| World Challenge Hengelo

Robin Schembera wie entfesselt

800-Meter-Ass Robin Schembera hat sich am Sonntag im niederländischen Hengelo auf 1:45,48 Minuten verbessert und damit die WM-Norm erfüllt - als einer von gleich mehreren DLV-Akteuren. Sosthene Moguenara gewann den Weitsprung-Wettbewerb, auch Disziplinkollege Markus Rehm war nicht zu schlagen. Die Europameisterinnen Dafne Schippers und Sifan Hassan verbesserten vor Heimpublikum niederländische Rekorde.
Harald Koken

Locker wie wohl nie zuvor agierte Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich über 800 Meter zunächst an vierter Position in Lauerstellung begab, um dann in der letzten Kurve entschlossen zu attackieren. Auf der Ziellinie fing ihn Ex-Europameister Marcin Lewandowski (Polen; 1:45,46 min) zwar noch ab, dennoch jubelte Robin Schembera wie entfesselt über die Verbesserung auf 1:45,48 Minuten und die WM-Norm.

"Ich habe den Kopf komplett ausgeschaltet. Endlich hat alles geklappt, endlich Bestzeit. Ich habe mit so einer Zeit geliebäugelt und darauf gehofft, aber es mir noch nicht wirklich zugetraut", freute sich der Schützling von Paul-Heinz Wellmann, der sechs Jahre auf eine Leistungssteigerung warten musste. Er berichtete von leichten Adduktorenproblemen, die ihn zwar während des Rennens nicht behinderten, aber zuvor im Training und nach dem Lauf wieder.

Sosthene Moguenara souverän

Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen und eröffnete den Weitsprung-Wettbewerb mit richtungsweisenden 6,77 Metern - WM-Norm und ein Resultat, das fortan von keiner Mitbewerberin mehr getoppt wurde. "Ich bin mit der Weite sehr zufrieden, ein prima Saisoneinstand", so die Hallen-Vize-Europameisterin. "Hoffentlich bleibe ich beschwerdefrei, dann geht es bald richtig los", so die 25-Jährige.

Melanie Bauschke (LAC Olympia 88 Berlin) wurde erst im zweiten Teil des Wettkampfes so richtig locker und flog im fünften Durchgang auf 6,53 Meter. Xenia Stolz (Wiesbadener LV), geborene Achkinadze machte der wechselnde Wind zu schaffen. Unter dem Strich blieben 6,34 Meter und Platz sechs. Lena Malkus (SC Preußen Münster; 6,09 m) kam mit dem Anlauf überhaupt nicht zurecht.

Markus Rehm wieder vorn

Paralympics-Weltrekordler Markus Rehm, dem der Veranstalter eine gemeinsame Wertung zugesagt hatte, gewann den Wettbewerb der Männer mit 8,07 Metern. Der Deutsche Hallenmeister Alyn Camara (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) wurde mit 7,98 Metern Vierter.

Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton (USA) testete eine Woche vor seinem Rekordversuch beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich; 30./31. Mai) mit 8,03 Metern und lief 100 Meter in 10,42 Sekunden.

Christoph Harting mit drei Fehlversuchen

Christoph Harting (SCC Berlin), der bislang weltbeste Diskuswerfer der Saison, leistete sich drei Fehlversuche. "Ich bin nicht unzufrieden. Die Würfe waren gut, aber leider einfach nicht gültig. Shit happens. Weiter geht es", sagte der Schützling von Torsten Schmidt, dessen Scheibe in den Bereich von 66 und 67 Metern flog. Der 2,07-Meter-Riese fiel aber stets aus dem Ring.

Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01), der die bei 63 Metern angesiedelte zweite WM-Norm des DLV bereits übertroffen hat, blieb als Sechster bei exakt 62 Metern hängen. Es gewann Piotr Malachowski (Polen; 65,87 m).

