Hochklassige Leistungen, ein gut aufgelegtes Publikum und ausverkauftes Haus. Den 2.000 Zuschauern des 11. PSD Bank Meetings in Düsseldorf wurde am Mittwochabend feinste Leichtathletik serviert. Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) und Christina Hering (LG Stadtwerke München) unterboten die Normen für die Hallen-WM in Portland (USA; 17. bis 20. März). Mit Alexandra Wester (ASV Köln) fand sich plötzlich eine bis dato nur Insidern bekannte Weitspringerin mitten in der Weltklasse wieder.
Es war eine Flugshow der Extraklasse. Und mittendrin: die Neu-Kölnerin Alexandra Wester. Im zweiten Durchgang flog die Siebte der letztjährigen Deutschen Meisterschaften auf grandiose 6,72 Meter – nur drei Zentimeter fehlen ihr zur Norm für die Hallen-WM in Portland. Den Sieg holte sich die WM-Dritte Ivana Spanovic, die mit 6,79 Metern nicht nur den Meeting-Rekord verbesserte, sondern sich auch im derzeitigen Weltvergleich an die Spitze setzte.
Die WM-Zweite Shara Proctor (Großbritannien) musste sich mit 6,69 Metern und Platz drei begnügen. „Ich wusste, dass ich solch eine Weite drin habe“, sagte die 21-jährige Wester nach ihrem Sahne-Auftritt. Nur drei Zentimeter fehlen ihr noch zur Hallen-WM-Norm. „Wenn ich die noch springe, fahre ich auf jeden Fall nach Portland.“
Bestzeit für Hering
Eine starke Vorstellung zeigte Christina Hering über die vier Hallenrunden. Die WM-Halbfinalistin teilte sich ihre Kräfte gut ein und steigerte ihre Bestleistung um mehr als eine Sekunde auf 2:02,19 Minuten. Das bedeutete in einem gut besetzten Feld nicht nur Platz zwei hinter der Äthiopierin Habitam Alemu (2:01,99 min), sondern auch die Norm für Portland. „Ich bin noch jung und muss jede internationale Erfahrung mitnehmen. Und eine Hallen-WM ist etwas Besonderes“, sagte Hering. Auch ihre Trainingskollegin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) zeigte sich in Bestzeit von 2:02,96 Minuten gut aufgelegt.
Das Ticket in die Staaten hat auch Cindy Roleder nach diesem Abend sicher. Über 60 Meter Hürden musste sich die WM-Zweite in 8,01 Sekunden nur der gewohnt hallenstarken Alina Talay (Weißrussland; 8,00 sec) geschlagen geben. Damit unterbot die Leipzigerin um fünf Hundertstel die Norm für die Hallen-WM, bei der sie jedoch aufgrund des späten Termins nicht starten möchte. „Das würde zwei Wochen meiner Vorbereitung kosten, das geht nicht. Denn ich habe den Siebenkampf in Götzis geplant“, sagte die Leipzigerin. Hallen-Weltmeisterin Nia Ali (USA) meldete sich nach Verletzung in 8,07 Sekunden (Platz vier) zurück.
Balnuweit knapp an Norm vorbei
Erwartet rasant waren auch die Hürdensprints der Männer. Der Neu-Spanier Orlando Ortega, der 2012 noch im kubanischen Trikot Sechster bei den Olympischen Spiele wurde, setzte gleich im Vorlauf in 7,54 Sekunden Maßstäbe. Im Finale ließ er 7,49 Sekunden folgen und setzte sich damit auf Platz eins der noch jungen Weltbestenliste. Die beiden starken Franzosen Dimitri Bascou (7,52 sec) und Garfield Darien (7,62 sec) folgten auf den Plätzen. Dem Leipziger Erik Balnuweit fehlten auf Platz vier in starken 7,68 Sekunden nur winzige zwei Hundertstel zur Norm für die Hallen-WM.
Publikumsliebling Kim Collins (St. Kitts & Navis) jubelte nicht nur über seinen Sieg über 60 Meter, sondern auch über die Einstellung der Weltjahresbestleistung von 6,53 Sekunden, die bis dato der Wattenscheider Julian Reus allein inne hatte. Der deutsche Rekordhalter zeigte als Drittplatzierter in 6,59 Sekunden abermals seine starke Form.
