| Olympische Spiele 2016

Der Siebenkampf von Rio – Von Disziplin zu Disziplin

Wer wird die Siebenkampf-Königin von Rio de Janeiro? Der Mehrkampf im Olympiastadion wird es am Freitag und Samstag zeigen. Mittendrin: Carolin Schäfer, Claudia Rath und Jennifer Oeser. Wir begleiten den Wettbewerb für Sie von Disziplin zu Disziplin!
Silke Morrissey

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Zusammenfassung und Stimmen der DLV-Athletinnen:

<link news:49602>Nafissatou Thiam überrascht mit Olympia-Gold

TAG 2 

Weitsprung

Carolin Schäfer macht’s spannend

Zwei ungültige Versuche – nein, das war sicher nicht der Start in Tag zwei, den sich Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) vorgestellt hatte. Doch die Hessin bewahrte die Nerven. In Runde drei flog sie auf 6,20 Meter, nur elf Zentimeter unter Bestleistung, und wahrte damit auf Rang sechs (4.848 Pkt) einen Platz in Schlagdistanz zu den bisher besten Siebenkämpferinnen. Die Medaillenränge sind mit mehr als 100 Punkten nun allerdings doch recht deutlich entfernt, mehr noch als das Ziel 6.600 Punkte, das mit Leistungen im Bereich ihrer Hausrekorde noch immer realistisch bleibt.

Mit einer neuen Bestleistung von 6,58 Metern setzte Nafissatou Thiam (Belgien) ihre starken Ergebnisse von Tag eins nahtlos fort und schob sich mit 5.018 Punkte gar an die Spitze des Feldes, noch vor London-Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (Großbritannien; 5.013 Pkt), die mit 6,34 Metern nicht ganz an ihre Bestleistung aus Ratingen heran kam. Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 4.967 Pkt) muss hoffen, dass sie sich mit 6,51 Metern vor dem schwächeren Speerwurf ausreichend Vorsprung auf die Verfolgerinnen um Akela Jones (Barbados; 4.907 Pkt) und Brianne Theisen-Eaton (Kanada; 4.872 Pkt) erarbeitet hat.

Nach einem schwächeren ersten Tag konnte Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) im Weitsprung ihre Stärke wieder ausspielen. Sie war hinter Thiam die zweitbeste Athletin im gesamten Feld und machte nach 6,55 Metern einen großen Satz nach vorne in der Gesamtwertung auf Rang 14 (4.608 Pkt). Auch Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4.686 Pkt) kann mit ihrem Start in den zweiten Tag zufrieden sein, nachdem sie sich in Runde drei noch auf eine Saison-Bestleistung von 6,19 Metern gerettet hatte – Platz zehn nach fünf Disziplinen.

Speerwurf

Nafissatou Thiam greift nach Gold

Die Führende nach fünf Disziplinen nahm nur einmal Anlauf. Gleich im ersten Versuch flog der Speer von Nafissatou Thiam auf 53,13 Meter. Bestleistung um einen halben Meter gesteigert, mehr als sieben Meter auf Verfolgerin Jessica Ennis-Hill (46,06 m) erkämpft – das ist ein Wort vor den 800 Metern, die die 21-Jährige Belgierin nun mit 142 Punkten Vorsprung in Angriff nimmt. Da Ennis-Hill die deutlich bessere Läuferin ist, wird sie dieses Polster von rund neun Sekunden gut gebrauchen können.

Carolin Schäfer war wieder einmal beste deutsche Speerwerferin, ganz so weit wie bei ihrem ersten 50-Meter-Wurf von Ratingen flog das Gerät aber nicht. Nach 47,99 Metern braucht sie über 800 Meter eine Bestzeit von rund 2:11,00 Minuten, um die 6.600-Punkte-Marke noch zu knacken. Die Medaillen dürften außer Reichweite sein, nachdem sich die starke Läuferin Brianne Theisen-Eaton mit 47,36 Metern zu Wort gemeldet und Katarina Johnson-Thompson (36,36 m) deutlich distanziert hat.

