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Lukas Hein über Rehlingen nach Mannheim und Eskilstuna

Bei den Saarlandmeisterschaften an diesem Wochenende in Rehlingen fehlten einige Topathleten und auch die ganz großen Leistungen blieben aus. U20-Sprinter Lukas Hein (LAZ Saarbrücken), der sich eine Woche zuvor als Zweiter bei der U23-DM in Wetzlar auf 10,36 Sekunden gesteigert hatte, war am Sonntag nur in der Staffel im Einsatz und deutete dabei erneut sein Potenzial an.
Manuel Keil

Eigentlich wollte sich seine Vereinsstaffel in Rehlingen für die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (24. bis 26. Juli) qualifizieren, am Ende stand das Sprint-Quartett um Kai-Daniel Weil, Luka Hein, Rouven Christ und Thanusanth Balasubramaniam aber mit leeren Händen da, weil der zweite Wechsel nicht klappte. „Das war leider alles etwas hektisch, so dass uns vermutlich etwas die Konzentration gefehlt hat“, erklärte er anschließend.

Weil die Männer mit der Jugend zusammen laufen sollten, wurde der Start um zehn Minuten vorgezogen und dann war lange die Bahnverteilung unklar. Dennoch nahm Lukas Hein die ganze Sache sportlich. Wie gut er in Form ist, zeigte er nämlich bei seinem Teilabschnitt auf der Gegengerade, als er förmlich an seinen Kontrahenten vorbei zu fliegen schien.

Erst seit vier Jahren in der Leichtathletik

Der 19-Jährige ist neben Speerwerfer Johannes Vetter (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) der Aufsteiger der Saison in der saarländischen Leichtathletik. Dabei ist er im Vergleich zu vielen anderen Athleten ein Spätstarter, der erst vor vier Jahren mit der Leichtathletik begonnen hat. Vorher spielte er vor allem Fußball und entschied dann sich nach einer einjährigen sportlichen Auszeit erst für den Wechsel der Sportart.

„Ich wollte wieder trainieren. Die Leichtathletik war naheliegend, da ich als Fußballer schon schnell war“, erinnert er sich. Mittlerweile trainiert er beim LAZ Saarbrücken im zweiten Jahr nach den Plänen von Jürgen Schneider, dem früheren Mittelstrecken-Bundestrainer, der selbst eine Bestzeit von 10,32 Sekunden hat. Auch der ist begeistert von der jüngsten Entwicklung seines Schützlings.

Rasante Entwicklung seit Trainerwechsel

„Ich habe ihn damals mit 11,39 Sekunden übernommen, nachdem er mich gefragt hat, ob ich sein Training übernehmen kann. Dass er sich jetzt auf 10,36 Sekunden gesteigert hat, das ist auch für mich ein Quantensprung“, sagt Jürgen Schneider. „Nach Marc Kochan mit 10,32 Sekunden 2001 ist Lukas jetzt mein zweiter Himmelstürmer im Sprintbereich.“

Wie stark seine neue 100-Meter-Bestzeit ist, zeigt auch ein Blick in die Statistiken. Seit 2009, damals lief Robert Hering 10,34 Sekunden, war kein deutscher U20-Athlet mehr schneller. Der alte U20-Saarlandrekord von Werner Zaske (10,40 sec) hat insgesamt fast 37 Jahre gehalten und auch dem 18 Jahre alten Saarlandrekord von Uwe Eisenbeis hat er sich bis auf eine Hundertstelsekunde genähert.

Vorfreude auf Juniorengala

Im Vorfeld der Saison hatte Lukas Hein sich die Norm von 10,60 Sekunden für die U20-Europameisterschaften in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli) als Ziel gesetzt. Nachdem er 2014 Platz sechs über 100 Meter und in der vergangenen Hallen-Saison Platz eins über 60 Meter bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften belegte, schien das ein realistisches Saisonziel.

