| Persönlicher Rückblick

Mein Moment 2019: Ein Rekord bewegt das Olympiastadion

Das Leichtathletik-Jahr 2019 war vollgepackt mit Top-Events, herausragenden Leistungen, spannenden Wettbewerben und Überraschungserfolgen. Wir waren für Sie (fast) überall vor Ort, um in Text, Bild und Video von den Ereignissen zu berichten. In persönlichen Rückblicken erinnert sich das leichtathletik.de-Team an ganz besondere Momente der Saison. Heute: ein 5.000-Meter-Lauf in die Geschichtsbücher.
Martin Neumann

Nationaler Saisonhöhepunkt. Wichtigster Qualifikations-Wettkampf für internationale Aufgaben. Familienfest der Leichtathletik: Die Deutschen Meisterschaften sind Jahr für Jahr ein besonderer Wettkampf im Leichtathletik-Kalender. Speziell wenn sie wie in diesem August an einem so geschichtsträchtigen Ort stattfinden wie im Berliner Olympiastadion. Zwölf Monate zuvor wurde dort die rauschende Party bei der EM 2018 gefeiert. Zehn Jahre zuvor hatte Sprint-Legende Usain Bolt auf der blauen Bahn Sprint-Weltrekorde (vielleicht) für die Ewigkeit erzielt. In diesem Sommer war die Leichtathletik-DM eingebettet als Hauptdarsteller bei den „Finals“. Der gelungenen Premiere mit zehn an einem Ort und an einem Wochenende ausgetragenen Deutschen Meisterschaften.

Klar spricht man Tage zuvor mit Kollegen, Leichtathletik-Fans und Sportbegeisterten über die Erwartungen an die Deutschen Meisterschaften. Die Namen Malaika Mihambo, Gesa Krause, Johannes Vetter und Christoph Harting fallen bei der Fachsimpelei. Aber keiner so häufig wie der von Konstanze Klosterhalfen.

Selbst der Stadionrekord hält Konstanze Klosterhalfen nicht stand

Fest stand da eigentlich schon, dass sie nach ihren Vorleistungen den Meisterschaftsrekord über 5.000 Meter von Sabrina Mockenhaupt (15:09,39 min) deutlich unterbieten würde. Auch der deutsche Rekord von Irina Mikitenko (14:42,03 min) dürfte am Abend des 3. August Geschichte sein. „Nur der Stadionrekord darf weiter bestehen“, sagte ich am Tag vor dem Rennen noch zu einem Kollegen.

Ich sollte mich irren. Denn was Konstanze Klosterhalfen am ersten DM-Tag zeigte, riss die 26.200 Zuschauer im Olympiastadion von den Sitzen. Sie feierten die Leverkusenerin mit Standing Ovations, trieben die 22-Jährige um die zwölfeinhalb Runden. Mit 14:26,76 Minuten stürmte die spätere WM-Dritte in neue Sphären – inklusive Stadionrekord. Den hatte knapp 18 Jahre zuvor die Russin Olga Yegorova (14:29,32 min; damals Europarekord) als ISTAF-Siegerin aufgestellt. „Ich wusste in etwa, wo der deutsche Rekord lag. Ich wollte aber einfach so schnell laufen, wie es geht“, sagte die Leverkusenerin nach ihrem Rekord-Coup.

Ein Rennen voller Kraft und Lauf-Lust

Eine solch grandiose Leistung wie die von Konstanze Klosterhalfen habe ich in zwei Jahrzehnten, die ich schon über die Leichtathletik berichte, bei Deutschen Meisterschaften noch nie erlebt. Die Kilometer-Abschnitte von 2:55, 2:55, 2:55, 2:53 und 2:49 Minuten zeigten in Berlin, wie viel Kraft und wie viel Lust am schnellen Laufen Konstanze Klosterhalfen hat. Bis auf Alina Reh (SSV Ulm 1846) überrundete die Leverkusenerin alle Konkurrentinnen. „Im Vergleich zu Konstanzes Weltklasse-Vorstellung war meine Leistung eher Regionalliga“, zollte Alina Reh – eine Langstrecklerin der erweiterten Weltspitze – der Leistung der Konkurrentin Respekt.

Klar hatten viele Experten ein starkes Rennen von Konstanze Klosterhalfen erwartet. Schließlich hatte sie erst wenige Wochen zuvor bereits den deutschen 3.000-Meter-Rekord auf 8:20,07 Minuten – Platz sechs der ewigen Weltbestenliste – geschraubt. Aber das Rekord-Solo im Olympiastadion inklusive Dutzender Überrundungen spielte noch in einer anderen Leistungsliga als das Rennen gegen Weltklasse-Konkurrenz mit Tempomacherinnen in der Diamond League. Der nationale Saisonhöhepunkt hatte damit sein unbestrittenes Leistungshighlight erlebt – und Leichtathletik-Fans, Sportbegeisterte und Journalisten gleichermaßen zum Staunen gebracht.

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