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Trainingslager IV: DLV-Springer holen sich optimalen Schliff in Belek

Im Frühjahr starten die DLV-Athleten in verschiedenste Trainingslager, um sich für den großen Sport-Sommer mit dem Höhepunkt Olympische Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) vorzubereiten. Wir haben in den größten Camps nachgefragt, wie der letzte Formschliff vor dem Saisonstart verlief. Heute: die „Gloria Sports Arena“ in Belek (Türkei).
Pamela Ruprecht

Das große DLV-Sprung-Team, das sich im türkischen Belek auf den Start in die Wettkampfsaison vorbereitet, umfasst insgesamt 53 Athleten und Betreuer. Zum eingespielten Kompetenzteam zählen neben Trainern drei Physiotherapeuten, ein Arzt, eine Psychologin und drei Trainingswissenschaftler. Im Jahr der Olympischen Spiele nutzen nahezu hundert Prozent aller TopTeam-Athleten der Disziplinen Hoch-, Weit- und Dreisprung die fantastischen Trainingsbedingungen in der erst 2014 erbauten „Gloria Sports Arena“.

Laut Uwe Florczak, Leitender Bundestrainer Sprung, gibt es in Europa kein vergleichbares Objekt. Die Trainingsstätte bietet extrem kurze Wege: Die Hotelzimmer mit Balkonblick auf die Tartanbahn grenzen direkt an das Stadion. Kraftraum und Sprunganlagen sind in unmittelbarer Nähe und bestem Zustand. Das hat sich in der deutschen Nationalmannschaft rumgesprochen. Während sich im Frühling 2015, dem Jahr der Eröffnung des neuen Sport-Komplexes, fast nur DLV-Springer dort auf die Freiluft-Saison vorbereiteten, sind es 2016 auch Gruppen von Mehrkämpfern und Werfern, die sich den letzten Schliff in Belek holen.

Hochqualitative Olympia-Vorbereitung

Die Stabhochspringer, in deren Reihen auch Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) zur Rehabilitation nach seiner Fußverletzung war, haben am Ende ihres Türkei-Aufenthaltes sogar einen Test-Wettkampf durchgeführt. Annika Roloff (MTV 49 Holzminden) übertraf dabei als Erste die Olympia-Norm (4,50 m).

Von den Mehrkämpfern setzen Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) auf Belek. Kürzlich abgereist ist der WM-Dritte Rico Freimuth (SV Halle). Für Sprinter Lucas Jakubcyzk (SCC Berlin) war das Trainingslager nach seinem Verletzungsrückschlag anstelle des langen Camps in Florida (USA) ein willkommener Plan B.

Diskuswerferin Shanice Craft (MTG Mannheim) ist eine der Werferinnen, die bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Sports Arena weilt. Nach der abgeschlossenen Reise ihrer männlichen Disziplinkollegen um Thomas Röhler (LC Jena) sind die Speerwerferinnen Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) und Linda Stahl noch vor Ort. Weltmeisterin Katharina Molitor (beide TSV Bayer Leverkusen) hingegen absolviert diesen Freitag beim Start der Diamond League in Doha (Katar) schon ihren ersten Wettkampf.

Vielversprechende Trainingswerte

Darauf arbeitet auch das große Sprung-Team hin. Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch überquerte im Training schon die Norm für Rio (1,93 m). Aus dem Weitsprung-Lager sind unter anderen bei den Männern Fabian Heinle (beide VfB Stuttgart), Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Sebastian Bayer (Hamburger SV) in Aktion, bei den Frauen Lena Malkus (SC Preußen Münster) und Malaika Mihambo (LG Kurpfalz).

„Die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik lassen sehr Positives erwarten“, sagte Uwe Florczak. „Diese Form des Trainingslagers ist ein Meilenstein für eine professionelle Vorbereitung auf die Freiluftsaison und immer ein Garant für gute Leistungen.“ Die Stimmung unter den Sportlern ist sehr gut, geprägt von leichter Anspannung, aber vor allem Vorfreude auf die bevorstehenden Olympia-Qualifikationen. Dafür geben die Athleten alles.

Max Heß brennt auf erste Wettkämpfe

Dreispringer Max Heß stellte Trainingsbestleistungen auf. „Im Großen und Ganzen sind wir dem gewünschten Ziel schon sehr nah“, berichtete der Hallen-Vize-Weltmeister, die Konzentration liegt auf der Schnelligkeitsausbildung und den technischen Details. Nach seinen Erfolgen in der Hallensaison freut sich der 19-Jährige „riesig“ auf die Wettkämpfe. „Bei jedem Sprung ist der Gedanke an Olympia in Rio präsent, was jeden Sprung besonders macht.“

Zwischen den zwei täglichen Trainingseinheiten verbringt der Schüler damit, Sonne zu tanken und zu lernen. Auch für eine Partie Billard ist manchmal Zeit oder einen Ausflug in die Stadt mit seinen Trainingskolleginnen Kristin Gierisch (beide LAC Erdgas Chemnitz) und Weitspringerin Annika Gärtz (LV 90 Erzgebirge).

„Die Anlage in Belek ist einfach Wahnsinn. Es fehlt an nichts“, schwärmt Kristin Gierisch. Die Hallen-Vize-Weltmeisterin schätzt die Regenerationsmöglichkeiten nach dem harten Training: Kältebecken und -kammer stehen zur Verfügung. Dank physiotherapeutischer Behandlung geht es nach Piriformis-Problemen bei der 25–Jährigen wieder bergauf: „Wir springen momentan sehr viel und das ist bisher immer gut und vielversprechend gelaufen.“

Alexandra Wester topmotiviert

Seit der Hallen-WM in Portland (USA) zum ersten Mal wieder richtigen Weitsprung im Training machte Alexandra Wester (ASV Köln). Zuvor konnte sie ohne Einschränkungen an den Basics (Schnelligkeit und Sprungkraft) arbeiten. Ihren ersten Wettkampf in Bad Langensalza (21. Mai) kann die 21-Jährige kaum noch erwarten. Dort steigt der erste Angriff auf die Olympia-Norm (6,70 m).

Alle Weitspringerinnen haben diesen Winter in der Vorbereitung 110 Prozent gegeben. Denn es gibt mindestens sechs Kandidatinnen, die um drei Rio-Tickets streiten. „Ich glaube, da werden einige sehr gute Leistungen rausspringen“, sagt die Hallen-WM-Sechste. Sie hofft, den Lauf aus der Halle in den Sommer mitnehmen zu können. Ihr Lieblingswetter für Wettkämpfe: 25 Grad plus und Sonne.

Auch Uwe Florczak ist optimistisch für den Saisonstart. Die Messungen der Trainingswissenschaftler geben Grund genug dazu. „Die Voraussetzungen sind geschaffen, müssen aber im Wettkampf umgesetzt werden. Das bleibt das Spannende“, blickt der Leitende Bundestrainer voraus. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie das Training in Weiten und Höhen umgemünzt wird.

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