Das Wetter war perfekt, die Laune sowieso: Gina Lückenkemper nutzte am Samstagabend die Regensburger Sparkassen-Gala zu einem Sturmlauf über 200 Meter.
Auf 23,12 Sekunden drückte das Ausnahmetalent des LAZ Soest ihre Bestzeit - seit 2000 war keine deutsche U20-Athletin schneller. „Das war einfach nur megageil. Es ging alles supergut. Mit so einer Zeit hatte ich nicht gerechnet.“ Da konnte auch die ältere Konkurrenz um die Deutsche Meisterin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) über die erst 18-Jährige nur Staunen und ihr das Attribut „krass“ verpassen.
Gina Lückenkemper machte mit ihren schnellen Beinen einfach ihr Ding. Auch dass die Französin Celine Distel-Bonnet verletzt auf der Strecke blieb, brachte sie nicht aus dem Konzept: „Im ersten Moment hatte ich mich kurz erschrocken, als neben mir der Schrei kam und sie zu Boden ging. Aber man muss fokussiert bleiben.“ Das blieb sie.
Spaß und Freude als Erfolgsgeheimnis
Sie selbst habe „keine Ahnung“, wo sie diese Zeit von 23,12 Sekunden herholte: „Es ist einfach da.“ Ihr Erfolgsgeheimnis erklärt sie so: „Ich habe Spaß an den 200 Metern. Das spielt mit rein. Für manche Leute ist es eine Kopfsache. Mir macht es Freude, wenn ich aus der Kurve herauskomme und noch eine Gerade laufen darf. Ich liebe das einfach. Deshalb läuft es wahrscheinlich auch so gut.“
Zwar weiß Gina Lückenkemper ihre neue Bestzeit einzuordnen, sie weiß aber auch, dass die Bäume nicht so schnell in den Himmel wachsen. In die Saison war sie mit dem Ziel gegangen, die Leistungen des letzten Jahres (23,26 sec als Bestzeit und fünfmal 23,50 sec oder schneller) zu bestätigen: „Das hat jetzt wieder mal ein bisschen besser geklappt als gedacht. Jetzt muss ich aber erst einmal diese Zeit festigen.“
Team-EM und WM-Norm noch kein heißes Thema
Trotzdem wäre sie jetzt sogar die schnellste Deutsche auf den 200 Metern. Beim Gedanken an einen Team-EM-Start in Cheboksary (Russland) winkt Gina Lückenkemper allerdings vorsichtig ab: „Ich wäre super gerne dabei, aber ich glaube, dass das für mich von der Belastung her noch ein wenig zuviel wäre. Ich habe direkt das Wochenende davor und das Wochenende danach auch noch einen Wettkampf.“
Ähnlich sieht sie auch ein anderes Thema: Die WM-Norm der Erwachsenen von 22,90 Sekunden scheint plötzlich in Reichweite, doch damit will sich Gina Lückenkemper gar nicht so recht beschäftigen: „Das ist für mich zu weit hergeholt. Klar träumt man von sowas, aber das ist doch zu krass.“ Sie hat aber eine andere Idee: „Ich würde auch als Wasserträgerin für die Staffel mitfahren, um einfach Erfahrung zu sammeln.“
Medaillenträume für Eskilstuna
Das Sprinttalent plant ansonsten lieber Schritt für Schritt. Ihr Traum ist es, früher oder später die 22 vor das Komma zu setzen und eine Zeit unter 23 Sekunden zu laufen.
Momentan drehen sich die Gedanken aber vor allem um ihr großes Saisonziel, die U20-EM im schwedischen Eskilstuna. Dafür sind die Ziele schon etwas klarer: „Ich würde mir gerne mit der Staffel eine Medaille um den Hals hängen und auf den 200 Metern sollte mit so einer Zeit wie in Regensburg auch einiges drin sein.“