Julia Fischer (SCC Berlin) erfüllte im Wettbewerb der Frauen als Zweite hinter der WM-Achten Denia Caballero (Kuba; 65,46 m) mit im ersten Versuch erzielten 62,78 Meter ein weiteres Mal die DLV-Mindestleistung für Peking. "Ich habe gut angefangen, aber dann trat meine Krankheit wieder auf, zu stark nach rechts zu ziehen", analysierte die Berlinerin. "Im Training funktioniert es. Wenn es knallt, dann kommen schätzungsweise 66 Meter heraus", meinte die 25-Jährige.

Silke Spiegelburg locker über 4,55 Meter

Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die sich am Sonntag in Shanghai (China) nach rund einem Jahr Verletzungspause mit 4,38 Metern zurückgemeldet hat, übersprang die bei 4,55 Meter angesiedelte WM-Norm leicht und locker im ersten Durchgang und packte dann die Stäbe ein.

"Eine Vorsichtsmaßnahme zur Schonung des Fußes", erklärte die 29-Jährige, die erst in der übernächsten Woche in Birmingham (Großbritannien) wieder Anlauf nimmt und in Hengelo Platz zwei belegte. Martina Strutz (Schweriner SC) schaffte als Fünfte 4,50 Meter. Katharina Bauer musste sich mit übersprungenen 4,25 Meter begnügen.

Die EM-Dritte Cindy Roleder (LAZ im SC DHfK Leipzig) legte über 100 Meter Hürden ein astreines Rennen hin. Als Zweite hinter Hallen-Europameisterin Alina Talay (Bulgarien; 12,70 Meter) erfüllte sie mit 12,92 Sekunden die WM-Norm. "Ich habe damit gerechnet, dass es an 13 Sekunden herangeht. Aber so schnell - wahnsinn", jubelte die 25-Jährige. "Das macht mir den Kopf frei für den Siebenkampf in Götzis."

Gesa Krause zum Schluss stark

Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) machte über 3.000 Meter erst ganz zum Schluss Druck und quetschte noch ausbaufähige 9:02,04 Minuten heraus. "Ich habe extra nicht so schnell angefangen, um auf dem letzten Kilometer beschleunigen zu können", erklärte die vorjährige EM-Fünfte über 3.000 Meter Hindernis. "Ich bin seit elf Tagen aus dem Höhentraining zurück, von daher ist die Zeit okay, zumal nur zwei Sekunden an meiner Bestzeit fehlen", sagte die 22-Jährige, die lange mit ihren Klubkolleginnen Diana (9:05,97 min) und Elina Sujew (9:23,48 min) eine Verfolgergruppe bildete.

Im von Robert Kiptoo Biwott (Kenia; 3:33,64 min) angeführten 1.500-Meter-Feld belegte Sebastian Keiner (Erfurter LAC) in 3:40,67 Minuten Platz 13.

Gregor Traber (VfB Stuttgart), der am Wochenende zuvor mit 13,42 Sekunden auf Anhieb die WM-Norm abhaken konnte, zeigte sich nach dem Hürdensprint über seinen siebten Platz in 13,97 Sekunden enttäuscht. "Das war von vorne bis hinten gar nichts und der Start schon verschlafen", schimpfte der vorjährige Deutsche Vizemeister. "Aber dieses Jahr ist noch einiges möglich, ich will auf jeden Fall unter 13,30 Sekunden laufen."

Rekordlerinnen umjubelt

Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande) brachte das Stadion zum Beben, als sie den niederländischen 100-Meter-Rekord auf 10,94 Sekunden verbesserte. U20-Weltmeisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien) folgte in 11,02 Sekunden - ebenfalls Landesrekord. Tatjana Pinto (LG Brillux Münster) konnte als Sechste mit 11,35 Sekunden noch keinen Haken hinter die WM-Norm für Peking (11,25 sec) machen.

Wenige Minuten später gab es noch einmal stehende Ovationen für eine niederländische Athletin: 1.500-Meter-Europameisterin Sifan Hassan (Niederlande) steigerte über 1.000 Meter den Landesrekord auf 2:34,68 Minuten.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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