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Shanice Craft ist bei den "Großen" angekommen

Die Deutschen Meisterschaften in Ulm haben eine Reihe von Titelträgern hervorgebracht, die noch nie zuvor in der Aktivenklasse ganz oben auf dem Treppchen nationaler Meisterschaften gestanden haben. Wir stellen neue Gesichter, Aufsteiger und alte Bekannte vor. Heute: Shanice Craft (MTG Mannheim).
Jan-Henner Reitze

Shanice Craft
MTG Mannheim

*15.05.1993
Größe: 1,84 m

Diskuswurf
Bestleistung: 65,88 m (2014)
EM-Dritte 2014
Deutsche Meisterin 2014
Zweite U23-EM 2013
Zweite U20-WM 2012
U20-Europameisterin 2011
Siegerin Olympische Jugendspiele 2010
Dritte U18-WM 2009

Kugelstoßen
Bestleistung: 17,75 m (2014)
U20-Weltmeisterin 2012
Zweite U23-EM 2013

Das war ein Jahr wie aus dem Bilderbuch. Schon beim Winterwurf-Europacup steigerte Shanice Craft als Siegerin des U23-Wettbewerbs ihre Bestleistung um gut einen Meter auf 64,16 Meter. Es war nur der Auftakt. Ihre elf besten Weiten der Karriere stammen aus der zurückliegenden Saison. Der größte Wurf gelang bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm, als der Diskus im sechsten Versuch auf 65,88 Meter segelte und damit zum ersten Titel bei den Aktiven.

Bei fünf Diamond League-Meetings mischte die 21-Jährige mit, inklusive einem zweiten Platz in Eugene (USA). Rang zwei gab es auch bei der Team-EM. Die erste internationale Medaille bei den Aktiven mit EM-Bronze (64,33 m) in Zürich (Schweiz) war das i-Tüpfelchen und der verdiente Lohn für die starke Saison.

Auch die Kugel flog beim ausgelagerten DM-Wettbewerb auf dem Ulmer Münsterplatz zu einer neuen Bestleistung (17,75 m) und zu Bronze.

Talent, Gelassenheit und gezielter Aufbau

Die Mannheimerin kommt aus einer sportlichen Familie - Mutter Andrea war zum Beispiel Leistungsschwimmerin. Deshalb ging Tochter Shanice auch schon im Alter von drei Jahren in einen Verein. Mit sechs begann sie mit der Leichtathletik.

Das Talent für die Würfe stellte sich schnell heraus - und wurde kontinuierlich gefördert. Die Medaillensammlung in den Nachwuchsklassen ist groß, bei sieben Einsätzen sprang immer Edelmetall raus. Gold gab es mit dem Diskus bei den Olympischen Jugendspielen 2010 und ein Jahr später bei der U20-EM sowie mit der Kugel bei der U20-WM 2012.

Fast reichte es 2012 auch schon für Olympia - die Norm hatte die damals 19-Jährige. Mit Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde), Julia Fischer (SCC Berlin) und der gleichaltrigen und ebenfalls aufstrebenden Anna Rüh (SC Neubrandenburg) waren aber drei Athletinnen noch stärker.

Verletzungssorgen im Jahr 2013

Dass es auch mal nicht steil nach oben geht, musste die EM-Dritte im Jahr 2013 erfahren, als sie mit Adduktorenproblemen zu kämpfen hatte und im Sommer nur vier Wettkämpfe mit dem Diskus absolvieren konnte. Wie reagierte die 21-Jährige darauf? Mit Gelassenheit. Eine Eigenschaft, die Shanice Craft auszeichnet und von der sie auch im Ring profitiert.

Die Auszubildende bei der Bundespolizei gehört zu den jungen Nachwuchskräften im DLV, die schon mitten in der internationalen Spitze angekommen sind und noch über viele Jahre starke Leistungen abliefern können. Auch die Kugel will die Athletin von Iris Manke-Reimers und Sven Schwarz weiterhin fliegen lassen - nicht nur als Ergänzung zum Diskustraining, sondern auch weil es schlichtweg Spaß bringt.

Bei der Stärke von Shanice Craft und ihren Disziplinkolleginnen im Diskuswurf bleibt eigentlich nur ein Wunsch offen: Dass eine von ihnen mal die Diamond League gewinnt, damit es bei der nachfolgenden WM einen Startplatz mehr für den DLV gibt. Die Kroatin Sandra Perkovic ist im Moment die überragende Athletin im Diskuswurf der Frauen. Näher an die Olympiasiegerin und 70-Meter-Werferin heranzukommen ist das langfristige Ziel der DLV-Athletinnen.

Das sagt Bundestrainer Werner Goldmann:

Shanice Craft hat eine tolle Saison hingelegt und sich enorm gesteigert. Der Leistungssprung hängt auch damit zusammen, dass sie ihr Niveau im vergangenen Jahr wegen Adduktorenproblemen nicht voll ausreizen konnte. Sie hat viele tolle Leistungen auch bei großen Wettkämpfen und ein stabiles Niveau gezeigt. Eine Bronzemedaille bei der EM in ihrem Alter ist eine tolle Sache. Besonders drei Dinge stecken hinter ihrer Stärke: Ausgeglichenheit, Wettkampfstärke und Bewegungsgefühl. Sie ist ein sehr ausgeglichener Typ und hat in ihrer Persönlichkeit eine gute Entwicklung genommen. Beim Höhepunkt des Jahres kann Shanice ihr Leistungsvermögen abrufen. Das hat sie schon seit der U18 ganz stabil bewiesen. Dazu kommt ihr außergewöhnliches Bewegungsgefühl. Sie kann den Diskus besonders gleichmäßig beschleunigen. Das sieht immer locker aus, ist aber einfach sehr, sehr rund. Mit ihrer Schnellkraft kommen dann die Leistungen raus. Durch ihr Trainerteam ist Shanice kontinuierlich, ruhig und sachlich aufgebaut worden. Reserven gibt es noch in Athletik und spezieller Kraft, was schwere Geräte betrifft. Es gilt, die Belastungsverträglichkeit zu steigern. Ganz vom Tisch sind die Probleme mit den Adduktoren noch nicht. Gesund zu bleiben ist das Wichtigste, damit die Entwicklung weitergehen kann.

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