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DM 2021: Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Frauen

Die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig sind der nationale Höhepunkt des olympischen Leichtathletik-Sommers 2021: Am kommenden Wochenende geht es für Deutschlands beste Leichtathleten im Eintracht-Stadion um Medaillen, Bestleistungen und die Tickets zu den Olympischen Spiele in Tokio. Wir werfen einen Blick voraus auf die 17 spannenden Entscheidungen der Frauen.
Nicolas Walter / Silke Bernhart / Alexandra Dersch
100 METER

Heißer Kampf um Deutschlands Sprint-Krone

Die 100 Meter der Frauen versprechen in Braunschweig besonders viel Spannung, können sich doch gleich mehrere Athletinnen berechtigte Chancen auf den Titelgewinn ausrechnen. Allen voran die Jahresschnellste Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar). Nach langanhaltenden Verletzungsproblemen gelang der 25-Jährigen Mitte Mai in Mannheim in 11,12 Sekunden der langersehnte Befreiungsschlag. Mit der Olympia-Norm in der Tasche kann sie nun befreit bei der DM an den Start gehen.

Zum engen Favoritenkreis zählt auch Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die sich zuletzt in Weinheim in 11,11 Sekunden in starker Form präsentierte – allerdings mit etwas zu starker Windunterstützung. Ihre Saisonbestzeit steht bei 11,21 Sekunden. Nachdem die 28-Jährige im vergangenen Jahr die Silbermedaille gewann, könnte mit einer ähnlichen Leistung der Sprung nach ganz oben aufs Treppchen gelingen.

Als Titelverteidigerin werden in Braunschweig die Augen auch auf Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) gerichtet sein. Die Jahresbestzeit der amtierenden Deutschen Meisterin steht derzeit bei 11,29 Sekunden, im vergangenen Jahr gewann sie den Titel mit 11,30 Sekunden. Auch die Siebte der Hallen-EM Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie die Deutsche Meisterin aus dem Jahr 2019 Tatjana Pinto (LC Paderborn) könnten bei der Titelentscheidung ein Wörtchen mitreden. Vize-Europameisterin Gina Lückenkemper wird derweil nicht in Braunschweig an den Start gehen. Die Athletin des SCC Berlin fällt aufgrund eines leichten Muskelfaserriss, den sie sich bei einem Rennen in Boston (USA) zugezogen hat, aus. Auch die Deutsche Hallenmeisterin Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München) fällt aus.

Titelverteidigerin: Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF; 11,30 sec)
Jahresbeste: Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 11,12 sec)
 

200 METER

Holt sich Rebekka Haase das Sprint-Double?

Wie über 100 Meter hat Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) auch über 200 Meter in diesem Jahr bisher die schnellste Zeit vorzuweisen. Mit 22,97 Sekunden zeigte sie kürzlich in Mannheim, dass mit ihr bei den Deutschen Meisterschaften zu rechnen sein wird, nachdem sie bei der DM im vergangenen Jahr mit dem vierten Platz nur knapp das Podium verfehlte. Neben Haase planen weitere Top-Athletinnen einen Doppelstart über 100 und 200 Meter, darunter Tatjana Pinto (LC Paderborn), Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) und Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München). Als Zweitschnellste des Jahres darf auch Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,00 sec) auf den Titelgewinn hoffen, es wäre dabei ihre erste Freiluft-DM-Medaille überhaupt in einer Einzeldisziplin. Neben Laura Müller (SV Go! Saar 05 Saarbrücken) zählt auch Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) zu den Favoritinnen. Ihre Freiluft-Bestzeit aus diesem Jahr steht zwar „nur“ bei 23,65 Sekunden, doch im Januar zeigte sie mit neuer Hallen-Bestzeit von 23,07 Sekunden, dass sie auf einem starken Niveau unterwegs ist.

Titelverteidigerin: Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 23,07 sec)
Jahresbeste: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 22,97 sec)
 

400 METER

Die Jagd auf Corinna Schwab ist eröffnet

Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) wird auf der 400-Meter-Distanz die Gejagte sein. Bereits im vergangenen Jahr gewann die 22-Jährige den deutschen Meistertitel und holte sich ein halbes Jahr später in Dortmund schließlich auch den Hallen-Titel. Mit 52,06 Sekunden führt sie zudem souverän die Jahresbestenliste mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung auf Laura Müller (SV Go! Saar 05 Saarbrücken; 52,59 sec) an. Müller, Zweite der Hallen-DM, wird auch in Braunschweig eine der ärgsten Konkurrentinnen von Corinna Schwab sein. Weitere Anwärterinnen auf vordere Platzierungen sind Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg), für die es im Falle eines Titelgewinns ihr insgesamt vierter Freiluft-Titel wäre, Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin), Alica Schmidt (SCC Berlin) und Nadine Gonska (MTG Mannheim). Abzuwarten bleibt die Form von Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover), die sich nach einer schwierigen Saison 2020, in der sie mit den Folgen eines Pfeifferschen Drüsenfiebers zu kämpfen hatte, zuletzt steigern konnte.

