| Mehrkampf

Lucie Kienast knackt die 6.000-Punkte-Marke

Bei den Mitteldeutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Halle/Saale haben zwei Nachwuchs-Athletinnen für mächtig Furore gesorgt. In der U20 knackte Lokalmatadorin Lucie Kienast erstmals die 6.000-Punkte-Marke. Serina Riedel verpasste die deutsche U18-Bestleistung nur hauchdünn.
Sandra Arm

Im Ziel übermannten Lucie Kienast (SV Halle) die Emotionen: Erst kam Trainer Wolfgang Kühne zu ihr und sagte, sie habe die Marke von 6.000 Punkten knapp verfehlt. Seine handgestoppten 2:21 Minuten über 800 Meter sollten nicht reichen. Nur wenige Minuten später flossen plötzlich Freudentränen bei seiner Athletin. Die offizielle Zielzeit lautete 2:19,83 Minuten. Somit hatte sie 6.009 Zähler auf dem Konto. „Das ist schon krass. Dabei verlief der Siebenkampf noch nicht einmal optimal“, sagte die hochgewachsene Athletin.

Aber der Reihe nach: Eines ihrer wertvollsten Ergebnisse erreichte die 19-Jährige am ersten Wettkampftag. „Ich freue mich ganz besonders über die Leistung im Kugelstoßen. Das war sehr gut für mich.“ Resultierend aus einer gehörigen Portion Frust. Nachdem der Hochsprung mit 1,68 Meter nicht zufriedenstellend verlief, packte sie ihren ganzen Ärger in den ersten Versuch des Kugelstoßens. Er bewirkte eine neue Bestmarke: 13,83 Meter.

Zuvor hatte sie schon einen glänzenden Auftakt über die 100 Meter Hürden hingelegt. Mit 14,59 Sekunden stand dort ebenfalls eine neue Bestzeit zu Buche. „Im Hürdensprint habe ich mit Cindy Roleder eine gute Trainingspartnerin an meiner Seite. Das war zu erhoffen, dass es in dieser Disziplin vorangeht.“ Wie der Tag begann, so endete er – mit einer Bestzeit. Sie lief die 200 Meter in 24,35 Sekunden.

Probleme mit dem Wind

Der zweite Tag begann mit dem Weitsprung, ihrer Paradedisziplin. Doch so recht wollte der Wind nicht mitspielen. Im ersten Durchgang sprang sie vor dem Brett ab: 6,21 Meter. „Wenn ich da die verschenkten Zentimeter drauf rechne, dann geht es schon in eine ganz andere Richtung.“ Langes Warten vor ihrem dritten und letzten Versuch. Irgendwann gab dann ihr Trainer Wolfgang Kühne das Startsignal. Bei 2,0 Metern pro Sekunde Gegenwind standen 6,22 Meter im Protokoll.

„Die Beine waren noch etwas müde von den 200 Metern vom Vortag. Außerdem habe ich  nicht allzu viel Weitsprung trainiert, es waren erst sechs Sprünge aus dem vollen Anlauf heraus“, erklärte die U20-EM-Teilnehmerin ihren Auftakt in den zweiten Wettkampftag. „Ich war nach meiner Leistung im Weitsprung schon etwas geknickt. Die Kunst im Mehrkampf ist es, dieses Gefühl in positive Energie umzuwandeln. Das habe ich tatsächlich geschafft.“

Und so ließ sie den Speer im zweiten Durchgang auf die persönliche Bestweite von 47,30 Metern fliegen. Für 6.000 Punkte musste über 800 Meter eine Zeit von 2:20 Minuten auf der Uhr stehen. Das wusste Lucie Kienast. Dementsprechend schnell ihr Anfangstempo auf der ersten Runde. Von vorn spulte sie die beiden Runden ab und fiel kurz nach der Ziellinie völlig erschöpft auf die Tartanbahn. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Sie hatte ihr Ziel von 6.000 Zählern erreicht.

Plansoll ausgeweitet

In der U18 hatten Serina Riedel (TSV Zeulenroda) und ihr Trainer Peter Fleißner für einen Wettkampftag geplant. Weil es dann aber richtig gut lief und Serina Riedel sogar in Richtung deutsche U18-Bestleistung (5.795 Pkt) marschierte, änderten sie ihre Pläne. „Wir hören nicht auf, wir machen weiter“, sagte Trainer Peter Fleißner.

Sein Schützling hatte zum Auftakt mit einer Bestzeit über 100 Meter Hürden (14,25 sec) begeistert. Im Hochsprung steigerte Serina Riedel mit verlängertem Anlauf ihre Saisonbestleistung auf 1,72 Meter. Anschließend folgte mit der 3-Kilo-Kugel eine neue Bestmarke von 15,07 Metern. Bei den abschließenden 100 Metern hatte die 17-Jährige etwas Windpech. Bei 1,6 Meter pro Sekunde Gegenwind trommelte sie eine Zeit von 12,47 Sekunden auf die Bahn.

Im Weitsprung wollte die 6-Meter-Marke bei schwierigen Windbedingungen nicht fallen. Dennoch kratzte sie mit 5,95 Metern aus dem zweiten Versuch an der magischen Marke. Mit dem Speer standen solide 41,72 Meter im Protokoll. Um die deutsche U18-Bestleistung anzugreifen, hätte sie im Bereich ihrer Bestzeit über 800 Meter (2:27,75 min) laufen müssen. Sie kämpfte auf den letzten Metern und erreichte in 2:30,45 Minuten das Ziel. Mit 5.773 Punkten schrammte sie mit 22 Zählern nur knapp an der U18-Bestleistung vorbei. 

„Geiler Siebenkampf“

Dennoch verbesserte sie ihre eigene Bestmarke aus dem Vorjahr. „Das war schon ein geiler Siebenkampf. Die deutsche U18-Bestleistung hatte ich gar nicht im Kopf“, sagte Serina Riedel. Umso bemerkenswerter ihre Leistung, weil sie sich am Dienstag im Training den linken Sprungfuß verletzt hatte und bis zum Wettkampf-Wochenende nicht trainieren konnte.

Bei den Männern holte sich Lennart Zimmermann (SV Halle) mit 6.547 Zählern den Mitteldeutschen Mehrkampftitel. In der U20 trumpfte Till Steinforth (SV Halle) mit 7.227 Zählern groß auf. „Für mich war es ein runder Zehnkampf und zu diesem Zeitpunkt perfekt. Mein Ziel waren die 7.200 Punkte, die ich erreicht habe“, freute sich der Lokalmatador über sein Abschneiden. Ganz besonders über einzelne Disziplinen wie Weitsprung (7,37 m) sowie seine überraschende Leistung im Stabhochsprung (4,30 m). National wird es für die Mehrkämpfer in einem Monat interessant, wenn in Vaterstetten (21. bis 23. August) die deutschen Mehrkampftitel vergeben werden.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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