| Porträt

Imke Onnen mit Google zur Norm

Die Saison ist für Hochspringerin Imke Onnen (Hannover 96) erst zwei Wettkämpfe und drei Wochen alt und doch hat sie schon ein großes Ausrufezeichen gesetzt: Beim Hallensportfest in Hannover fiel mit 1,92 Metern auf Anhieb die EM-Norm. Bei den Landesmeisterschaften an selber Stelle versuchte sie sich trotz eines Sturzes beim Einspringen am Sonntag dreimal vielversprechend an 1,90 Metern.
Birte Grote

Springen, freuen, googeln, springen, freuen – so lässt sich der Saisoneinstieg von Imke Onnen zusammenfassen. Die Hannoveranerin war beim Hallensportfest in Hannover Anfang Januar im ersten Versuch über 1,90 Meter gesprungen. „Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Wir wollten einfach nur einen soliden Start in die Saison“, erklärte sie. Dann musste erst einmal das Handy gezückt werden, um die Norm für die Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März) zu googeln. Denn weder sie noch ihre Mutter und Trainerin Astrid Fredebold-Onnen wussten, wie hoch die Norm liegt. „Wir hatten uns einfach noch gar nicht damit beschäftigt.“

Nach schneller Recherche wurde die Latte auf 1,92 Meter gelegt und auch da sprang Imke Onnen im ersten Versuch drüber. „Ich hab an diesem Tag überhaupt keinen Druck gespürt und konnte ganz locker in den Wettkampf gehen“, erinnert sich die 24-Jährige. Eine Parallele zu ihrem Saisoneinstieg von vor einem Jahr, als sie beim Springer-Meeting in Garbsen beim ersten Wettkampf nach einjähriger Verletzungspause zur EM-Norm und persönlichen Bestleistung von 1,93 Metern sprang.

Lernen, mit Druck umzugehen

Ihr Ziel für diese Saison lautet nun „stabil 1,90 Meter springen“. Im vergangenen Jahr hatte dies noch nicht geklappt. „Die Wettkämpfe nach Garbsen waren alle nicht so stark. Die Erwartungen waren von außen ziemlich hoch und dann fällt es schwer, sich auf sich selbst und die eigene Leistung zu konzentrieren.“ Vor dem Saisonhöhepunkt stieg die Formkurve wieder an: Sie wurde Deutsche Vizemeisterin und schaffte es ins Finale der Heim-Europameisterschaften in Berlin.

Im Finale bekam sie den Druck von außen wieder deutlich zu spüren. „Ich hatte das Gefühl, dass mein ganzer Körper vibriert hat, als das Publikum geklatscht hat.“ Als einzige Athletin musste sie bei der Einstiegshöhe in den dritten Versuch. Da waren nicht nur alle Augen, sondern auch die Kameras auf sie gerichtet. Während die Hannoveranerin versuchen musste alles auszublenden, war sie gleichzeitig auf den großen Bildschirmen im Olympiastadion zu sehen. „Das waren viel zu viele Reize auf einmal für mich. Da muss ich noch mehr Erfahrungen sammeln, um in so einer Situation bei mir zu bleiben.“

Ziel: das nächste internationale Finale

Auch bei den Landesmeisterschaften gab es am Sonntag eine neue Art von Druck vor Wettkampfbeginn. Beim Einspringen stürzte Imke Onnen. „Ich habe mich total erschrocken und alle haben den Atem angehalten. Außer dass mein Knie weh getan hat und meine Spikes blau vom Tartan sind, ist aber nichts weiter passiert. Wir haben uns gesagt, dass so etwas immer mal bei wichtigen Wettkämpfen passieren kann, und dann muss man mit dem Adrenalinspiegel auch umgehen können.“

Den Wettkampf hatte sie aus dem vollen Training bestritten. „Wir haben uns spontan für einen Start entschieden, da wir die Zeit vor den Deutschen Meisterschaften und Glasgow für eine ordentliche Trainingsphase nutzen wollten.“

Diese Trainingsphase geht nun weiter. Eine Kombination aus Trainings- und regenerativen Reizen und viel Fußstabilisation sollen die in den vergangenen Jahren sehr verletzungsanfällige Athletin gesund durch die Saison und zu den Saisonhöhepunkten nach Leipzig und Glasgow bringen. Das Ziel für einen Start bei den Hallen-Europameisterschaften steht auch schon fest: „Ich möchte wieder in ein internationales Finale.“

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