| Vor Saisonstart

Martin Wierig will an sein bestes Jahr anknüpfen

Durchwachsen: So lautet die kurze und knappe Saisonbilanz von Martin Wierig. Das EM-Jahr verlief für den Diskuswerfer des SC Magdeburg alles andere als verheißungsvoll und endete beim Jahreshöhepunkt in Zürich (Schweiz) mit einem indiskutablen Ergebnis. Dass das Jahr 2015 sportlich besser verläuft, davon ist der 27-Jährige fest überzeugt.
Sandra Arm

Nicht nur weil es sein 15. Jahr im Trikot des SCM ist, sondern auch weil Martin Wierig in den vergangenen Wochen an einigen Stellschrauben gedreht hat, soll sein Wurfgerät in der kommenden Saison wieder weiter fliegen. Ausgerichtet ist schließlich alles auf Peking (China), wo vom 22. bis 30. August die Weltmeisterschaften stattfinden.

Die Osterfeiertage nutzte er insbesondere zur Entspannung. „Die Tage waren auch mal ganz gut, um sich von den intensiven Trainingstagen zu erholen“, sagt der Polizeimeister. Ein bisschen gesündigt hat er dann doch auch, so nach einer selbst auferlegten vierwöchiger Fastenzeit ohne den süßen Verführungen. Die Osterhasen aus Schokolade blieben unberührt. „Ich bin nicht so der Schokoladentyp, ich mag mehr die Gummitiere“, gesteht Wierig.

Insgesamt 500 Tonnen in Kraftübungen bewegt

Vielleicht waren sie aber auch als kleine Belohnung für das Durchhalten und das vorgeschaltete zweiwöchige Trainingslager im portugiesischen Albufeira gedacht. Für die Magdeburger Trainingsgruppe war es das erste von zwei Trainingslagern. Im Fokus stand die Kraftspitze. „Das bedeutet, wir haben den Schwerpunkt auf Kraftübungen gelegt“, erklärt der Zwei-Meter-Hüne und lässt dabei eine Zahl nicht unerwähnt.

Etwa 500 Tonnen, umgerechnet 500.000 Kilogramm, hat er in den unterschiedlichen Kraftübungen insgesamt bewegt. Nicht verwunderlich, dass er es danach etwas ruhiger hat angehen lassen und die Belastung reduzierte. „Irgendwann spürt man jeden Muskel und ist froh, wenn man einen Physiotherapeuten dabei hat.“

Mit Familie im Trainingslager

Dabei hatte Martin Wierig auch seine kleine Familie. Mit seinem zwei Jahre alten Söhnchen Matthis und Freundin Kristin flog er nach Portugal. „Sie waren das erste Mal mit im Trainingslager. Es war schön, sie dabei gehabt zu haben, um das Ganze einfach aufzulockern. Obwohl ich anfangs einige Bedenken hatte.“

Gerade wenn es zum Ende des Trainingslagers zugeht, kriege er auch mal schlechte Laune, der Körper tue weh und die Angst steige, die negativen Gedanken auf beide zu produzieren. „Das war nicht der Fall. Es hat alles super gepasst.“ Auch von der Trainingsgruppe. Unter Führung des leitenden Bundestrainers Jürgen Schult wurde gemeinsam mit den Potsdamern wie Markus Münch, Henning und Clemens Prüfer sowie den weiteren Nachwuchsathleten Maximilian Klaus und Tony Zeuke (beide LV 90 Erzgebirge) am Saisonaufbau gefeilt.

Eine Wintersaison im Sparmodus

Die Wintersaison lief für Martin Wierig aufgrund der geringen Wettkampf-Möglichkeiten nur im Sparmodus. Der Modus kommt ihm nicht so sehr entgegen, bezeichnet ihn eher als „kontraproduktiv“. Zu viel Zeit läge zwischen dem letzten Wettkampf 2014 und dem Saisoneinstieg. „Die Zeit könnte ruhig ein wenig kürzer sein.“ Langweile kam dennoch keine auf. So blieb auch mal wieder etwas mehr Zeit für seinen Lieblingssport Handball.