„Ich wusste natürlich nicht, ob das klappt. Mein Start war in der Vergangenheit ja meistens nicht so gut. Dass ich jetzt so deutlich unter der Norm geblieben bin, hat mich selbst überrascht“, sagt der 19-Jährige. Seinen nächsten Wettkampf bestreitet er am kommenden Wochenende bei der Junioren-Gala in Mannheim (27./28. Juni). Dann stehen neben der Staffel auch die 100 Meter wieder auf dem Programm. „Das wird dann mein erster Start in einem internationalen Feld. Da freue ich mich schon drauf“, erzählt er stolz.

Finale als Ziel für die U20-EM

Aktuell rangiert Lukas Hein in der Europäischen U20-Bestenliste auf Position drei. Für den Saisonhöhepunkt geben Athlet und Trainer beide aber als Ziel den Finaleinzug an. „Mein Ziel ist das Niveau zu halten, dann sollte das Finale möglich sein“, findet er. „Mit der Staffel sieht es auch ganz gut aus. Da hoffen wir auf eine Top-Drei-Platzierung.“

Als Fernziel hat der Saarländer aber auch schon die U23-EM in zwei Jahren im Blick. Um diese Ziele zu erreichen, trainiert er im Moment fünf bis sechs Mal pro Woche. Nebenbei hat er gerade sein Abitur mit einem Einserschnitt abgelegt und strebt nun ein Studium im Bereich der Ingenieurwissenschaften an. Als Studienorte kommen dabei Saarbrücken oder Kaiserslautern in Frage, liegt sein Wohnort Bechhofen doch fast genau auf halber Strecke zwischen den beiden Universitätsstädten.

Robert Hind mit Doppelsieg in Rehlingen

Da Lukas Hein bei den Saarlandmeisterschaften auf Einzelstarts verzichtete, war in Rehlingen der Weg frei für seine Konkurrenten. Im Sprint gelang Robert Hind (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) in 10,79 Sekunden (- 1,2 m/sec) über 100 Meter und in 21,74 Sekunden (-1,7 m/sec) über 200 Meter ein Doppelsieg.

Dessen Vereinskollege Marvin Bollinger, der im Zehnkampf bereits für die U20-EM nominiert ist, testete in Rehlingen in vier Disziplinen seine Form. Mit 4,50 Metern im Stabhochsprung, 57,31 Metern im Speerwurf, 13,98 Metern im Kugelstoßen und 41,80 Metern im Diskuswurf sicherte sich der 18-Jährige dabei auch jeweils den Titel.

Werfer mit soliden Leistungen

Ansonsten gab es die stärksten Leistungen im Wurfbereich. So verteidigte Hammerwerfer Andreas Sahner (LC Rehlingen) trotz Schulterproblemen mit 63,59 Metern souverän seinen Vorjahrestitel. In der weiblichen Jugend erfüllte Sophie Gimmler (LAZ Saarbrücken), die U20-WM-Finalistin von Eugene (USA), am Samstag mit 59,09 Metern ihre Pflichtaufgabe. Direkt im Anschluss ging es für die 19-Jährige weiter nach Braunschweig, wo am Sonntag bereits der nächste Wettkampf für sie auf dem Programm stand.

Im Speerwurf überzeugte die 16 Jahre alte Louisa Gerhard (LC Rehlingen) als Doppelsiegerin. Zunächst sicherte sie sich mit 46,74 Metern den U18-Titel und kam anschließend auch mit dem schwereren U20-Speer bis auf knapp zwei Meter an diese Weite heran. Mit 44,85 Metern verwies sie Siebenkämpferin Louisa Grauvogel (LG Saar 70; 43,57 m) auf Rang zwei.

Während die Teilnehmerzahl noch vergleichbar mit der des Vorjahres war, blieben die Leistungen und auch die Anzahl der Disziplinmeldungen (Rückgang um knapp 20 Prozent) bei den diesjährigen Saarlandmeisterschaften deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Die kompletten Resultate finden Sie in der <link>Ergebnisrubrik...

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