Im vergangenen Jahr fielen die Deutschen Blockwettkampf-Meisterschaften der U16 aus, weil sich kein geeigneter Ausrichter fand. Nach 2017 kehrte der deutsche Leichtathletik-Nachwuchs wieder nach Lage zurück, und die ostwestfälische Stadt präsentierte sich als Mehrkampf-Hochburg wieder von ihrer besten Seite.
Die Jungen nutzten am Sonntag die optimalen Bedingungen am zweiten Wettkampftag der Deutschen U16-Blockwettkampf-Meisterschaften im Carl-Heinz-Reiche Stadion zu zahlreichen persönlichen Bestleistungen in den Blockwettkämpfen und auch in vielen Einzeldisziplinen. Dabei beeindruckte vor allem Juan-Sebastian Kleta, der schon bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Bremen in der Klasse M15 im 100 Meter-Sprint (10,93 sec), Weitsprung (6,88 m) und mit der 4x100 Meter-Vereinsstaffel erfolgreich war. Nun erweiterte er diese stolze Sammlung um die nächste goldene Plakette.
Nach seinem Triple von Bremen befand sich der Gelnhausener in Lage im Block Wurf in der Pole-Position. Er nutzte diese Chance und setzte sich mit hervorragenden 3.345 Punkten souverän vor Emmanuel Agbo-Anih (SV Halle; 3.192 Pkt) und Mark Petruschka (TV Mettingen; 3136 Pkt) durch.
Angriff auf DLV-Bestleistung im Weitsprung geplant
Der nunmehr vierfache Deutsche U16-Meister glänzte vor allem auf den 100 Metern, wo er mit 10,91 Sekunden die mit Abstand beste Tagesleistung erzielte. Auch im Weitsprung kam ihm mit 7,19 Metern keiner nahe, und seine Kugelstoß-Weite von 16,78 Metern konnte sich ebenfalls sehen lassen. Schwächen zeigte er lediglich im Diskuswerfen (38,85 m).
„Nach Bremen habe ich erst einmal das Training heruntergeschraubt. Zwei Wochen vor Lage habe ich es wieder intensiviert und dabei vor allem viele Würfe absolviert. Im Kugelstoßen hat es geholfen, im Diskuswerfen leider nicht,“ erklärte der frühere Fußball-Spieler, der erst vor drei Jahren zur Leichtathletik gekommen war.
„Entdeckt“ wurde er von Marcus Ehmer, der ihn weiter behutsam aufbaut. „Juan-Sebastian führt noch kein Krafttraining durch. Er absolviert lediglich ein Athletik-Training, bei dem er sein eigenes Körpergewicht einsetzt,“ betont Ehmer. Der 1,86 Meter große und 80 Kilo schwere Jugendliche möchte in dieser Saison noch die DLV-Bestleistung seiner Altersklasse im Weitsprung, die seit 1981 bei 7,28 Metern steht, in Angriff nehmen.
Noah Braida holt Favoriten-Sieg
Im Block Sprint/Sprung der Klasse M15 dominierte Noah Braida (TV Wattenscheid 01) mit neuer Bestleistung von 3.179 Punkten vor Brono Betz (TV Rot am See; 3.037 Pkt) und Ivo Ziebold (TV Cossebause; 3.011 Pkt). „Ich hatte schon mit dem Titelgewinn geliebäugelt, habe mich aber mit diesbezüglichen Äußerungen zurückgehalten, weil im Mehrkampf bekanntlich viel passieren kann,“ sagte der vielseitige Wattenscheider.
Highlights waren für ihn der 80 Meter-Hürdensprint, bei dem er mit 10,57 Sekunden auftrumpfte, und der Hochsprung, bei dem er sich auf 1,83 Meter (bisher 1,75 m) verbesserte. Auch über 100 Meter konnte er sich mit 11,29 Sekunden (bisher 11,49 sec) über eine neue persönliche Bestzeit freuen.
Wattenscheids Trainer Sebastian Kraus fiel nach dem Erfolg seines Schützlings ein Stein vom Herzen: „Nachdem unsere Erwachsenen zuletzt sehr viel Pech hatten, lief es für unsere Jugendlichen an diesem Wochenende erfreulicherweise deutlich besser. Nach dem Mannschafts-Titel der Mädchen ist auch die Goldmedaille von Noah nach unserer Verletzungsserie bei den Erwachsenen Balsam für unsere Seele.“
Vincent Herbst überrascht im Block Lauf
Vincent Herbst (SC Potsdam) war im Block Lauf der M15 lediglich als Viertbester gemeldet. Daher kann man seinen Sieg mit 2.872 Punkten vor Benn Lingmann (LV Habbelrath-Grefrath; 2.824 Pkt) und Jonas Helfrich (LG VFL/SSG Bensheim; 2.781 Pkt) als Überraschung werten. Ausschlaggebend für den Erfolg des 14-Jährigen waren seine Bestleistungen über 100 Meter mit 11,03 Sekunden (bisher 11,10 sec), über 80 Meter Hürden in vorzüglichen 11,49 Sekunden (bisher 12,08 sec) und im Ballwurf mit 67,50 Meter (bisher 63,00 m).