Titelverteidigerin: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 51,73 sec)
Jahresbeste: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 52,06 sec)
 

800 METER

Christina Hering auf dem Weg zum siebten Titel?

Christina Hering (LG Stadtwerke München) gilt in Braunschweig über 800 Meter als große Favoritin. Doch die 26-Jährige muss auf dem Weg zum Titel vor allem den Rückschlag des vergangenen Wochenendes ausblenden. Bei der Team-EM in Polen zeigte sie eine starke Leistung, in 2:01,09 Minuten überquerte sie die Ziellinie als Zweite – da sie aber nach etwa 550 Metern auf die innere Bahnbegrenzung getreten war, wurde sie nachträglich disqualifiziert. Nun heißt es diese Disqualifikation als Erfahrung zu verbuchen und den vollen Fokus auf die DM zu richten. Denn allem Ärger zum Trotz war die starke Zeit ein ordentliches Ausrufezeichen an die Konkurrenz und das Untermauern der Titelambitionen für Braunschweig. Es wäre zugleich der siebte deutsche Meistertitel für Christina Hering und ihr sechster in Folge. Streitig machen könnten ihr den Sieg vor allem zwei Athletinnen: Katharina Trost (LG Stadtwerke München), Zweite der Jahresbestenliste, und Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Dritte der Jahresbestenliste. Dass sich Christina Hering ihres Sieges nicht zu sicher sein sollte, zeigte im Februar die Hallen-DM in Dortmund. Dort gewann Tanja Spill überraschend den Titel.

Titelverteidigerin: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,67 min)
Jahresbeste: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,83 min)
 

1.500 METER

Spannung vorprogrammiert

Dass Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) in starker Verfassung ist, zeigte sie vor gut zwei Wochen in Irvine, Kalifornien (USA). Über 5.000 Meter stieß sie in 15:01,99 Minuten in neue Dimensionen vor – nur fünf deutsche Läuferinnen waren über diese Distanz je schneller. In Braunschweig startet die 28 Jahre alte Titelverteidigerin nun wieder in ihrer Paradedisziplin und geht aufgrund ihrer starken Verfassung als Favoritin ins Rennen. Als eine ihrer großen Konkurrentinnen gilt Vera Coutellier (ASV Köln), die schon im vergangenen Jahr den zweiten Platz belegt hatte. In diesem Jahr lief Coutellier allerdings bereits vier Hundertstel schneller als Hanna Klein, sodass es zu einer äußerst knappen und somit spannenden Titelentscheidung kommen könnte. Auch mit Caterina Granz (LG Nord Berlin), Zweite der Hallen-DM, muss zu rechnen sein.

Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:13,71 min)
Jahresbeste: Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 4:09,19 min)
 

5.000 METER

Chance für bisher nicht im Fokus stehende Athletinnen

Trotz des Ausfalls von Titelverteidigerin Alina Reh (SCC Berlin) aufgrund einer Fußverletzung und von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), Deutsche Meisterin von 2019, wegen einer Rückenverletzung werden über 5.000 Meter der Frauen einige starke Athletinnen aufeinandertreffen. Unter anderem darf sich nun Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) berechtigte Hoffnungen auf ihren ersten Titel auf der Rundbahn machen. Zuletzt präsentierte sie sich in Stockholm (Schweden) in starker Form und verfehlte über die doppelte Distanz die Olympia-Norm nur um acht Sekunden. Ebenfalls in äußerst guter Verfassung zeigten sich in den vergangenen Wochen die beiden Zwillinge Rabea und Deborah Schöneborn (beide LG Nord Berlin). Mit Denise Krebs (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) gibt es zudem auch zwei Athletinnen im Teilnehmerfeld, die von ihrem Erfahrungsschatz bei einem taktisch geprägten Rennen profitieren könnten. Auch Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) könnte noch am Rennen teilnehmen, sie plant einen Doppelstart über 5.000 Meter und 3.000 Meter Hindernis.

