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Gesa Felicitas Krause gefeiert, aber kein Popstar

Eine Flut von Facebook-Nachrichten, Gratulation von völlig Fremden auf der Straße und stehende Ovationen beim ISTAF für ihre deutsche Bestleistung über 2.000 Meter Hindernis. Gesa Felicitas Krause genießt das Feedback für ihren Bronzelauf von Peking. Die Gefahr, dass sich zu viel Zufriedenheit einstellt, besteht aber nicht. Denn das olympische Feuer ruft.
Jan-Henner Reitze

Für dieses Rennen hat Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) das Feiern hinten angestellt. "Berlin war bei mir fest im Kopf. Da konnte ich mir das nicht leisten. Mir war es wichtig, mich vor heimischer Kulisse gut zu präsentieren. Meine Form stimmt, das wollte ich noch einmal zeigen."

Das ist der WM-Dritten bravöros gelungen - und das Publikum feierte das lautstark. Beim ISTAF steigerte sie ihre eigene deutsche Bestleistung über 2.000 Meter Hindernis am Sonntag um mehr als elf Sekunden auf 6:04,20 Minuten. Als Siegerin lief Virginia Nyambura Ngana (6:02,16 min) sogar eine Weltbesteit. Im WM-Finale lag die Kenianerin als Siebte hinter der DLV-Athletin, für die der Schlusspunkt der Bahn-Saison gesetzt ist. Zum Saisonausklang stehen in Interlaken (Schweiz) am Freitag (11. September) noch ein Lauf über die Meile und der Tübinger Stadtlauf (20. September) auf dem Programm.

Sogar fremde Menschen gratulieren auf der Straße

Den Höhepunkt hat das Jahr bei der WM in Peking (China) gehabt: Die spannende Schlussphase des Finals und den Zielsprint um die Farbe der Medaille nach dem letzten Hindernis, der mit Bronze und Bestzeit (9:19,25 min) endete, hat viele Fans beeindruckt und neue hinzukommen lassen.

"Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, alle Nachrichten auf Facebook zu lesen. In Frankfurt werde ich von Leuten auf der Straße angesprochen, die ich gar nicht kenne. Sie haben mir gesagt: Ich habe dich im Fernsehen gesehen und du hast das klasse gemacht", erzählt die Deutsche Meisterin.

Das positive und große Feedback freut Gesa Felicitas Krause. Dass die vermehrten Termine und der hohe Zuspruch dazu führen könnten, den Fokus zu verlieren, fürchtet sie nicht. "Als Leichtathlet bist du kein Popstar", sagt die EM-Dritte von 2012. "Meinen Alltag kann ich normal bestreiten." Dennoch ist die Vorfreude auf den 23. September groß - wenn es in den wohl verdienten Urlaub geht und endlich mal Ruhe einkehrt.

Trainer-Genie gefordert

Danach richtet sich der Blick Richtung 2016, Olympia ist schon das ganze Jahr im Hinterkopf, der Erfolgshunger noch lange nicht gestillt. "Es ist wie eine Sucht. Man ist eigentlich nie zufrieden. Das war schon so, als ich ein kleines Kind war", erklärt die Frankfurterin und schickt mit einem Schmunzeln auf den Lippen gleich mal eine Aufgabe in Richtung Wolfgang Henig. "Ich stelle meinen Trainer vor eine neue Herausforderung. Jetzt ist ein Niveau erreicht, wo man einen neuen Reiz finden muss."

Das Vertrauen ist in acht Jahren Zusammenarbeit gewachsen. Ob an den Stellschrauben Höhentrainingslager, Umfang oder Zubringerleistung gedreht wird, überlässt die Athletin ganz ihrem Trainer. "Das Genie ist mein Coach. Er wird sich etwas einfallen lassen. Ich bin eine Athletin, die gerne mal mitredet. Aber da mische ich mich nicht ein."  

Im Fokus steht in erster Linie eine weitere Steigerung der Bestzeiten. "Die habe ich in diesem Jahr außer über 2.000 Meter Hindernis alle nur minimal verbessert." Gesa Felicitas Krause sieht auch in ihrer ISTAF-Zeit über die verkürzte Distanz einen Fingerzeigt, dass schon jetzt noch schnellere Zeiten über die 3.000 Meter Hindernis drin wären. Das zeigte auch der letzte Kilometer im WM-Rennen, den die Spitzengruppe um die Deutsche in weniger als drei Minuten absolviert hatte.

Deutscher Rekord im Visier

Das bedeutet natürlich auch einen Angriff auf den deutschen Rekord von Europameisterin Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus; 9:18,54 min). "Mit dieser Zeit habe ich in diesem Jahr schon geliebäugelt. Es war aber nicht schlimm, dass er im WM-Finale noch nicht gefallen ist. Da habe ich alles erreicht und umso schöner, dass ich den Rekord jetzt noch erreichen kann."

Ob es bei Olympia dann wieder um eine Medaille gehen kann, wird vom Rennverlauf abhängen. "Natürlich habe ich mich auch in einen Rang gebracht, wo man sagt: Eine Olympia-Medaille wäre toll. Aber die Karten werden neu gemischt."

Spannende Duelle mit Antje Möldner-Schmidt?

Auf dem Weg nach Rio muss die 23-Jährige dann wieder mit Konkurrenz aus dem eigenen Lager rechnen. Antje Möldner-Schmidt möchte noch einmal angreifen. Beide Athletinnen haben die Hindernisse-Strecke in den vergangenen Jahren aus Sicht des DLV geprägt - und die Sympathien der Fans gewonnen. Wegen Achillessehen-Problemen musste Antje Möldner-Schmidt auf die WM-Saison verzichten und sich operieren lassen.

"Ich wünsche ihr gute Genesung", erklärt Gesa Felicitas Krause und freut sich schon auf Duelle im kommenden Jahr mit der Europameisterin. "Ich habe sie im direkten Vergleich noch nie geschlagen. Die Saison war eine Ansage, aber ich weiß, was sie kann. Sie ist eine super Hindernisläuferin mit einem unheimlich guten Renngefühl. Da hat sie mir oft durch taktisches Geschick Titel und Platzierungen abgeluchst." Beide Athletinnen könnten sich gegenseitig dazu antreiben, ihren Zeiten noch die ein oder andere Zehntel abzuknapsen.

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