänge 1994 und jünger machen Druck: fünf von ihnen sprangen 15,80 Meter und weiter.
Video-Clips
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