Die EM-Normen purzelten beim 16. Internationalen Anhalt-Meeting im Paul-Greifzu-Stadion von Dessau. Mit Hindernisläufer Martin Grau und Mittelstreckler Timo Benitz liefen zwei junge Athleten ins Rampenlicht und zur EM-Norm, genau wie Florian Orth und Hürdensprinterin Cindy Rohleder. Im Speerwurf knackte Andreas Hofmann die Norm.
Diskus-Riese Robert Harting (SCC Berlin) war nicht nur auf dem Werbeplakat des Meetings die Zugfigur, sondern auch bei seinem Auftritt im Ring der umjubelte Athlet. Und besonders laut wurde es, als er im sechsten Versuch die Siegweite von 66,10 Metern warf. Da konnte sein Dauerrivale Piotr Malachowski aus Polen nur bewundernd hinterher schauen. Bei ihm lief an diesem Abend wenig, 63,23 Meter reichten nur zum vierten Rang. Vor ihm gruppierten sich der Kubaner Jorge Fernandez als Zweiter (64,45 m) und Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) als Dritter mit 63,39 Metern ein.
Die Siegerehrung der Diskuswerfer war gerade vorbei, als ein Laufknüller des Abends folgte. Die Normjagd der Männer über 1.500 Meter riss das Publikum von den Sitzen.
Timo Benitz rennt allen davon
Das Rennen versprach viel und hielt alles. Zwar schien anfangs der Tempomacher zu schnell zu sein, aber der zweite Hase bot dann das richtige Tempo an. Florian Orth warf zuerst den Fehdehandschuh, ehe Carsten Schlangen bei 1.000 Metern nach vorn ging. Wie eine Klette aber hing der junge Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald) an beiden, der 250 Meter vor dem Ziel an beiden vorbei ging und ihnen auf den letzten Metern keine Chance mehr ließ.
Über die Siegerzeit von 3:34,94 Minuten und eine Steigerung um mehr als vier Sekunden jubelte Timo Benitz ohne Ende: „Die Motivation stimmte bei mir und dann müssen die Beine einfach mit“, erklärte er ein einfaches Rezept. „ Mit solch einer Zeit habe ich künftig viel mehr Chancen, auch international in schnelle Rennen zu kommen,“ schaute der Student für Luft-und Raumfahrt voraus, der in diesem Sommer schon Bestzeiten über 800 und 1.000 Meter erzielt hatte.
Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) als Zweiter schaffte mit 3:36,88 Minuten ebenfalls die Norm. „In Regensburg lief es schon ganz gut für mich, und bei solch einer Rennkonstellation ist es dann kein Wunder, dass solch eine Zeit herauskommt.“ Nur Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) konnte sich nicht uneingeschränkt freuen, denn ihm fehlten nur acht Hundertstelsekunden zur Norm von 3:37,70 Minuten.
Martin Grau mit Hindernisnorm
Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) und Steffen Uliczka (TSV Kronshagen/Kieler TB) wollten die Norm über 3.000 Meter Hindernis, das sah man ihnen an. Starke Konkurrenz war am Start, vor allem der Pole Krystian Zalewski sorgte für Tempo. Die beiden DLV-Athleten hielten sich lange vorn mit auf, bis dann Martin Grau den Turbo zündete. Zwar konnte der 22-Jährige den Polen nicht mehr erreichen, aber mit 8:24,29 Minuten Zweiter werden und die Norm abhacken.
Martin Grau freute sich wie ein Schneekönig. „ Alle haben mir vorher eingeredet, dass ich die Norm laufen kann. Und dann entwickelte sich das Rennen immer besser. Einen solch schnellen dritten Kilometer hatte ich wohl noch nie.“ Schon in Forbach (Frankreich) hatte er sich um rund zwölf Sekunden auf 8:30,46 Minuten gesteigert und in Dessau noch einmal sechs Sekunden draufgelegt.
Steffen Uliczka muss einen neuen Anlauf auf die Norm nehmen, er wurde in 8:28,86 Minuten Vierter.
Andreas Hofmann wirft 83,63 Meter
Jubeln durfte auch Andreas Hofmann (MTG Mannheim) im Speerwurf. Mit 83,63 Metern gewann er den Wettbewerb und meinte danach: „ Es war ein bombastischer Tag, ein bombastischer Wettbewerb. Ich habe mit Lockerheit geworfen und dann kommt die Weite von ganz allein.“ Nach schwierigen Jahren trumpft der 22-Jährige 2014 auf - schon in Halle war sein Speer auf 81,08 Meter gesegelt.
