Der Kenianer Geoffrey Kamworor hat am Samstag bei der Halbmarathon-Weltmeisterschaft in Cardiff (Großbritannien) seinen Titel erfolgreich verteidigt.
In 59:10 Minuten blieb der 23-Jährige trotz eines bösen Sturzes zu Beginn und nicht idealer Bedingungen nur um zwei Sekunden hinter jener Zeit zurück, mit der er sich vor zwei Jahren den Titel in Kopenhagen (Dänemark) geholt hatte. "Ich habe mir am Start gesagt, dass ich nicht aufgebe", sagte er angesichts zweier aufgeschrammter Knie. Diese kämpferische Einstellung wurde belohnt. Sein Teamkollege Bedan Karoki Muchiri konnte in der Schlussphase nicht mehr mithalten und wurde in 59:36 Minuten Zweiter.
Stark umkämpft war im Regen von Cardiff die Bronzemedaille: Mittendrin der Doppel-Olympiasieger und Liebling der heimischen Fans, Mo Farah. Der Brite schaffte es in 59:59 Minuten vor dem zeitgleichen Abayneh Ayele sowie Tamirat Tola (beide Äthiopien 1:00:06 h) tatsächlich auf das Podest.
Europarekord über 15 Kilometer
Zufrieden war er damit aber nicht: "Ich hätte gerne vor dem tollen heimischen Publikum gewonnen. Aber ein anderer Athlet war besser." Ein kleines Trostpflaster: Seine 15-Kilometer-Zwischenzeit von 42:03 Minuten war ein Europarekord.
Das Frauenrennen diktierten die Kenianerinnen. Peres Jechirchir entschied bei ihrem ersten großen internationalen Einsatz in 1:07:31 Stunden das Duell mit ihrer Teamkollegin Cynthia Jerotich Limo (1:07:34 h) für sich. Mary Wacera Ngugi machte als sichere Dritte (1:07:54 h) den kenianischen Medaillen-Sweep vor zwei Äthiopierinnen perfekt. Beste Europäerin war die Italienerin Veronica Inglese (1:10:59 h) auf Platz 16.
Das Rennen der Männer
Der Lauf der Männer begann mit einem Schock für Kenia und den großen Favoriten: Auf der regennassen Straße rutschte Geoffrey Kamworor bei einem seiner ersten Schritte aus und stürzte. Dabei kam offenbar noch ein weiterer Athlet zu Fall. Da die Veranstalter ohne Zeitverzögerung ein Massenrennen gestartet hatten, war die Situation brenzlig.
Doch Geoffrey Kamworor schaffte es noch auf dem ersten Kilometer, sich durch die vielen bereits an ihm vorbeigelaufenen Athleten hindurchzuschlängeln und wieder die Spitzengruppe zu erreichen. Dort hatten seine Landsleute in dieser Phase noch nicht auf das Tempo gedrückt, um auf den Titelverteidiger zu warten. Lediglich der Äthiopier Abayneh Ayele versuchte die Situation für sich zu nutzen und machte an der Spitze Druck. Doch er kam nicht weit, bald darauf bestimmten die Kenianer das Geschehen.
Nachdem 13 Läufer die 5-Kilometer-Marke in 14:10 Minuten passiert hatten, fiel schon gegen Ende des nächsten, schnellen 5-Kilometer-Abschnittes die Gruppe auseinander. Neben Geoffrey Kamworor und Bedan Karoki Muchiri bildeten Simon Cheprot (Kenia) und Tamirat Tola (Äthiopien) eine vierköpfige Spitzengruppe. Das Quartett erreichte die 10-Kilometer-Marke nach 27:59 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt lag Mo Farah als Siebenter mit fünf Sekunden Rückstand noch in Reichweite, doch bald darauf wurde klar, dass der Brite dieses Mal den beiden stärksten Kenianern nicht Paroli bieten konnte.
Als sich die beiden führenden Kenianer Geoffrey Kamworor und Bedan Karoki Muchiri nach rund 14 Kilometern absetzten, hatte Mo Farah bereits einen Rückstand von über 100 Metern. In 41:41 Minuten passierte das Duo die 15-Kilometer-Marke, so dass sie für die 10-km-Distanz von 5 bis 15 km 27:31 Minuten gebraucht hatten - mit einer solchen Zeit würden sie die meisten internationalen 10-Kilometer-Rennen gewinnen.