Einen starken Wurf auf 47,22 Meter zeigte auch Jennifer Oeser, die den Siebenkampf mit 6.400 Punkten beenden könnte und den besten Wettkampf seit ihrer Verletzungs- und Babypause absolviert. Claudia Rath bewegt sich im Rahmen ihres Siebenkampfs von Götzis, in Rio ließ sie den Speer auf 39,39 Meter segeln und damit einen Zentimeter kürzer als Ende Mai in Österreich. Auf den Rängen vier, zwölf und 21 geht das DLV-Trio in die abschließenden 800 Meter.

800 Meter

Nafissatou Thiam holt Gold – Carolin Schäfer glückliche Fünfte

Auf den letzten 800 Metern ging es noch einmal um alles. Jessica Ennis-Hill nahm das Heft in die Hand und rannte im letzten von drei Läufen nach 2:09,07 Minuten in Saison-Bestzeit als Erste über die Ziellinie. Doch Nafissatou Thiam hat auch in ihrer Angst-Disziplin an Stärke dazu gewonnen. Sie hielt die Lücke klein genug und sicherte sich in Bestzeit von 2:16,54 Minuten Olympia-Gold. Das i-Tüpfelchen obendrauf: Mit glänzenden 6.810 Punkten ein neuer Landesrekord für Belgien.

Jessica Ennis-Hill beendete ihre letzten Olympischen Spiele mit 6.775 Punkten auf dem Silberrang und zeigte dabei mit ihrem bekannt strahlenden Lächeln Größe, als sie ihre Nachfolgerin nach dem Zieleinlauf fest in die Arme schloss. Brianne Theisen-Eaton holte mit 6.653 Punkten Bronze.

Einen starken fünften Platz belegte bei ihrer Olympia-Premiere Carolin Schäfer. Zu den erhofften 6.600 Punkte fehlte ein Stück, mit 6.540 Punkten – nur 17 unter Bestleistung – und besonders ihrer besten internationalen Platzierung war sie aber rundum zufrieden. Dasselbe gilt für Jennifer Oeser, die mit 6.401 Punkten ihren besten Siebenkampf seit 2011 absolvierte und sich über 800 Meter in 2:13, 82 Minuten von zwölf auf neun nach vorne schob. Auch Claudia Rath steckte nicht auf, glänzte mit der zweitbesten Zeit im Feld von 2:07,22 Minuten und machte damit sieben Plätze gut: 6.270 Punkte und Rang 14.

 

TAG 1 

100 Meter Hürden

Carolin Schäfer macht Lust auf mehr

Was für eine Ehre: Jennifer Oeser war die erste deutsche Leichtathletin, die im Olympiastadion von Rio de Janeiro in Aktion treten durfte. Die Leverkusenerin hatte es dabei ganz besonders eilig und produzierte erst einmal einen Fehlstart. Anschließend kam auch die Belgierin Nafi Thiam zu schnell aus den Blöcken – aber eine gelbe Karte für alle Starterinnen bedeutete Aufatmen. Versuch drei gelang: In guten 13,69 Sekunden, zweitbeste Zeit der Saison, wurde Jennifer Oeser beim Sieg der Medaillenkandidatin aus Lettland Laura Ikauniece-Admidina (13,33 sec) Vierte.

Unter lautem Jubel für Mitfavoritin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 13,48 sec) wurden die Athletinnen in Lauf drei vorgestellt. Keine von ihnen kam bei regennasser Bahn in den Bereich der Bestzeit – auch nicht Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt), die in 13,63 Sekunden ein ordentliches Rennen zeigte. Schnellste hier: Siebenkampf-Europameisterin Anouk Vetter (Niederlande; 13,47 sec).

