| Berlin

Homiyu Tesfaye pulverisiert seine Halbmarathon-Bestzeit

Für das stärkste Ergebnis aus deutscher Sicht hat am Sonntag beim 37. Berliner Halbmarathon Homiyu Tesfaye gesorgt. Der einstige 1.500-Meter-Spezialist kam bei seinem erst zweiten Lauf über diese Strecke als Siebter in 62:58 Minuten ins Ziel und pulverisierte seine Bestzeit um mehr als vier Minuten. Sabrina Mockenhaupt meldete sich nach Verletzungsproblemen erfolgreich auf der längeren Distanz zurück.
Pamela Ruprecht/Jörg Wenig

Erst einen Halbmarathon hatte Homiyu Tesfaye vor seinem Start in Berlin in den Beinen. Bei den Deutschen Meisterschaften war er 2012 67:17 Minuten gelaufen. Das Rennen in der Hauptstadt wollte der Frankfurter forsch angehen. "Von meinem Training her denke ich, dass eine Zeit zwischen 61 und 62 Minuten möglich ist", meinte er noch bei der Auftakt-Pressekonferenz. Ganz so schnell wurde es zwar nicht, aber die 62:58 Minuten und Platz sieben können sich dennoch absolut sehen lassen. Zum Vergleich: die persönliche Bestmarke vom Deutschen Marathon-Rekordler Arne Gabius steht bei 62:08 Minuten.

Mutig ging der aus Äthiopien stammende Homiyu Tesfaye in das Rennen. Bis Kilometer sieben lief er sogar in der Spitzengruppe. „Danach musste ich mich zurücknehmen, denn das Tempo wurde zu schnell, und ich wollte ja ins Ziel kommen“, sagte der 23-Jährige. In der kommenden Sommersaison wird er sich zunächst wieder auf seine Spezialdisziplin, die 1.500-Meter-Strecke, konzentrieren. „Aber eines Tages möchte ich auch Marathon laufen“, kündigte er an.

Philipp Pflieger schrammt an neuer Bestzeit vorbei

Immerhin ließ Homiyu Tesfaye als bester Deutscher den Olympia-Teilnehmer im Marathon Philipp Pflieger hinter sich. Der Regensburger verpasste sein Vorhaben, eine neue Bestzeit, nur knapp. Nach 64:04 Minuten kam der 29-Jährige ins Ziel, erst einmal war er in einem Halbmarathon schneller. 2015 mit 63:51 Minuten. "Der Wind hat ganz schön viel Kraft gekostet", sagte der Neuntplatzierte. "Aber ich bin zufrieden." Und weiter: "Ich wäre gerne schneller gelaufen, aber während der Marathon-Vorbereitung ist das nicht so leicht.“ In drei Wochen geht er beim Hamburg-Marathon an den Start.

An der Spitze dominierten die Afrikaner: Der Sieger Gilbert Masai kam aus dem Kreis der Top-Favoriten und konnte mit 59:57 Minuten gerade noch unter einer Stunde bleiben. Auf den Plätzen zwei und drei folgten mit Vincent Kipchumba (60:32 min) und Reubern Limaa (61:43 min) zwei weitere Kenianer. Drittbester Deutscher wurde Marcel Bräutigam (Gutsmuths Rennsteiglauf) auf Platz dreizehn in 65:29 Minuten.

Das Rennen der Männer hatte bei insgesamt guten, aber phasenweise etwas windigen Wetterbedingungen mit einem verhaltenen Tempo begonnen. Doch nach einigen Kilometern wurde es schneller, und eine Vorentscheidung fiel dann frühzeitig. Mit einer deutlichen Tempoverschärfung setzte sich Gilbert Masai zwischen Kilometer elf und zwölf ab – diesen Abschnitt lief er in 2:38 Minuten. Danach konnte auch der Tempomacher nicht mehr mithalten, und Masai lief alleine an der Spitze. „Mit etwas mehr Konkurrenz in dieser Phase hätte ich noch schneller laufen können. Aber wenigstens bin ich noch unter einer Stunde geblieben“, sagte Gilbert Masai, der sich ebenfalls auf den Hamburg-Marathon in drei Wochen vorbereitet.

Beachtliches Comeback auf der langen Distanz für Sabrina Mockenhaupt

Bei den Frauen konnte sich Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) die angestrebte Position als beste Deutsche sichern und zeigte ein starkes Halbmarathon-Comeback nach langen Verletzungsproblemen. In einem für sie schweren Rennen erreichte sie in 72:11 Minuten als Achte  das Ziel. "Das war richtig anstrengend, großes Kopfkino", sagte die 36-Jährige nach dem Lauf. „Das war ein hartes Stück Arbeit, schließlich fehlt mir aufgrund der Verletzungen eine Trainingsbasis von fast einem Jahr.“ Fernziel ist die Marathon-Teilnahme der an der Heim-EM 2018.

In der Anfangsphase war sie zusammen mit Katharina Heinig gelaufen, die dann jedoch nach rund fünf Kilometern den Anschluss verlor. Kein Happy End hatte der Wettlauf gegen die Zeit für sie. Die Frankfurterin hätte nach ihrem starken Berlin-Marathon letzten Herbst (2:28:34 h) für eine WM-Nominierung für London (Großbritannien; 5. bis 13. August) auf der 42,125-Kilometer-Strecke einen Halbmarathon-Leistungsnachweis von 73:15 Minuten benötigt. Diesen verpasste die 27-Jährige, die im Ziel erschöpft auf den Boden sackte, als Neunte um zehn Sekunden: „Offenbar war mein Start noch etwas zu früh nach dem Höhentrainingslager in Kenia. Ich hatte gut trainiert, konnte die Form aber noch nicht umsetzen. Ich wollte mit Sabrina Mockenhaupt mitlaufen, aber es hat heute nicht gereicht.“

Joan Melly siegt im ersten internationalen Rennen nach ihrer Babypause

Vorne machte das Rennen ein Duo aus Kenia, das sich schon früh absetzte: Die als letzte Topläuferin noch ganz kurzfristig nachgemeldete Joan Melly löste sich fünf Kilometer vor Schluss von ihrer Verfolgerin, gewann in 68:45 Minuten und blieb erstmals unter 70 Minuten. „Das war ein sehr schönes Rennen für mich, jetzt möchte ich auch in Berlin im September mein Marathondebüt laufen“, sagte die 28-jährige. „Ich bin dankbar, dass ich so kurzfristig noch in Berlin starten konnte. Ich war heute besonders motiviert, denn es war mein erster internationaler Start nach einer Babypause.“

Zweite wurde ihre Landsfrau Edith Chelimo, die nach 68:57 Minuten im Ziel war. Als Dritte folgte die Titelverteidigerin Elizeba Cherono (Niederlande) mit 70:43 Minuten. Drittbeste DLV-Läuferin war als Elfte Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg; 75:41 min). Insgesamt hatten 34.004 Läufer aus 106 Nationen für die 37. Auflage des Berliner Halbmarathon gemeldet.

Die kompletten Resultate finden Sie in <link>unserer Ergebnisrubrik...

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