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Maren Kock orientiert sich nach unten

Mit dem Alter eines Läufers nimmt die Länge der favorisierten Distanz zu. Meistens jedenfalls. Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) hat einen anderen Weg gewählt. Die EM-Starterin über 5.000 Meter will 2015 über 1.500 Meter durchstarten und liebäugelt sogar mit einem WM-Start. Wie stark die 24-Jährige ist, musste die Konkurrenz bei der DM in Ulm erfahren.
Martin Neumann

Die Wut im Bauch entlud sich im Donaustadion in einem spektakulären Endspurt: Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) wollte es den 1.500-Meter-Spezialisten bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juli zeigen. Und nicht nur denen. Sie wollte auch beweisen, dass sie zu Unrecht nicht für die Team-EM Mitte Juni nominiert worden war. Für Braunschweig bekamen auf den Strecken zwischen 1.500 und 5.000 Meter die Zwillinge Elina und Diana Sujew (beide LT Haspa-Marathon Hamburg) und Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) den Vorzug. Die im Emsland lebende Läuferin musste zuschauen.

Das tat die 5.000-Meter-Spezialistin auch im DM-Finale – bis zur letzten Runde. Dann trat sie an und distanzierte die vermeintlich endschnellere Konkurrenz mit einer 59er-Schlussrunde. Schon vor dem Ziel reckte die 24-Jährige die Arme zum Jubel nach oben und gewann in 4:20,85 Minuten und rund anderthalb Sekunden Vorsprung vor Diana Sujew, die drittplatzierte Denise Krebs (TV Wattenscheid) lag eine weitere Sekunde dahinter.

Hallen-Titel

„Das ist mein Titel, den wollte ich mir nicht nehmen lassen“, erinnert sich Maren Kock an ihre Portion Extra-Motivation vor dem Start. Ein ähnliches Bild gab es schon bei der Hallen-DM: Ende Februar in Leipzig legte sie die finalen 200 Meter in unter 30 Sekunden zurück und sicherte sich vor Vereinskameradin Corinna Harrer den Titel über 3.000 Meter. Diese Schnelligkeit auf den letzten Metern sei eine ihrer angeborenen Stärken, sagt die Tochter einer Schwimmerin und eines Fußballers. Spezielle Sprinteinheiten spielen im Training von Maren Kock keine große Rolle.

Aufgrund der Leistungen in der zurückliegenden Saison hat sich Maren Kock zusammen mit ihrem Trainer Arno Kosmider entschieden, im kommenden Jahr international anstatt auf die 5.000 lieber auf die 1.500 Meter zu setzen. Ein weiterer Grund ist der WM-Austragungsort 2015: „Ich kann mir nicht vorstellen, bei dem Smog in Peking 5.000 Meter zu laufen“, sagt die Emsländerin offen. Sie traut sich sogar zu, auf der „neuen“ Strecke in Richtung WM-Norm zu laufen. Die wird wahrscheinlich irgendwo zwischen 4:05 und 4:06 Minuten liegen. Ein hohes Ziel für eine Läuferin, die noch nie unter 4:10 Minuten geblieben ist.

Richtung 4:06 Minuten

Zu gern hätte die Pharmazeutisch-Technische Assis­tentin schon dieses Jahr ihre Bestmarke „Richtung 4:06 Minuten“ gedrückt. Doch die vermeintliche Langstrecklerin hatte Schwierigkeiten, in schnellen Rennen Startplätze zu ergattern. So landete sie in Heusden (Belgien) nur im B-Lauf, obwohl im A-Finale mehr als 20 Athletinnen starteten. „Im B-Lauf war ich dann die Lokomotive vor dem Feld. So kann nicht erwarten, seine Bestleistung deutlich zu steigern“, sagt die Umsteigerin.

Dass die Konkurrenz in Deutschland auf der langen Mittelstrecke größer ist als auf den 5.000 Metern, ist Maren Kock bewusst. Trotzdem glaubt sie, ihr Potenzial im kommenden Jahr voll abrufen zu können. Schließlich fällt dann auch die Normjagd auf der Langstrecke weg. In diesem Jahr musste die 24-Jährige gleich zweimal ran, um sich über 5.000 Meter für die EM in Zürich zu qualifizieren.

Müdigkeit im EM-Finale

Zwar rannte sie schon Ende Mai in Koblenz mit 15:22,75 Minuten Bestzeit und EM-Norm, doch diese Zeit wurde nicht anerkannt, da sie in einem gemischten Rennen gelaufen wurde. „Wir haben zwei Minuten vor dem Start erfahren, dass die Zeiten nicht als Normen zählen, wenn männliche Tempomacher dabei sind“, erinnert sich Kock an die skurrile Situation im Stadion Oberwerth. So war ihr neuer Hausrekord am Ende wertlos. „Wenigstens haben wir dann erreicht, dass für einen EM-Start vom DLV die internationale Norm akzeptiert wurde“, so die 24-Jährige. Die lieferte sie Anfang Juli in Regensburg mit 15:39,88 Minuten nach.

Aber gerade auf dieses zweite Rennen hätte Maren Kock gern verzichtet. Schließlich sei die Vorbereitung auf ein schnelles 5.000-Meter-Rennen deutlich aufwendiger als bei Läufen auf den Mittelstrecken. Dazu kommt dann noch eine längere Regenerationszeit. Die Folge: Bei den Europameisterschaften in Zürich musste sich die 1,73 Meter große Läuferin im EM-Finale mit Rang 16 und 16:04,60 Minuten begnügen. Die Frische fehlte ihr sichtlich, als es auf den letzten Runden zur Sache ging. „Dabei lief das Rennen so, wie ich es mir gewünscht hatte: schön verbummelt“, sagt Maren Kock. Doch ihre Trumpfkarte, den starken Spurt, konnte sie nicht ausspielen. Die Konkurrenz war schon enteilt.

Künftig dieselbe Strecke wie der Freund

Trost fand die Emsländerin, die in ihrer Freizeit im Kirchenchor singt, am EM-Samstag bei ihrem Freund Florian Orth. Einen Tag später dann das umgekehrte Bild. Kock musste Orth nach dessen unverschuldeten Sturz im 1.500-Meter-Finale trösten. „Ich war ein wenig geschockt, als ich seine Wunden gesehen habe“, erinnert sich die Läuferin. Orth musste noch im Stadion genäht werden.

Ab dem kommenden Jahr wird das Laufpaar hauptsächlich auf derselben Strecke unterwegs sein. Bei gemeinsamen Dauerläufen am Wochenende – Kock lebt in Lingen, Orth in München – können sie dann über die richtige Mittelstreckentaktik philosophieren, die zu Zieleinläufen in Jubelpose führt.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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