„Ich habe vor den Titelkämpfen in Lage vor allem noch einmal viel Ausdauertraining absolviert, damit ich über 2.000 Meter nicht so viel an Boden verliere,“ berichtete der frühere Fußball-Spieler des Babelsberger 03, der in Zukunft seine Perspektive vor allem im Langsprint sieht.
Simon Plitzko überspringt 1,86 Meter
Fußball war auch die frühere Leidenschaft von Simon Plitzko (Athletik Team Hamburg), bevor er vor drei Jahren zur Leichtathletik wechselte. Der 14-jährige Hamburger, der im Block Sprint/Sprung der M14 mit neuer Bestleistung von 3.007 Punkten vor Elias Keller (TUS Gottmadingen; 2.897 Pkt) und Hendrik Sohn (TV Nussdorf; 2.740 Pkt) siegte, ist besonders stolz auf seine Hochsprung-Leistung von 1,86 Meter, mit der er seine Körperlänge um 13 Zentimeter übertraf. In Zukunft wird er sich vor allem auf den Sprint und den Weitsprung konzentrieren.
Im Block Lauf der Klasse M14 lag Alexandro Seiler (LAC Berlin) vom ersten Wettbewerb an in Führung, doch im abschließenden 2.000 Meter-Lauf drohte er, sie zu verlieren. Daher kämpfte er auf der Fünf-Runden-Distanz bis zum Umfallen und sicherte sich das verdiente Gold mit 2.560 Punkten vor Fabio Schönfeld (LC Gera; 2.554 Pkt) und Noel Freder (VfL Altenstadt; 2.541 Pkt). Der 14-jährige Berliner, der als Drittbester gemeldet war, gefiel vor allem mit seinen Leistungen über 80 Meter Hürden (11,68 sec), im 100 Meter-Lauf (12,16 sec) und im Ballwurf (41,50 m).
Vom Turnen zur Leichtathletik
Moritz Hinrichsen (TV Weißkirchen) war in Lage trotz eines vorangegangenen Italienurlaubs topfit und behauptete sich im Block Wurf der M14 mit Bestleistung von 2.947 Punkten (bisher 2.867 Pkt) sicher vor Ole Mehlberg (SC Neubrandenburg; 2.744 Pkt) und Tim Engel (LG Prignitz; 2.735 Pkt). Bei seiner vielversprechenden Vorstellung erzielte der Schützling von Claudia Döring Hausrekorde im Weitsprung mit 5,82 Meter (bisher 5,66 m), über 80 Meter Hürden mit 11,87 Sekunden (bisher 12,20 sec) und im Kugelstoßen mit 14,45 Meter (bisher 13,78 m).
Interessant ist, dass Moritz Hinrichsen neun Jahre lang Turner war, bevor er vor anderthalb Jahren zur Leichtathletik stieß. Er besucht die Elite-Schule des Sports in Frankfurt, an der auch der DLV-Vizepräsident Jugend Dominic Ullrich tätig ist.
Wichtige Mehrkampf-Erfahrung für die Jugendlichen
Viel Lob gab es nach der zweitägigen Veranstaltung für die vorbildliche Durchführung der Titelkämpfe. „Man hat gespürt, dass das Kampfrichter- und Organisationsteam recht erfahren im Mehrkampf-Bereich ist. Von dem hohen Standard in Lage haben alle Beteiligten profitiert. Erfreulich ist auch, dass die Stadt sehr Leichtathletik-freundlich ist und recht viel in die Anlagen investiert hat. Dadurch wird auch langfristig dieser Standort gesichert“, erklärte Susanne Berlinghoff.
Die stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses Jugend freute sich daher, dass dieses Meisterschaftsangebot in Lage stattfinden konnte. „Die Blockwettkämpfe bilden für die Jugendlichen eine gute Möglichkeit, Mehrkampferfahrungen zu sammeln. Für viele ist es auch der erste Start bei einer Deutschen Meisterschaft, wo sie die entsprechenden Abläufe kennenlernen. Das ist sicherlich eine nachhaltige Erfahrung für ihre weitere Laufbahn,“ betonte Susanne Berlinghoff.
Mehr:
<link news:71292>U16-DM Blockwettkampf: Alina Sophie Vollert siegt mit starker Bestleistung
Die kompletten Resultate finden Sie <link ergebnisse wettkampf-resultate>in der Ergebnisrubrik...