Holzdeppe mit Salto Nullo
Ewa Swoboda war auch in Düsseldorf nicht zu stoppen. Die U20-Europarekordhalterin ließ in 7,16 Sekunden über 60 Meter der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Schnellste Deutsche war die Neu-Düsseldorferin Inna Weit, die über 7,42 Sekunden im Vorlauf zufrieden war. „Bei den Deutschen möchte ich meine Bestzeit von 7,31 Sekunden angreifen. Mein erstes Heimspiel hier in Düsseldorf hat mir gefallen, die Leute haben mich herzlich empfangen“, sagte die 27-Jährige.
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) muss seinen Angriff auf die magischen sechs Meter indes weiter verschieben. Der Vize-Weltmeister leistete sich bei seiner Einstiegshöhe von 5,60 Metern drei Fehlversuche – Salto Nullo für den 26-Jährigen, der sich in diesem Winter schon über beachtliche 5,84 Meter geschraubt hatte. Den Sieg holte sich Hallen-Weltmeister Kostas Filipidis (Griechenland), der sich aufgrund weniger Fehlversuche mit 5,60 Metern vor dem höhengleichen Weltmeister Shawn Barber (Kanada) durchsetzte.
Bestleistung für Jenny Elbe
Jenny Elbe (Dresdener SC 1898) erlebte einen Dreisprung-Wettkampf wie aus einem Guss. Sie hatte sich vorgenommen, in Düsseldorf weiter an ihrer Technik zu arbeiten – mit Erfolg. Gleich im ersten Versuch steigerte sie ihre Saisonbestleistung auf 13,88 Meter, gefolgt von 13,90 Metern im dritten Versuch. Die Krönung folgte im fünften Durchgang: 14,12 Meter. Bestleistung. Nach vier Jahren knackte sie damit erstmals wieder in der Halle die 14-Meter-Marke. Eine Weite, die ihr an diesem Abend keine andere Dreispringerin nachmachen konnte.
Kopfschüttelnd verließ hingegen das Covergirl des Meetings, Kristin Gierisch, die Grube. Nachdem die WM-Achte am vergangenen Wochenende mit 14,29 Metern in die Saison gestartet war, kam sie am Mittwochabend nicht über 14,10 Meter (Platz zwei) hinaus. „Ich hatte mit dem Anlauf Probleme, habe die Sprünge nicht so getroffen, wie ich mir das vorgestellt hatte“, sagte die Chemnitzerin.
Fünfter Kszczot-Sieg in Serie
Über eine satte Steigerung freute sich dagegen die Göttingerin Neele Eckhardt. Nachdem die 23-Jährige den letzten Wettkampf-Sommer aufgrund einer Verletzung verpasst hatte, verbesserte die Dritte der DM des Jahres 2014 ihren Hausrekord um stolze 24 Zentimeter auf 13,63 Meter (Platz vier). Gar nicht in den Wettkampf fand indes Katja Demut (LAC Erfurt). Für Deutschlands Hallenrekordlerin war der Wettkampf schon nach drei Versuchen (13,07 m; Platz zehn) beendet.
Fokussiert wie eh und je stürmte Europameister Adam Kszczot (Polen) seinem fünften Sieg in Serie beim PSD Bank Meeting entgegen. Der WM-Zweite verwies über 800 Meter in glatten 1:46 Minuten die Konkurrenz um den WM-Fünften Pierre-Ambroise Bosse (Frankreich), der in 1:46,79 Minuten auf Rang zwei Bestzeit lief, auf die Plätze.
Orth nimmt Kurs auf Hallen-WM-Norm
Über 1.500 Meter waren die starken Kenianer einmal mehr in Düsseldorf das Maß aller Dinge. An der Spitze setzte sich der WM-Zweite Elijah Manangoi gekonnt in 3:39,77 Minuten in Szene. Schneller war in diesem Winter noch kein Läufer auf dieser Strecke unterwegs. Auf Platz sechs nähert sich der Regensburger Florian Orth in guten 3;41,59 Minuten der Hallen-WM-Norm (3:39,50 min) und übernahm die Spitze in der deutschen Bestenliste.
Mit geballter Faust lief Augustine Choge (Kenia) als Sieger über 3.000 Meter über die Ziellinie. Zu Recht: Der Zweite der Hallen-WM des Jahres 2012 hatte in 7:39,23 Minuten seine starken Landsleute um Hallen-Weltmeister Caleb Ndiku (7:39,82 min) düpiert. Schneller war über die Distanz in dieser Saison noch kein anderer Läufer.
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