Titelverteidigerin: Alina Reh (SSV Ulm; 16;08,33 min)
Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 15:01,99 min)
 

100 METER HÜRDEN

Ricarda Lobe möchte dritten Titel in Folge

Lange musste Ricarda Lobe (MTG Mannheim) auf ihren ersten deutschen Meistertitel in einer Einzeldisziplin warten. Im vergangenen Jahr war es dann endlich soweit, in 13,24 Sekunden gewann die 27-Jährige vor Anne Weigold (LG Mittweida) über 100 Meter Hürden. Im Februar folgte dann auch der erste Einzeltitel in der Halle. An diese erfolgreiche Serie möchte Ricarda Lobe nun auch an diesem Wochenende anknüpfen. Da mit Pamela Dutkiewciz-Emmerich (TV Wattenscheid 01) und Cindy Roleder (SV Halle) gleich zwei große Namen fehlen werden, stehen die Chancen dazu nicht schlecht. Gleichzeitig wird die Konkurrenz um Anne Weigold, der letztjährigen DM-Dritten Monika Zapalska (LC Paderborn) sowie der Zweiten der Hallen-DM Louisa Grauvogel (Bayer Leverkusen) ein Schwächeln der Favoritin ausnutzen wollen.

Titelverteidigerin: Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,24 sec)
Jahresbeste: Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,03 sec)
 

400 METER HÜRDEN

Duell zwischen Carolina Krafzik und Djamila Böhm

Ein spannendes Duell bahnt sich über 400 Meter Hürden zwischen Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) und Djamila Böhm (TV Wattenscheid 01) an. Im vergangenen Jahr holte sich Krafzik ihren zweiten Titel hintereinander und könnte somit nun den Hattrick folgen lassen. Als Jahresschnellste gilt Carolina Krafzik als leichte Favoritin, doch Djamila Böhm, Deutsche Meisterin im Jahr 2017 und Zweite 2020, wird sich nicht kampflos geschlagen geben. Auch dahinter werden einige Athletinnen auf ihre Chance lauern, unter ihnen Lisa Sophie Hartmann (VfL Sindelfingen) und Annina Fahr (TuS Gottmadingen).

Titelverteidigerin: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 55,90 sec)
Jahresbeste: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 55,71 sec)
 

3.000 METER HINDERNIS

Holt sich Gesa Krause wichtiges Selbstvertrauen für Tokio?

Ein Jahr ist es nun her, als Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) völlig entkräftet bei 36 Grad im Eintracht-Stadion aufgeben musste. Es hätte ihr insgesamt sechster deutscher Meistertitel über 3.000 Meter Hindernis werden sollen. Doch anstatt ihrer großen Favoritenrolle gerecht zu werden, hatte sie zu kämpfen, musste die Spitze enteilen lassen und schließlich nach 2.000 Metern völlig entkräftet und unter Tränen aufgeben. Nun wird mit viel Spannung die Rückkehr der 28-Jährigen nach Braunschweig erwartet. Auf dem Weg nach Tokio könnte sie mit dem Titelgewinn wichtiges Selbstvertrauen tanken. Auch in diesem Jahr gilt sie als die große Favoritin und setzte sich in der vergangenen Woche beim Diamond League-Meeting in Doha (Katar) mit 9:16,89 Sekunden an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste. Ihre größte Konkurrentin wird bei normalem Rennverlauf Titelverteidigerin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) sein, die mit ihrer Saisonbestleistung allerdings gut 20 Sekunden hinter Gesa Krause liegt. Auch die stark verbesserte Lea Meyer (VfL Löningen) darf nach ihrem zweiten Platz im vergangenen Jahr wieder auf eine Top-Platzierung hoffen.

Titelverteidigerin: Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 9:50,31 min)
Jahresbeste: Gesa Krause (Silvesterlauf Trier; 9:16,89 min)
 

HOCHSPRUNG

Auf dem Sprung zurück

Mit der EM-Dritten von 2018 Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) und der WM-Neunten von 2019 Imke Onnen (Hannover 96) haben sich die besten deutschen Hochspringerinnen der vergangenen Jahre pünktlich zum Olympia-Sommer aus Verletzungspausen wieder zurückgemeldet. Noch fehlt die Wettkampf-Routine für einen konstanten Anlauf und technisch saubere Sprünge. Das Potenzial für Flüge in Richtung der 2,00 Meter aber ist da – das haben beide schon bewiesen. Die DM in Braunschweig wäre der perfekte Zeitpunkt dafür, dass endlich wieder alles zusammenpasst. Am besten mit Sprüngen über 1,92 Meter, denn damit hätten Jungfleisch und Onnen den noch ausstehenden Leistungsnachweis für die Olympia-Nominierung abgehakt. Die Norm von 1,96 Meter haben sie schon 2019 überwunden.