„Ich schaue mir sehr gern Spiele des SC Magdeburg an und bin eigentlich regelmäßig bei Heimspielen vor Ort. Ich bin auch mit einigen der Spieler befreundet“, sagt Wierig, der ebenso ganz froh schien, dass es für ihn im Winter mit dem Berliner ISTAF-Indoor doch ein kleines Highlight im Kalender gab. Seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigte er in Abwesenheit des verletzten Lokalmatadors Robert Harting (SCC Berlin) mit 64,24 Meter erfolgreich.

Eine erste Standortbestimmung im Freien hat es ebenfalls schon gegeben. Anfang Februar in Halle, als er mit 62,80 Meter eine erste gute Weite vorlegte. Testen wird er seine Frühform gemeinsam mit Teamkollege David Wrobel am Samstag (11. April) beim Werfertag in Schönebeck. „Die ein, zwei Wettkämpfe sind ganz gut, um zu sehen, wie das Training bisher gelaufen ist.“

WM-Norm 65 Meter kein Pappenstiel

Richtig an Fahrt wird für ihn die Saison erst am 10. Mai aufnehmen, wenn es für den Olympia-Sechsten beim Werfercup in Wiesbaden die erste Standortbestimmung zum Auftakt in den Wettkampf-Sommer geben wird. Den Feinschliff dafür wird er sich dann im zweiten Trainingslager auf Zypern holen. Der Fokus wird dann auf der Wurfspitze liegen. Die harte Arbeit soll sich schließlich im Sommer auszahlen.

Der Jahreshöhepunkt heißt Peking – die Norm dafür liegt bei 65 Metern. „Die Weite ist kein Pappenstiel. Ich will mich dennoch nicht so lange daran aufhalten und sie versuchen im Verlauf der ersten Wettkampfphase abzuhaken.“ Für die hohe Norm müssen aber auch ein paar Sachen stimmen. Wiesbaden scheint dafür ideal. „Die äußeren Bedingungen stimmen dort einfach. Der Wind kommt von der richtigen Seite.“

Damit meint Martin Wierig als Rechtswerfer natürlich die rechte Seite. Gern bedient er sich bei der näheren Erklärung nach dem Warum beim Wintersport: „Herrscht beim Skispringen Rückenwind, dann drückt es den Springer schnell nach unten. So verhält es sich auch bei uns - nur mit dem Diskus. Herrscht Aufwind, dann legt sich der Diskus schön in den Wind und wird weit getragen.“

Reserven im technischen Bereich, Rückenschmerzen behoben

Kein Wunder, dass sich Martin Wierig für den Wettkampf-Sommer viel Aufwind wünscht. Das Ziel ist aber nicht nur die WM in Peking. Auch eine Weite hat er fest ins Visier genommen: „Ich bin überzeugt, dass ich wieder in den Bereich meiner Bestleistung vorstoßen kann“, diese liegt bei starken 68,33 Meter Metern aus dem Jahr 2012. Dafür wurden im Training einige Sachen im Vergleich zum Vorjahr geändert.

„Gerade wenn es wie in der vergangenen Saison nicht so läuft, analysiert man sie noch intensiver und sucht nach der Ursache“, sagt Martin Wierig. Sein Trainer Armin Lemme und er wurden fündig. Insbesondere im technischen Bereich sahen sie Reserven. „Speziell auf die Technik haben wir nun den Fokus gelegt, damit ich wieder stabiler in den Würfen werde.“

Anknüpfen an 2013

So versucht der WM-Vierte nun an das Jahr 2013, er nennt es das beste Jahr von der Stabilität, anzuknüpfen. Eine weitere Baustelle wurde ebenfalls behoben. Schon seit ein paar Jahren hat er mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Rat holte er sich bei einem Gewichtheber-Trainer, der ihn nun seit einigen Wochen unterstützt. So wurde die Technik beim Gewichtheben verbessert, sie war vorher nicht besonders gut.

„Wenn man hohe Lasten unsauber hebt, dann geht das irgendwann in den Rücken.“ Die Stabilisierung durch das Rumpfkrafttraining und das Training mit dem Gewichtsheber-Trainer haben letztendlich dazu geführt, dass die Rückschmerzen nun weg sind. Vielleicht liegt dort für Martin Wierig der Schlüssel zum Erfolg, um nicht wieder so eine durchwachsene Saison wie 2014 zu erleben. 

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