| Doppel-Interview

Martin und Bastian Grau: "Das gemeinsame Ziel heißt Rio"

Der eine hatte dieses Jahr lange mit einer Knieverletzung zu kämpfen, der andere lief bei der Europameisterschaft in Zürich (Schweiz) ins Finale über 3.000 Meter Hindernis. Die Zwillinge Martin und Bastian Grau (beide LSC Höchstadt/Aisch) sprechen im Interview über die vergangene Saison, verraten, was sie für die Zukunft planen und warum die Cross-EM im bulgarischen Samokov (14. Dezember) nicht dazu gehört.
Wolfram Marx

Bastian Grau, Sie haben in den vergangenen Wochen gute Cross-Ergebnisse erzielt und am Sonntag sind Sie Jannick Arbogast nach einem spannenden Rennen im Spurt unterlegen. Wie stufen Sie die Ergebnisse ein?

Bastian Grau:

Ich bin zufrieden mit den letzten Rennen und dem Ergebnis in Darmstadt. Es war für mich ein sehr gutes Rennen, aber auch ein wildes Rennen mit mehreren Tempoverschärfungen. Ich denke, gegen Jannick Arbogast kann man verlieren.

Das Rennen war sehr unruhig, es gab immer wieder Tempowechsel. In der letzten Runde haben Sie, nachdem Sie sich mit Jannick Arbogast abgesetzt hatten, noch mal das Tempo verschärft und einen Vorsprung herausgelaufen. Wollten Sie es nicht auf eine Spurtentscheidung ankommen lassen?

Bastian Grau:

Ich habe mich gut gefühlt und dann 300 Meter vor dem Ziel das Tempo verschärft. Ich wusste, er ist stark am Ende, deshalb wollte ich eine frühere Entscheidung. Es hätte ja fast gereicht, aber am Ende konnte ich nicht mehr, Jannick war einfach schneller.

Sie haben sich für den Darmstadt Cross entschieden, obwohl klar war, dass Sie sich hier in der U23 nicht für die EM in Samokov am 14. Dezember qualifizieren können. War die EM in diesem Jahr für Sie und Ihren Bruder Martin gar kein Thema?

Bastian Grau:

Ich hatte wegen meiner Knieverletzung lange nicht richtig trainieren können. Ich habe bis September nicht gewusst, wo ich stehe und daher noch nicht so weit geplant. Dann hatte ich vor ein paar Wochen gute Werte bei einem Laktattest. Da war es aber für eine gute Vorbereitung für die EM zu knapp und ich habe das Thema abgehakt. Jetzt bereite ich mich für 2015 vor und alles ist darauf ausgerichtet.

Martin Grau:

Die EM kam für mich in diesem Jahr nicht in Frage. Ich hatte gerade einen Bundeswehr-Lehrgang, da war kein passendes Training möglich. In dieser Woche bin ich dann auch noch krank geworden, da konnte ich dann auch in Darmstadt nicht starten. Bei mir ist es nun genauso wie bei Bastian, ich bereite mich auf 2015 vor.

Ist Ihre Knieverletzung denn völlig ausgeheilt, Bastian?

Bastian Grau:

Es hat sehr lange gedauert, es war ein Knorpelschaden im linken Knie. Jetzt ist es aber okay, im Lauf spüre ich es nicht. Ich mache meine Übungen fürs Knie und es wird besser. Aber ich muss dran bleiben und weiter arbeiten.

Wie schaut denn dann Ihre Saisonplanung für 2015, Bastian?

Bastian Grau:

Ich starte ja nicht mehr in der U23. Jetzt will ich über 1.500 Meter bei den Aktiven zu den Deutschen Meisterschaften. Die WM ist nächstes Jahr für mich noch kein Ziel. Die anderen in Deutschland um Florian Orth, Timo Benitz und Homiyu Tesfaye sind zu stark und zu weit weg, da komme ich jetzt nicht hin.