Die Konkurrenz hat eine Chance, wenn die beiden Favoritinnen sich schwer tun. In ihrer Abwesenheit hatte sich die U23-Vize-Europameisterin von 2019 Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) im Vorjahr mit 1,90 Meter den Titel geschnappt. Doch auch sie hat sich bisher noch nicht in Topform präsentiert. Ganz anders die Deutsche Hallenmeisterin Alexandra Plaza (LT DSHS Köln), die seit neun (!) Jahren auf eine Steigerung ihrer Bestmarke von 1,88 Metern wartet. Sie ist bisher über 1,84 Meter gekommen, ebenso wie Lea Halmans (SV GO! Saar 05 Saarbrücken). Die beste Hochspringerin des Jahres ist in Braunschweig nicht dabei: Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) verblüffte am Wochenende mit einem Satz über 1,92 Meter. Sie ist erst 16 Jahre jung und damit bei der DM der Aktiven noch nicht startberechtigt.

Titelverteidigerin: Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; 1,90 m)
Jahresbeste: Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,92 m)
 

STABHOCHSPRUNG

Jacqueline Otchere fordert Lisa Ryzih

Höhenflüge der deutschen Stabhochspringerinnen waren bisher in diesem Sommer rar gesät. Mit einer Ausnahme: Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) hat im Vorfeld der DM bereits mit 4,45 Metern und 4,40 Metern unterstrichen, dass sie in starker Form nach Braunschweig reisen wird. Es waren ihre besten Sprünge nach einer fast zweijährigen Wettkampf-Pause, mit denen sie sich direkt wieder in der deutschen Spitze einsortierte. So könnte sie bereits am Freitag, wenn der Stabhochsprung der Frauen ab 15:00 Uhr die Titelkämpfe einläutet, zur ersten Deutschen Meisterin 2021 werden.

Wer kann sie herausfordern? Ganz sicher Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), die nach ihrem fünften Freiluft-Titel greift. Bei nationalen Titelkämpfen ist also immer mit der 32-Jährigen zu rechnen, die allerdings bei ihrem Saisoneinstieg in Rehlingen noch ohne Höhe geblieben war. Und sich im Vorjahr mit Platz drei begnügen musste. Damals hatten sich Ria Möllers (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Stefanie Berndorfer (SSV Ulm 1846) den Titel geteilt. Berndorfer musste ihren DM-Start allerdings aufgrund eines leichten Bandscheibenvorfalls absagen. Ria Möllers fehlt wegen einer Fußverletzung. Das erhöht die Medaillenchancen für die weitere Leverkusenerin und WM-Teilnehmerin Katharina Bauer.

Titelverteidigerin: Stefanie Dauber (SSV Ulm) & Ria Möllers (TSV Bayer 04 Leverkusen; beide 4,40 m)
Jahresbeste: Jacqueline Otchere (MTG Mannheim; 4,45 m)
 

WEITSPRUNG

Malaika Mihambo auf der Suche nach dem perfekten Anlauf

Wenn sie in Topform ist, wenn der Anlauf passt, wenn das Sprunggefühl stimmt – dann ist Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) kaum zu schlagen. Doch bisher haben in ihrem Sprungablauf noch nicht alle Rädchen perfekt ineinander gegriffen. Und so reist die Weltmeisterin mit einer Saison-Bestweite von 6,68 Metern zur DM. Läuft alles nach Plan, wird diese jedoch bald Geschichte sein. Fans fiebern ihrem ersten Sieben-Meter-Sprung des Jahres entgegen, sie selbst weiß, dass die Form dafür schon da ist. Vielleicht klappt's in Braunschweig? Damit wäre sicher das fünfte DM-Gold im Freien perfekt.

Die Reihe der Herausforderinnen führt die Deutsche Vizemeisterin des Vorjahres Maryse Luzolo (Königsteiner LV) an, die zuletzt bei der Team-EM mit 6,61 Metern ihre vier Jahre alte Bestleistung einstellen konnte. Sie hat sich damit zurück auf das Niveau vor ihrer schweren Knieverletzung gekämpft und kann in Braunschweig selbstbewusst an den Start gehen. Auch Merle Homeier (LG Göttingen) hat schon an der 6,60 Meter-Marke gekratzt. Spannung verspricht die Rückkehr der einstigen Deutschen Hallenmeisterin und 6,95 Meter-Springerin Alexandra Wester auf die deutsche Wettkampf-Bühne. Sie startet jetzt für den Africa United Sports Club e.V. und bringt eine Saison-Bestleistung von 6,43 Metern mit.

