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Alexandra Plaza - Mit Speed nach oben

2012 war sie mit 1,88 Metern Vierte der U20-WM. Danach wurde Hochspringerin Alexandra Plaza (LT DSHS Köln) immer wieder von Verletzungen gestoppt. Erst 2014 meldete sich die 20-Jährige mit DM-Silber zurück. Das nächste Ziel der kleinen aber extrem schnellen Hochspringerin lautet 1,90 Meter.
Martin Neumann

Donaustadion Ulm, 26. Juli: Als die Latte beim zweiten Sprung über 1,87 Meter liegenbleibt, geht ein lauter Schrei über die Lippen von Alexandra Plaza. Die junge Kölner Hochspringerin jubelt ausgelassen, hüpft auf der Matte hin und her. Den sie weiß: Nun ist ihr die Medaille bei den Deutschen Meisterschaften nicht mehr zu nehmen.

Eine Medaille wollte sie auch fünf Monate zuvor bei der Hallen-DM in Leipzig gewinnen. Doch Edelmetall war völlig außer Reichweite. Anstatt auf Höhenjagd zu gehen, startete die 20-Jährige in der Arena über 60 Meter Hürden. Nach 8,85 Sekunden war im Vorlauf wie erwartet Endstation. Die Nachwirkungen einer Entzündung im rechten Sprungfuß hatten einen Start im Hochsprung verhindert.

Vom Fuß ausgebremst

Genau diese Verletzung hatte den steilen Aufstieg Plazas im Jahr 2013 gestoppt: Lediglich 1,81 Meter überflog die Psychologiestudentin, nach 1,88 Metern und Platz vier bei der U20-WM in Barcelona (Spanien) 2012. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde“, blickt die Hochspringerin auf ihre Leidenszeit zurück. Schon aus Erleichterung fiel der Jubel in Ulm ein wenig lauter aus.

Während Plaza bei ihren Sprüngen („ab 1,85 Meter“, wie sie sagt) sehr emotional zur Sache geht, ist ihr Trainer der ruhende Gegenpol. Seit fünf Jahren trainiert die Hochspringerin beim LT DSHS Köln bei Andreas Gentz. Er muss Plaza manchmal sogar bremsen, wenn  sie zu viel will.

Schnell im Anlauf

Dazu kann es schon beim Anlauf kommen. Denn mit rund 7,0 Metern pro Sekunde ist sie eine der Schnellsten vor dem Absprung. „Mit solchen Werten kann man zwei Meter springen – wenn die Technik stimmt“, sagt Plaza. Gerade das hohe Tempo ist oft ein Ausgangspunkt für Fehler beim Absprung oder der Vorbereitung dazu.

An zwei Meter denkt die DM-Zweite ohnehin nicht. Erst einmal soll die 1,90-Meter-Hürde genommen werden. Am liebsten in der kommenden Hallensaison. „Danach muss es das Ziel sein, ein 1,90-Meter-Niveau zu stabilisieren“, sagt die 20-Jährige. Ganz nebenbei wäre sie dann auch alleinige Inhaberin des Familienrekords. Ihre Mutter Barbara sprang 1990 im Trikot des TuS Köln rrh. ebenfalls 1,88 Meter hoch.

Anschluss zu Jungfleisch schaffen

Außerdem geht es ihr darum, die Lücke zu Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) zu verkleinern. Die Führende der Bestenliste liegt mit 1,97 Metern gleich zehn Zentimeter vor der zweitplatzierten Kölnerin. Eine Hochsprung-Welt.

Diese Differenz spiegelt sich auch in den Wettkämpfen wider. Während die EM-Fünfte schon ab und an in der Diamond League startet oder beim Klassiker in Eberstadt gefeiert wird, muss sich die zweitbeste Hochspringerin des Jahres die passenden Wettkämpfe mühsam zusammensuchen. „Entweder reichen die Vorleistungen noch nicht oder ich bin ab 1,75 Metern allein im Wettkampf“, beschreibt Plaza die Probleme ihrer Leistungsklasse.

Eine der Kleinsten

Um irgendwann auf einem höheren Level zu springen, arbeitet die 20-Jährige in sechs bis sieben Trainingseinheiten pro Woche für jeden Zentimeter. Das muss sie auch. Denn mit einer Körpergröße von 1,76 Metern hält man sie auf den ersten Blick nicht für eine Hochspringerin. Europameisterin Ruth Beitia (Spanien) und Kroatiens Ex-Weltmeisterin Blanka Vlasic weisen mit einer Körpergröße von 1,92 Metern ein ganz anderes Maß auf. Auch ihr momentanes Wettkampfgewicht von 62 Kilo will die Psychologiestudentin in den kommenden Jahren um zwei Kilo reduzieren. „Zu einem Hochsprung-Hungerhaken will ich aber nicht werden“, betont sie.

Neben der 1,90-Meter-Premiere ist die U23-EM in Tallinn (Estland) Plazas großes Ziel für 2015. Gern würde sie dort unter die Top Fünf springen. Es soll ein erster Schritt sein auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. „Natürlich spielt Olympia 2016 in Rio schon eine Rolle, schließlich bin ich auch keine ganz junge Springerin mehr. Doch 2020 werde ich sicher noch eine zweite Chance haben“, sagt Plaza. Bis dahin wird die Kölnerin mit viel Tempo auf Höhenjagd gehen. Und die Zuschauer dürfen sich auf den ein oder anderen Jubelschrei freuen.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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