| Karriere-Ende

Markus Esser - Gänsehaut zum Abschied

„Das war’s!“ – Hammerwerfer Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg seinen Rücktritt vom Leistungssport erklärt. Zuvor hatte der 35-Jährige noch einmal zwei Medaillen überreicht bekommen: DM-Silber und, viel wichtiger, die nachträgliche EM-Bronzemedaille von 2006, um die er einst betrogen worden war. Ein perfekter Abschluss einer glanzvollen Karriere.
Philip Häfner

Auf diesen Augenblick hatte Markus Esser neun Jahre lang gewartet. Als sich der Hammerwerfer auf die Ehrenrunde begab, frenetisch bejubelt von den knapp 22.500 Zuschauern in der Nürnberger Grundig-Arena, die ihn mit stehenden Ovationen bedachten, um den Hals die EM-Medaille von 2006, da wusste der Leverkusener, dass er den richtigen Rahmen für seinen Abschied gewählt hatte. „Dieser Moment ist einfach unfassbar toll, unfassbar geil“, sagte der 35-Jährige mit Tränen in den Augen.

Ein Gänsehautmoment. Einer, der sich einbrennt, an den man sich auch Jahrzehnte später noch erinnert. Ein Moment, den man Markus Esser eigentlich schon viel früher gegönnt hätte. Zweimal, bei den Weltmeisterschaften 2005 und bei der EM 2006, war er als Vierter knapp an einer internationalen Medaille vorbeigeschrammt. Später wurde bekannt: Einige der Sportler, die in Helsinki (Finnland) und Göteborg (Schweden) vor ihm landeten, waren gedopt gewesen. Die Betrüger durften die Emotionen auf dem Podium auskosten, die Esser verwehrt blieben.

Ehrenplatz für erste internationale Medaille

„Es war dein Recht, und darum bist du betrogen worden. Als hättest du im Lotto gewonnen, kannst deinen Gewinn aber nicht nachweisen.“ Er ist sich sicher: „Mein komplettes sportliches Leben wäre anders verlaufen.“

Am Sonntag bekam Markus Esser mit neun Jahren Verspätung seine Bronzemedaille von 2006 überreicht. Nicht die echte zwar – die ließ sich nicht mehr auftreiben –, aber doch ein später Trost. Acht Mal war er in seiner Karriere Deutscher Meister gewesen, seit 2005 bei jeder Weltmeisterschaft dabei – und nun hatte er endlich die fehlende internationale Medaille. „Die bekommt jetzt einen Ehrenplatz!“, sagte er.

"Wollte nie als Tourist mitfahren"

Essers Werk: endlich vollendet. Und beendet. Denn der Mann vom TSV Bayer 04 Leverkusen erklärte am Sonntag seinen Rücktritt vom Leistungssport, nachdem er zuvor noch einmal mit 72,32 Metern DM-Silber gewonnen hatte. „Das war’s“, mit diesen Worten nahm der Hammer-Hüne Abschied. „Ich danke meinem Trainer Helge Zöllkau für 16 Jahre Zusammenarbeit, meinem Verein, meinen Freunden, meiner Frau und meinen Kindern, meinen Sponsoren“, sagte Esser sichtlich gerührt.

Die Entscheidung einen Schlussstrich zu ziehen sei gereift, „nachdem ich festgestellt habe, dass ich international nicht mehr so richtig mithalten kann“, erklärte er. „Für mich ist es kein Erfolg zu sagen, dass ich mich für den internationalen Saisonhöhepunkt qualifiziert habe. Ich wollte nie als Tourist mitfahren, das war nie mein Anspruch gewesen.“

Job bei der Bundeswehr

Markus Esser tritt nun einen Job bei der Bundeswehr an, als stellvertretender Leiter der Sportfördergruppe Köln. „Dort bin ich das erste Bindeglied zwischen Sportlern und Bundeswehr und umgekehrt. Ich bleibe dem Sport also erhalten, wenn auch in anderer Funktion.“

Den Hammerwurf wird Esser weiter verfolgen. Mit Alexander Ziegler (LG Staufen) steht ein Nachfolger bereit, der sich in Nürnberg mit 73,91 Metern seinen ersten deutschen Meistertitel sicherte. „Ich drücke ihm die Daumen, dass er in den nächsten Jahren in meine Fußstapfen treten kann“, sagte er. Denn: „Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als in Zukunft vor dem Fernseher zu sitzen und Wettkämpfe ohne deutsche Beteiligung zu sehen.“

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