Die schnellsten Siebenkämpferinnen kamen zum Schluss. Unter ihnen: Die Dritte von Götzis (Österreich) Carolin Schäfer (TV Friedrichstein). Sie erwischte einen super Start und ein schnelles Rennen, das ihr als einziger Top-Athletin im Feld eine neue Bestzeit bescherte. In 13,12 Sekunden blieb sie acht Hundertstel unter Hausrekord. Einen starken Eindruck hinterließ zudem die Olympiasiegerin von London Jessica Ennis-Hill (Großbritannien), die nach 12,84 Sekunden als Führende zum Hochsprung geht. In 13,18 Sekunden etwas unter Soll: Hallen-Weltmeisterin Brianne Theisen-Eaton (Kanada).

Hochsprung

Jennifer Oeser stellt Bestleistung ein

Erst einmal ist Jennifer Oeser in ihrer Karriere über 1,86 Meter geflogen – vor genau zehn Jahren bei der EM in Göteborg (Schweden). Jetzt gelang ihr das Kunststück ein zweites Mal: Die Leverkusenerin meisterte 1,86 Meter und zählte damit zu den fünf besten Athletinnen im Feld. Mit 2.077 Punkten rückte sie als Neunte in die Top Ten vor. Nur wenig nach stand ihr Carolin Schäfer: Auch die Hessin kann mit 1,83 Meter mehr als zufrieden sein, ihr Hausrekord steht bei 1,84 Meter. In Lauerstellung auf Rang sieben (2.122 Pkt) geht sie ins Kugelstoßen. Allein Claudia Rath (1.934 Pkt) musste frühzeitig die Taschen packen, nachdem bei 1,77 Meter Endstation war. Sie kann mehr als die 1,74 Meter, die sie in Rio zeigte, war aber dennoch drei Zentimeter besser als in Götzis im Mai. Dort wurde sie allerdings von Oberschenkel-Beschwerden ausgebremst.

In der Gruppe A lieferten zwei Athletinnen einen Wettkampf auf Weltklasse-Niveau: Mit herausragenden 1,98 Meter sorgten sowohl die Britin Katarina Johnson-Thompson als auch die Belgierin Nafissatou Thiam für Jubelstürme und stellten eine neue Weltbestleistung innerhalb eines Siebenkampfs auf. Diese Sätze brachten sie an die Spitze der Gesamtwertung, die nun Johnson-Thompson (2.264 Pkt) vor Thiam (2.252 Pkt) anführt.

Eine geballte Faust gab es auch von Jessica Ennis-Hill, die mit einem Satz über 1,89 Meter fünf Zentimeter auf ihre Leistung von Ratingen draufpackte. Mit 2.242 Punkten hat sie nur wenig Rückstand auf die Top-Hochspringerinnen sowie bereits rund 60 Punkte Puffer auf die viertplatzierte Akela Jones aus Barbados (1,89 m). Fünfte nach zwei Disziplinen: Brianne Theisen-Eaton (1,86 m; 2.151 Pkt).

Kugelstoßen

Schäfer und Oeser mit den nächsten Top-Ergebnissen

Wenn’s läuft, dann läuft’s! Das gilt in Rio für mehrere Siebenkämpferinnen, darunter auch ein deutsches Duo: Carolin Schäfer packte im dritten Versuch einen Zentimeter auf ihre Bestleistung drauf und ließ die Kugel auf 14,57 Meter fliegen – fünftbeste Weite im Feld. Sie hat damit in drei Disziplinen 74 Punkte mehr gesammelt als bei ihrer Bestleistung im Mai in Götzis. Der Kurs in Richtung 6.600+ Punkte stimmt! Jennifer Oeser fehlte mit 14,28 Metern nur ein Zentimeter zu ihrer Bestleistung aus 2009. Damit liegen Schäfer (2.954 Pkt) und Oeser (2.890 Pkt) auf Platz vier und sieben der Zwischenwertung.