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,71 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,68 m)
 

DREISPRUNG

Spannung rund um die 14-Meter-Marke

Die  Favoritinnen sind schon deutlich über 14 Meter gesprungen – allerdings noch nicht in dieser Sommersaison. Die Herausforderinnen nähern sich Sprung für Sprung dieser Marke. So deutet sich ein spannender Wettkampf an, der gleich mehrere Fragen beantworten könnte. Zum Beispiel: Kann Neele Eckhardt (LG Göttingen) das Verletzungs-Aus des Vorjahres vergessen machen und wieder an den Bronze-Sprung bei der Hallen-EM (14,52 m) anknüpfen? Sind für Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach ihrer Verletzungspause die 14-Meter-Marke wieder in Reichweite? Genau diese Marke fehlt ihr noch als Leistungsnachweis für die Olympia-Nominierung. Und: Wer kann sich zum Kreis der 14-Meter-Springerinnen dazugesellen?

Beste Erinnerungen an Braunschweig hat Titelverteidigerin Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz), die im Vorjahr die Abwesenheit von Eckhardt und Gierisch für ihren DM-Coup nutzte. Und sie bringt eine neue Bestleistung mit: 13,79 Meter von einem Meeting in der vergangenen Woche im polnischen Gliwice. Noch stärker ist aber Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) in die Saison eingestiegen: 13,72 Meter, 13,82 Meter 13,86 Meter, 13,75 Meter – der Ausrutscher nach oben ist fällig! Entspannt kann Caroline Joyeux (LG Nord Berlin; ) den Wettkampf angehen: Die U23-EM-Norm ist abgehakt, jetzt kann sie die "Großen" ärgern.

Titelverteidigerin: Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz; 13,65 m)
Jahresbeste: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen; 14,08 m)
 

KUGELSTOSSEN

Sara Gambetta in bestechender Form

Die Sechste der Hallen-EM Sara Gambetta (SV Halle) ist bärenstark in das Olympia-Jahr gestartet. Vier Wettkämpfe hat sie bisher absolviert, drei hat sie mit Weiten jenseits ihrer vorherigen Bestmarke absolviert. Am weitesten flog die Kugel beim Werfer-Europacup in Split (Kroatien): 18,86 Meter – Olympia-Norm abgehakt. Bei 18,50 Metern liegt der Richtwert, der für ihre Konkurrentinnen in Braunschweig eine hohe Hürde darstellt, aber nicht außer Reichweite ist.

Die Titelverteidigerin und U23-Europameisterin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) hat 2018 schon 18,21 Meter gestoßen, in diesem Jahr ist die 18-Meter-Marke aber noch nicht gefallen. Anders als für Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge), die Ende Mai ihren ersten 18er im Freien feiern konnte. Die einstige U20-Europameisterin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) jubelte zuletzt bei den Halleschen Werfertagen über 61,29 Meter mit dem Diskus – mit der Kugel (17,82 m) fehlten bisher 32 Zentimeter bis zum Hausrekord.

Wer in dieser Auflistung die Dritte der Hallen-EM Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) vermisst: Sie wird in Braunschweig aller Voraussicht nach nicht starten können. Gemäß der aktuellen geltenden gesetzlichen Verordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie befindet sie sich nach ihrem Diamond League Start in Gateshead (Großbritannien) noch in Quarantäne.

Titelverteidigerin: Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 17,96 m)
Jahresbeste: Sara Gambetta (SV Halle; 18,86 m)
 

DISKUSWURF

Die Meisterin hat Planungssicherheit

Vor zwei Jahren in Berlin ging Kristin Pudenz Stern auf. Die Diskuswerferin aus Potsdam trat raus den langen Schatten ihrer starken nationalen Konkurrenz und warf ihr Arbeitsgerät erstmals zum Titel. Den Platz in der Sonne hat die 28-Jährige seitdem nicht mehr abgegeben. Und auch in diesem Jahr ist die WM-Finalistin die große Favoritin, wenn es um den Medaillenkampf im Eintracht-Stadion geht. 66,31 Meter hat Kristin Pudenz bereits in diesem Sommer angeboten und damit ihre Bestleistung aus dem Vorjahr um fast einen Meter gesteigert. Ein Achtungszeichen auch an die internationale Konkurrenz, denn mit dieser Weite sortiert sie sich aktuell auf Platz sechs in der Welt ein.