Keine Mühe hatte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) im Kugelstoßen, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Mit 19,62 Metern dominierte sie das Feld.
Julian Reus sprintet zum Sieg
Viele wurde im Vorfeld darüber geschrieben, dass es in Dessau möglich sei, je nach Windrichtung von Nord nach Süd oder umgekehrt zu die 100 Meter zu sprinten. Am Ende lief man wie fast immer, von Nord nach Süd, und der Wind blieb mit 0,8 m/sec auch im Rahmen. Julian Reus (TV Wattenscheid 01) ließ nichts anbrennen und setzte sich in 10,26 Sekunden gegen Altmeister und Vereinskollege Alexander Kosenkow (10,33) durch.
"Das war ein guter Abschluss, auch wenn ich gern noch ein paar Hundertstel schneller gewesen wäre. Aber ich merkte doch ein wenig, dass ich in den letzten Tagen sehr viel und auch schnell gelaufen bin“, bilanzierte Julian Reus. Voll des Lobes war er für die Zuschauer. „Es gibt leider nicht mehr viele Meetings in Deutschland, wo wir Sprinter vor einer vollbesetzten Haupttribüne laufen dürfen. So macht es Spaß.“
Cindy Roleder mit EM-Norm
Wie schnell die Bahn in Dessau ist, bewiesen auch die Hürdensprinterinnen. In 12,88 Sekunden gewann Jackie Coward (USA), aber die Zuschauer freuten sich vor allem mit Cindy Roleder (LAZ Leipzig), die in 12,94 Sekunden die EM-Norm für Zürich lief. Dabei hat sie eigentlich zum Siebenkampf gewechselt, aber nach wie vor ist sie eben schnell über den Hürden.
„ Heute hatte ich mir eine 13,00 vorgenommen. Dass es nun noch schneller geworden ist, freut mich natürlich sehr. Trotzdem werde ich in Ratingen meinen nächsten Siebenkampf bestreiten, denn der Wechsel ist ja ernst gemeint. Aber ich weiß auch, dass ich mich da erst hineinarbeiten muss.“
Christian Reif vorn
Mit 7,98 Metern gewann Christian Reif (LC Rehlingen) den Weitsprung.
„Es war nicht ganz so einfach heute, aber ich bin trotzdem zufrieden, auch wenn es nicht die 8 Meter wurden. Es macht eben Spaß, so dicht an der Haupttribüne zu springen.“
An Dessau hat Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) gute Erinnerungen, wenn sie an die 800 Meter denkt. So war es klar, dass sie hier erneut einen Versuch wagen wollte, die EM-Norm von 2:00,50 Minuten anzugreifen. Helfen sollte ihr dabei als Tempomacherin Claudia Wehrsen (LT DSHS Köln), die Deutsche Meisterin über 400 Meter Hürden. Doch nach der ersten Runde, die in 59,7 Sekunden passiert wurde, war dieses Unterfangen sehr schwer geworden.
Am Ende lief die Siegerin Joanna Jozwik (Polen) mit 2:01,37 Minuten persönliche Bestzeit und bei Fabienne Kohlmann blieben die Uhren dahinter bei 2:02,48 Minuten stehen. „ Ich weiß, dass ich die Norm laufen kann. Und ich konzentriere mich auch voll auf die 800 Meter, obwohl ich die 400 Meter Hürden ab und an bestreite“, meinte die Deutsche Hallenmeisterin.
Mittelstrecklerinnen an Norm vorbei
Nicht alle Blütenträume reiften in Dessau. Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) wollte über 800 Meter seinen Vorjahreserfolg wiederholen, und 200 Meter vor dem Ziel lag er noch auf dem zweiten Rang. Doch plötzlich blieb er stehen und gab auf. Der Franzose Pierre Bosse gewann in 1:45,50 Minuten.
Vergeblich jagten auch die Frauen über 1.500 Meter der EM-Norm nach. Am Schluss gewann die Schwedin Meraf Batha in 4:09,28 Minuten. Hinter ihr reihten sich Diana Sujew (4:09,37 min), Corinna Harrer (4:10,09 min) und Maren Kock (4:10,28 min) ein.
Erstmals nach 15 Jahren waren die Stabhochspringerinnen in Dessau am Ablauf. Katarina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann mit 4,40 Metern vor Martina Strutz (SC Neubrandenburg) mit 4,30 Metern.
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