| Interview der Woche

Max Heß: "Das war noch nicht das Maximum!"

Europameister Max Heß hat am Samstag in Chemnitz mit 16,68 Metern seine Saisonpremiere im Dreisprung gegeben. Auch im Weitsprung ist der 21-jährige Chemnitzer in der laufenden Hallensaison die deutsche Nummer eins. Im Interview verrät er, warum er zuletzt in drei Disziplinen getestet hat und berichtet von zwei "Vätern des Erfolgs" sowie dem Reiz der Hallenwettkämpfe.
Tobias Burkhardt

Max Heß, 16,68 Meter zum Einstieg im Dreisprung und damit die gleiche Weite wie beim Saison-Einstand vor einem Jahr. Wie zufrieden sind Sie damit?

Max Heß:

Ich muss ein bis zwei Wettkämpfe machen, um in den Anlauf reinzukommen. Ich hätte den Chemnitzern heute gerne 17 Meter gezeigt. Für den Einstieg ist es dennoch ganz vernünftig.

Warum sind Sie dieses Jahr zunächst im Weitsprung in die Saison gestartet?

Max Heß:

Wir wollten zum Saisonstart den Fokus darauf legen. Viele Dreispringer können über acht Meter weit springen. Weltmeister und Olympiasieger Christian Taylor hat zum Beispiel eine Bestleistung von 8,19 Metern. Die Bewegungsabläufe sind beim Weit- und Dreisprung ähnlich.

Vor drei Jahren sind Sie bereits 8,03 Meter in der Halle gesprungen – es ist seitdem der deutsche Hallenrekord der U20. Haben Sie die 8,00 Meter im ersten Wettkampf überrascht?

Max Heß:

Ich hätte nicht gedacht, dass es direkt mit acht Metern klappt. Die Trainingsleistungen haben aber Potenzial in Richtung Bestleistung angedeutet. In Chemnitz und Karlsruhe waren meine besten Sprünge leider ungültig. Die wären weiter als acht Meter gewesen.

Neben dem Weitsprung und Dreisprung sind Sie auch mehrfach über 60 Meter angetreten...

Max Heß:

Genau! Als Dreispringer muss man auch sprinten können. Die 60 Meter waren aber sozusagen auch eine Alternative zur Alternative. Ich hatte eine Fersenprellung und brauchte die Wettkampfbelastung. Von daher bin ich auch über 60 Meter gestartet.

Im vergangenen Jahr haben Sie die Weltmeisterschaften in London aufgrund einer Verletzung, muskulären Problemen im Oberschenkelbeuger, verpasst. Spuckt diese noch im Hinterkopf?

Max Heß:

Nein, die Verletzung habe ich komplett ausgeblendet. Sie ist auskuriert. Auch die Fersenprellung behindert mich nicht mehr.

In Karlsruhe wurden Sie von Dreisprung-Bundestrainer Charles Friedek gecoacht, auch heute war er in der Halle. Ihr Heimtrainer in Chemnitz ist Harry Marusch. Wie ist die Zusammenarbeit im Gespann Heß – Marusch – Friedek?

Max Heß:

Die Zusammenarbeit mit Charles ist sehr gut. Wir verstehen uns sehr gut, er hat mich nicht nur in Karlsruhe betreut, sondern auch bei der Diamond League in Paris, als Harry Marusch verhindert war. Es ist hilfreich jemand Weiteres zu haben, der ein Auge auf mich hat.

Wie würden Sie Ihre aktuelle Form beschreiben?

Max Heß:

Meine Form ist ausbaufähig. Die heutige Weite ist noch nicht das Maximum. Ich möchte an die letztjährige Saison anknüpfen. Mit einer Weite von 17,20 Metern wäre ich sehr zufrieden.

Die Norm für die Hallen-Weltmeisterschaften Anfang März in Birmingham liegt bei 17,05 Metern. Der nächste Wettkampf sind die Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund am kommenden Wochenende. Wie gehen Sie den Wettkampf an?

Max Heß:

Ich möchte auf jeden Fall meinen deutschen Meistertitel verteidigen und weiter springen als heute. Ich gehe davon aus, dass ich mich für die Hallen-WM qualifiziere.

Im Nominierungszeitraum, der am 1. Januar 2017 begann, sind Sie die Norm ja auch schon gesprungen. Was nehmen Sie sich für die internationalen Höhepunkte dieses Jahr vor?

Max Heß:

Bei der Hallen-WM geht es ohne Qualifikation direkt um alles. Wenn bei den ersten drei Versuchen nicht alles passt, ist man ganz schnell ausgeschieden. Die Weltjahresbestleistung liegt bei 17,35 Metern. Mit einem guten Sprung ist auch eine gute Platzierung möglich. Das große Highlight wird aber die Europameisterschaft in Berlin. Dort verspüre ich als Titelverteidiger und durch die Austragung im eigenen Land doppelten Druck.

Vor zwei Jahren wurden Sie bei der Hallen-WM in Portland Vize-Weltmeister. Vergangenes Jahr konnten Sie mit 17,52 Metern den deutschen Hallenrekord verbessern. Wie sehen Sie den Unterschied zwischen Hallen- und Freiluft-Wettkämpfen?

Max Heß:

In der Halle gibt es faire Bedingungen. Alle haben das gleiche Wetter und den gleichen Boden. Man könnte sagen, dass es Laborbedingungen sind. Außerdem ist die Stimmung besser. Wie ein Hexenkessel, der einen pusht. Außerdem kommt mir Schwingboden sehr entgegen.

Mehr:

<link news:61783>Max Heß steigt in Chemnitz mit 16,68 Metern ein

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