Apropos international: Die Meisterschaften in Braunschweig sind nicht nur wichtig im Hinblick auf Medaillenfarben. Sondern gerade in einer so leistungsstarken deutschen Diszplin wie dem Diskuswurf sind sie auch eine wichtige Standortbestimmung mit Blick auf die Vergabe der drei Tickets für die Olympischen Spiele. Vier Werferinnen haben in diesem Sommer bereits die Olympia-Norm von 63,50 Metern übertroffen. Neben Kristin Pudenz sind dies Claudine Vita (SC Neubrandenburg), Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Shanice Craft (SV Halle). Hinzukommt aus dem Jahr 2019, was auch bereits in den Qualikationszeitraum fällt, die Leistung von Nadine Müller (SV Halle; 64,52 m). Und auch Julia Harting (SCC Berlin) ist nach der Geburt ihrer Zwillinge wieder auf bestem Weg zurück zu alter Stärke. Sicher ist bislang nur eins: Die Meisterin dieses Wettkampfs kann fest mit einem Start in Tokio planen.

Titelverteidigerin: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 62,30 m)
Jahresbeste: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 66,31 m)
 

HAMMERWURF

Samantha Borutta vor einem Meilenstein

Die internationale Wettkampfluft scheint Samantha Borutta gut zu bekommen. Am vergangenen Wochenende steigerte die gebürtige Mannheimerin im Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen ihre Bestweite auf 69,35 Meter. Es war der zweite Wurf über 69 Meter in diesem Jahr für die 20-Jährige, die sich damit Stück für Stück ranschiebt an Weiten jenseits der 70-Meter-Marke. Mit der U20-WM-Teilnehmerin reift unter der Regie von Trainer Helge Zöllkau eine Athletin heran, die auf lange Sicht in die großen Fußstapfen einer Betty Heidler oder Kathrin Klaas treten kann. Der Sieg bei den Deutschen Meisterschaften könnte der erste Meilenstein für die Nachwuchsathletin sein, die mit ihrer Bestweite aktuell auf Platz drei in Europa in ihrer Altersklasse rangiert und somit auch bei der U23-EM im Juli eine gute Rolle spielen kann.

Im nationalen Ranking führt sie derzeit mit deutlich über zwei Metern Vorsprung vor ihrer Trainingskollegin und Titelverteidigerin Carolin Paesler. Doch dass diese in der Lage ist, den Hammer auch über die 70 Meter fliegen zu lassen, das hat sie in ihrer Karriere schon mehrfach bewiesen. Aber auch Athletinnen wie Olympiateilnehmerin Charlene Woitha (SCC Berlin) oder WM-Starterin Susen Küster (SV Halle) werden ein Wort um die Medaillen mitreden.

Titelverteidigerin: Carolin Paesler (TSV Bayer 04 Leverkusen; 70,99 m)
Jahresbeste: Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen; 69,35 m)
 

SPEERWURF

Christin Hussong in Top-Form

Sie ist aktuell in der besten Form ihrer bisherigen Karriere. Europameisterin Christin Hussong schickte am Wochenende bei der Team-EM ihren Speer auf überragende 69,19 Meter. Ein Wurf, der die 27-Jährige aus Zweibrücken in diversen Listen nach oben klettern ließ. In der derzeitigen Weltbestenliste rangiert sie nun auf Platz zwei, in der Ewigen Deutschen Bestenliste genauso. Nur die ehemalige Weltmeisterin Christina Obergföll warf mit 70,20 Metern aus dem Jahr 2007 jemals weiter als Christin Hussong.

Dass auch einer überragenden Speerwerferin wie Christin Hussong nicht jeden Tag ein derartiger Wurf gelingt, das ist klar. Um in Braunschweig dennoch zu glänzen, ist das auch nicht unbedingt nötig. Denn alles andere als die Fortsetzung ihres Titel-Abos, das sie mit einer kurzen Unterbrechung (2017) seit 2016 innehat, ist nur schwer vorstellbar. Mehr als zehn Meter beträgt ihr Vorsprung auf die Konkurrenz, die von der ehemaligen U20-WM-Sechsten Christine Winkler (SC DHfK Leipzig) angeführt wird.

Titelverteidigerin: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 63,93 m)
Jahresbeste: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 69,19 m)


DM 2021 Braunschweig

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