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Traber und Hannemann: Neues Team der "U-Rekordler"

Gregor Traber (21) ist deutscher U20-Rekordler (13,31 sec), Henrik Hannemann (17) deutscher U18-Rekordler (13,40 sec). Seit einigen Wochen trainieren sie gemeinsam in Stuttgart. Beide profitieren voneinander und könnten im kommenden Jahrzehnt den deutschen Männer-Hürdensprint prägen.
Martin Neumann

Die deutschen „U-Rekordler“ im Hürdensprint gingen in den vergangenen Wochen getrennte Wege: Während Gregor Traber (noch LAV Stadtwerke Tübingen; ab 2015 VfB Stuttgart) – mit 13,31 Sekunden U20-Rekordler – in Südafrika die Grundlagen für die Saison 2015 legt, musste Henrik Hannemann (LG Neumünster) – mit 13,40 Sekunden U18-Rekordler – in Stuttgart weiter die Schulbank drücken.

Der 17-Jährige aus Schleswig-Holstein war im Herbst in die Trainingsgruppe von Marlon Odom und Sven Rees an den Neckar gewechselt. Neben Gregor Traber coachen die beiden dort auch die Schweizer Hürdenrekordlerin Lisa Urech (12,62 sec) und seit wenigen Wochen auch den Schweizer 100-Meter-Rekordler Alex Wilson (10,12 sec).

Traber bangte um EM

Hannemann und Traber. Diesen beiden Hürdensprintern könnte die Zukunft gehören. Schon 2014 war für beide ein starkes Jahr. Traber – immer noch 21 Jahre jung – wurde bei der Hallen-WM in Sopot (Polen) sensationell Fünfter in 7,56 Sekunden. Bei der EM in Zürich (Schweiz) lieferte er in 13,43 Sekunden im Vorlauf eine neue Bestzeit ab, den Einzug ins Finale verpasste er mit 13,58 Sekunden. Hannemann steigerte als Zweiter der Olympischen Jugendspiele in Nanjing (China) den deutschen U18-Rekord um eine Zehntel auf 13,40 Sekunden.

Dabei war speziell beim Tübinger die Vorbereitung nicht optimal gelaufen. Aufgrund von massiven Knie- und Rückenproblemen stand sogar der EM-Start in Zürich auf der Kippe, dazu kamen Leistenbrüche beidseits. Schon drei Tage nach der EM wurde er an beiden Leisten operiert. „Die Verletzungsmisere hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Wir haben aber daraus gelernt und das Training angepasst, um weitere Verletzungen zu vermeiden“, so Traber.

Im Ausland durchbeißen

Bei seinen wenigen Starts im Sommer hatte er die internationale Konkurrenz gesucht und war in Bellinzona (Schweiz), Hengelo (Niederlande), Linz (Österreich) und Madrid (Spanien) gestartet. Lediglich zum Saisonauftakt in Weinheim und bei der DM in Ulm lief er in Deutschland. „Ich habe bewusst die Konkurrenz im Ausland gesucht, um mich weiterzuentwickeln. Es ist etwas anderes, gegen die Leute vor der Haustür zu laufen oder in einem internationalen Feld mit Athleten, die allesamt eine stärkere Bestzeit haben als man selbst. Diese Rennen haben mir Sicherheit gegeben“, sagt Traber.

2015 soll der nächste Leistungsschritt folgen – aber nicht mehr für seinen alten Verein LG Stadtwerke Tübingen. Im kommenden Jahr wird Traber das Trikot des VfB Stuttgart tragen. „Ich freue mich auf eine professionelle und erfolgreiche Zukunft beim VfB Stuttgart“, erklärte Traber aus dem dreiwöchigen Trainingslager in Stellenbosch (Südafrika). „Tübingen hat mir bislang kein finanzielles Angebot unterbreitet“, nennt der 21-Jährige die Hintergründe seines Wechsels. Der VfB Stuttgart plane dagegen langfristig mit ihm. „Wenn ich gesund durch den Winter komme, ist für mich vieles möglich. Ich bin hungrig auf Erfolge“, gibt sich der 21-Jährige angriffslustig.

Hannemann, das Ausnahmetalent

Gut möglich, dass sich der 1,90-Meter-Mann in den kommenden Jahren selbst Angriffen erwehren muss. Denn mit Henrik Hannemann zählt seit ein paar Wochen ein sehr talentierter Läufer zu seiner Trainingsgruppe. Die Stärke des 17-Jährigen ist seine Schnelligkeit. So führt er mit 21,34 Sekunden auch die deutsche U18-Bestenliste über 200 Meter an.

„Henrik ist ein Ausnahmetalent. Er ist ruhig, und mental stark. Dazu kommt sein hohes Niveau bei Tempoläufen“, lobt Traber seinen jungen Trainingspartner. Er selbst will für Hannemann eine Art Mentor sein: „Ich bin da, wo Henrik hin möchte. Als ich so jung war, hätte ich gern jemanden gehabt, an dem man sich orientieren kann.“

Rekord in Gefahr

 

In der Stuttgarter Trainingsgruppe fühlte sich Hannemann auf Anhieb wohl. „Ich wurde toll aufgenommen, die Eindrücke waren nur positiv“, denkt er zurück. Auch sein alter Trainer Peter Malinowski legte ihm in Neumünster keine Steine in den Weg. Der Coach – ein ehemaliger Hochspringer – arbeitet tagsüber als Tischler und konnte sich nur am Feierabend um seinen Schützling kümmern.

Ein hohes Sprintniveau bringt der 17-Jährige schon mit, nun soll vermehrt an der Technik gearbeitet werden. Schließlich muss sich Hannemann ab 2015 über rund acht Zentimeter höheren Hürden (0,99 m) zurechtfinden. „Die Umstellung im Training klappt gut“, gibt er sich zuversichtlich und peilt für den Sommer eine Zeit um 13,60 Sekunden und das Finale der U20-EM an.

An den deutschen U20-Rekord seines Trainingskollegen denkt er (noch) nicht: „Es wird schwer, Gregors 13,31 Sekunden zu unterbieten.“ Der Rekordler selbst sieht das anders: „Henrik hat die Fähigkeiten, meine Bestmarke zu knacken.“

<link>Quelle: Leichtathetik - Ihre Fachzeitschrift

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