Die Führung hat mit einem Stoß auf 14,91 Meter Nafissatou Thiam (3.107 Pkt) übernommen, Jessica Ennis-Hill (13,86 m; 3.027 Pkt) hat sich wieder auf Platz zwei nach vorne gekämpft, dahinter weiter auf Medaillenkurs liegt Akela Jones (14,09 m; 3.017 Pkt). Katarina Johnson-Thompson verlor nach 11,68 Metern an Boden, Brianne Theisen-Eaton (13,45 m) bleib rund einen halben Meter unter ihrer Bestleistung.

Auch für Claudia Rath zählt das Kugelstoßen zu den ungeliebten Disziplinen. In Rio musste sie sich mit 12,83 Metern zufrieden geben, rund 20 Zentimeter unter dem Resultat von Götzis und fast einen Meter unter Hausrekord. So liegt sie derzeit auf Platz 26 (2.650 Pkt).

200 Meter

Carolin Schäfer in Lauerstellung auf die Top Drei

In der letzten Disziplin waren nach einem langen Tag die Beine schwer. Das spürten wohl alle Athletinnen, die zumeist deutlich über ihren Bestleistungen blieben. So ließen Carolin Schäfer (23,99 sec), Claudia Rath (24,48 sec) und Jennifer Oeser (24,99 sec) dann auch alle ein paar Punkte liegen im Vergleich zu ihren besten Siebenkämpfen in diesem Jahr. An Boden verloren sie im Vergleich zur Konkurrenz aber kaum, Carolin Schäfer liegt als Fünfte (3.936 Pkt) nur 28 Punkte hinter einem Medaillenrang, auch Jennifer Oeser (3.778 Pkt) ist als Zehnte in den Top Ten, nur Claudia Rath (3.585 Pkt) auf Platz 26 fehlte an Tag eins ein Highlight.

Mit einer Zeit von 23,49 Sekunden – der zweitschnellsten der Konkurrenz – übernahm Jessica Ennis-Hill zum zweiten Mal nach den 100 Meter Hürden wieder die Führung: 4.057 Punkte. Nafissatou Thiam (3.985 Pkt) übernachtet auf Platz zwei, Akela Jones (3.964 Pkt) auf Platz drei, weiterhin die Medaillen im Blick hat auch die schnellste 200-Meter-Läuferin des Tages Katarina Johnson-Thompson (23,26 sec) auf Platz vier (3.957 Pkt).

STIMMEN DER DLV-ATHLETINNEN

Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt)
Es hätte bei Weitem besser laufen können… Über 200 Meter habe ich echt versucht zu fighten, aber auf den letzten 30 Metern ging gar nichts mehr, diese Zeit bin ich seit fünf, sechs Jahren nicht mehr gelaufen. Der Tag war lang und anstrengend. Da habe ich dann doch gemerkt, dass ich zwei Monate kaum trainieren konnte, ich hatte mir ja in Götzis zwei Muskelfaserrisse zugezogen, einen auf der Oberschenkel-Vorderseite, das ging noch, dann noch einen beim Speerwurf. Ich muss wohl akzeptieren, dass ich doch nicht ganz fit bin. Dabei lag ich noch ganz gut auf Kurs, eine Saison-Bestleistung beim Saison-Höhepunkt ist immer mein Ziel. Durch die 200 Meter ist die aber jetzt in weite Ferne gerückt.

Carolin Schäfer (TV Friedrichstein)
Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit meinem ersten Tag! Beim Kugelstoßen klappte es erst wieder im Dritten, das war wie immer (lacht). Es war ein super langer Tag. Über 200 Meter waren dann hinten raus die Beine schwer, ich hatte auch ein bisschen Pech mit Bahn acht. Aber es war ein guter Einstand bei Olympischen Spielen. Mit der Punktzahl nach Tag eins kann ich gut arbeiten, ich hoffe, dass ich morgen frisch rauskomme, dann will ich auf jeden Fall die 6.600 Punkte angreifen. Von der Stimmung hier war ich positiv überrascht, es waren viele deutsche Fans da, jetzt kommt auch olympisches Flair auf.

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