Kurz vor der 20-Kilometer-Marke fiel dann die Entscheidung. Im strömenden Regen setzte sich Geoffrey Kamworor ab, dessen Halbmarathon-Karriere 2011 in Berlin begonnen hatte, als er als 18-Jähriger überraschend in 60:38 Minuten gewonnen hatte. Mit 59:10 Minuten stellte er eine Jahresweltbestzeit auf. Zwar wird teilweise eine schnellere Zeit des Kenianers Solomon Yego, der das Rennen Rom-Ostia in 58:44 Minuten gewonnen hatte, geführt. Doch die italienische Strecke erfüllt nicht die Kriterien für die Anerkennung von Rekorden.
Mo Farah, der noch bei der WM im vergangenen Sommer im 10.000-Meter-Finale Geoffrey Kamworor knapp hinter sich gelassen hatte, arbeitete sich im letzten Teil des Rennens noch nach vorne. Schließlich gelang es ihm mit seinem starken Endspurt, Abayneh Ayele knapp hinter sich zu lassen. Mo Farah wurde in 59:59 Minuten vor dem zeitgleichen Äthiopier Dritter. Auf den Rängen fünf und sechs folgten Tamirat Tola (60:06 min) und Simon Cheprot (60:12 min).
Das Rennen der Frauen
Bei den Frauen entwickelte sich frühzeitig der erwartete Länderkampf zwischen Kenia und Äthiopien. Nach gut sieben Kilometern bestand die achtköpfige Führungsgruppe ausschließlich aus Läuferinnen dieser beiden Nationen. Auch bei den Frauen war der Mittelteil des Rennens sehr schnell, so dass sich hier die Führungsgruppe verkleinerte.
Nachdem die 15-Kilometer-Marke in 48:14 Minuten erreichte wurde - den 5-Kilometer-Abschnitt zuvor waren die Läuferinnen damit in sehr schnellen 15:40 Minuten gelaufen -, verkleinerte sich die Gruppe auf fünf Athletinnen. Neben Peres Jepchirchir, Cynthia Limo und Mary Wacera Ngugi liefen noch die beiden Äthiopierinnen Netsanet Gudeta und Genet Yalew. Als dann rund zwei Kilometer vor dem Ziel Cynthia Limo und Peres Jepchirchir das Tempo an der Spitze nochmals forcierten, waren die beiden Äthiopierinnen geschlagen. Auch Mary Wacera Ngugi Wacera fiel bald darauf zurück, hatte aber keine Probleme, den dritten Platz zu halten.
Im Kampf um den Sieg ergriff auf dem letzten Kilometer zunächst Cynthia Limo die Initiative. Doch die Jahresweltbeste, die im Februar das hochkarätige Rennen in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) in 66:04 Minuten gewonnen hatte, wurde kurz danach wieder eingeholt. Als es schließlich auf die Zielgerade ging, war es Peres Jepchirchir, die sich entscheidend absetzen konnte.
Hinter dem kenianischen Trio Peres Jepchirchir (67:31 min), Cynthia Limo (67:34 min) und Mary Wacera Ngugi (67:54 min) verhinderten die Äthiopierinnen Netsanet Gudeta (68:01 min) und Genet Yalew (68:15) einen kompletten kenianischen Durchmarsch wie bei der WM vor zwei Jahren. Sechste wurde Gladys Chesire (68:46 min) gefolgt von Pascalia Kipkoech (69:44 min).
„Das war kein schlechtes Rennen, obwohl ich an einem Hügel ein paar Probleme hatte“, erklärte die neue Weltmeisterin Peres Jepchirchir, die im vergangenen Herbst mit zwei starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Zunächst gewann sie die 10 Kilometer in Prag mit 30:55 Minuten und erzielte damit die zweitschnellste Zeit des Jahres, dann siegte sie bei einem Halbmarathon in Usti nad Lebem (ebenfalls Tschechische Republik) in 67:17 Minuten. Die Läuferin kommt aus Iten und ist eine Trainingspartnerin der Marathon-Weltklasseläuferin Mary Keitany.
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