Martin, Sie hatten ja ein sehr starkes Jahr über 3.000 Meter Hindernis mit einer deutlichen Verbesserung der persönlichen Bestzeit und der Qualifikation für die EM in Zürich. Was erwarten Sie sich für 2015?

Martin Grau:

Ich werde versuchen, mich für Peking zu qualifizieren, aber die WM ist nicht mein primäres Ziel. Ich will wieder 8:25 Minuten über 3.000 Meter Hindernis laufen und dann versuchen, langfristig Richtung 8:22 zu kommen.

Heißt das Ziel dann Rio 2016? Im Doppelpack?

Martin Grau:

Rio ist das Ziel, klar. Ich denke, in Deutschland kann über 3.000 Meter Hindernis etwas passieren.

Bastian Grau:

In Richtung Rio werde ich abwarten, wie es sich entwickelt. So weit bin ich noch nicht. Ich werde Martin auf jeden Fall unterstützen, im Vorfeld und wenn ich mich nicht qualifiziere und er es schafft, werde ich mitfahren und ihm dort versuchen, zu helfen.

Nun leben Sie ja räumlich getrennt. Martin, Sie sind bei der Bundeswehr, leben in Biengarten und sind auch sonst viel unterwegs. Bastian, Sie studieren in Bayreuth: Ist da ein gemeinsames Training oder ein Trainingslager überhaupt möglich?

Martin Grau:

Wenn wir beide zuhause sind, trainieren wir zusammen, aber das klappt nicht so häufig.

Bastian Grau:

Eventuell kann ich mit Martin nächstes Jahr nach Flagstaff zu seinem Trainingslager. Das hängt aber von der Situation in der Uni und den Finanzen ab und ist daher noch offen.

Wie ist denn die Trainingssituation für Sie in Bayreuth, Bastian? Gibt es Unterstützung von der Uni in Bezug auf Trainingszeiten und Trainingslager?

Bastian Grau:

Die Koordination Training und Uni ist nicht so einfach, das Training in der Klausurenphase zum Beispiel ist schwierig. Wir haben aber seit kurzem eine Trainingsgruppe in Bayreuth. Wir absolvieren ein paar Einheiten zusammen, wenn wir auch nicht alle auf einem Leistungsniveau sind. Aber es ist eine gute Gruppe und macht viel Spaß. Johannes Raabe lebt ja auch in Bayreuth. Wir trainieren nicht so viel zusammen, aber das eine oder andere Mal.

Martin, Sie haben ja im vergangenen Jahr viel mit Steffen Uliczka über 3.000 Meter Hindernis trainiert. Jetzt hat er gerade offiziell verkündet, dass er im kommenden Jahr Marathon laufen will.

Martin Grau:

Er hatte es mir schon vorher gesagt. Es ist schade, dass Steffen über die Hindernisse aufhört. Wir waren jetzt auf einem Niveau, es hat viel Spaß gemacht und es war eine schöne Situation. Wir verstehen uns gut und haben auch gut zusammen trainiert, das hat mir geholfen und auch viel Spaß gemacht. Aber ich kann es verstehen, dass er Marathon laufen will. Ich glaube, es passt zu ihm. Er war im Training auf den langen Distanzen immer sehr stark. Ich denke, er hat dort gute Chancen. Für mich entsteht über 3.000 Meter Hindernis damit eine neue Situation.

Wie schätzen Sie die Lage über 3.000 Meter Hindernis ein? Jetzt sind Sie in Deutschland der mit Abstand stärkste Läufer. Sie meinten vorhin, in Deutschland ist etwas möglich.

Martin Grau:

Ich denke, die anderen werden kommen und sich in die Richtung unter 8:30 Minuten entwickeln. Ich habe eine solche Verbesserung geschafft, sie können auch einen solchen Schritt machen. Warum nicht? Mit der richtigen Vorbereitung ist es möglich. In Deutschland kann sich über 3.000 Meter Hindernis etwas bewegen.

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