| Analyse

Der große Disziplin-Check 2017 – 400 Meter Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie drei internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: die 400 Meter der Männer.
Pamela Ruprecht

Fazit des Bundestrainers

Edgar Eisenkolb, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?

Edgar Eisenkolb:

Seit ich die Disziplin-Verantwortlichkeit Ende 2016 übernommen habe, geht es für uns darum die 4x400-Meter-Staffel in die Weltelite zurückzuführen und die jungen Athleten in diese Richtung zu entwickeln. Die WM-Qualifikation war von vornherein nicht realistisch. Unser Ziel war es vor allem im U20- und U23-Bereich ansprechende Leistungen zu erzielen. Das ist uns mit Platz vier mit der Staffel bei der U23-EM gelungen. Mit Manuel Sanders hatten wir mit Platz sieben bei der U20-EM auch ein sehr gutes Ergebnis im Einzel, die Staffel wurde im Finale leider disqualifiziert. Ein kleines Highlight war das Abschneiden bei der Team-EM [Johannes Trefz Platz sieben über 400 Meter und Platz drei mit der 4x400-Meter-Staffel]. Das war ein Fingerzeig, dass wir mit unserem Neuaufbau einen erfolgreichen Weg beschreiten können. Das hat uns Kraft und Zuversicht gegeben für unser langfristiges Ziel, 2020 bei Olympia wieder startberechtigt zu sein.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Edgar Eisenkolb:

Das Ergebnis der 4x400-Meter-Staffel in Lille, da haben wir ein Lebenszeichen gesetzt, das war schon gut. Und auch das Ergebnis bei den Deutschen Meisterschaften. Das war ein positives Zeichen von der Dichte der Athleten auf den vorderen Plätzen und ihrer Leistungsentwicklung – mit der 'Peak Performance" pünktlich zu den Titelkämpfen. Die Entwicklung im Nachwuchsbereich freut mich besonders. In der Hallensaison der U20-Europarekord von Marvin Schlegel, der leider wegen eines Verfahrensfehlers keine Anerkennung finden konnte. Der vierte Platz mit der Staffel bei der U23-EM ist auch bemerkenswert, auch wenn es nichts Ungewöhnliches ist. Das hatten wir auch bei vorangegangenen Meisterschaften.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?

Edgar Eisenkolb:

Hier muss ich wieder zwei Zeitfenster formulieren, unter dieser Voraussetzung habe ich 2016 auch diese Aufgabe übernommen. Wenn man soweit von der Weltelite weg ist, kann man keine kurzfristigen Erfolge erwarten, man muss die Entwicklung bis 2020 im Auge behalten. Das erklärte Ziel ist, bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei zu sein und das Finale zu erreichen. Das wollen wir schaffen. Auf dem Weg dahin sind die Europameisterschaften im eigenen Land für uns natürlich ein Wettkampf mit Ausrufezeichen. Wir wollen ähnlich wie bei der Team-EM in Lille beweisen, dass die dann eineinhalb Jahre währende Zusammenarbeit mit neuen methodischen Wegen auch zum Erfolg führt. Das heißt für uns ganz klar, wir wollen dort im Finale stehen und eine Top Fünf-Platzierung erreichen.

Wir haben Athleten mit viel Entwicklungspotenzial, die mit individuell abgestimmten Konzepten weit kommen können. Es gab 2017 erstmalig wieder ein gemeinsames Trainingslager der 400-Meter-Läufer, im März auf Teneriffa, wo wir uns auf die Staffel-WM vorbereitet haben. Das gab es die letzten sieben, acht Jahre nicht. Das zeigt die neue Dimension und den Willen der Heim-Trainer einen neuen Weg mitzubestreiten. Wann genau der Erfolg kommt, kann ich noch nicht sagen. Die Athleten sind aber auf jeden Fall alle hochmotiviert.

Internationale Erfolge 2017 

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
WM – 
Hallen-EM – 
U23-EM4. Platz DLV-Staffel (4x400 m)
U20-EM7. Platz Manuel Sanders (400 m)
8. Platz DLV-Staffel (4x400 m; DQ)
U18-WM – 
EYOF–  – 

Die deutschen Top Ten 2017

400 Meter 

ZeitNameJahrgangVerein
45,81 secJohannes Trefz1992LG Stadtwerke München
46,02 secPatrick Schneider1992LAC Quelle Fürth
46,18 secMarc Koch1994LG Nord Berlin
46,25 secTorben Junker 1993LG Olympia Dortmund
46,63 secConstantin Schmidt1996TG Obertshausen
46,63 secManuel Sanders1998TSG Dülmen
46,78 secBenedikt Wiesend1991LG Stadtwerke München
46,86 secRobert Hind1992LAZ Saar
46,91 secTobias Lange1993TSV Bayer Leverkusen
47,03 secFlorian Weeke1995LT DSHS Köln

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter

Jahr    < 45,40 sec
(WM-Norm)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5Schnitt Top 10
2005 46,1246,2746,65
2006 45,7245,8046,10
2007 45,6545,9146,29
2008 45,6545,8146,03
2009 45,9445,9946,27
2010 46,0846,2346,43
2011 46,0346,1746,41
2012 46,1446,2746,54
2013 45,7946,0146,40
2014 45,9546,1446,53
2015 46,0546,1446,33
2016 46,0146,1446,44
2017 46,0046,1846,51

Entwicklung der Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 45,80 (S. Kirch) 44,56 (Benjamin/GBR) 1,24 43,93 (Wariner/USA) 1,87
2006 45,47 (K. Gaba) 44,91 (Djhone/FRA) 0,56 43,62 (Wariner/USA) 1,85
2007 45,44 (B. Swillims) 44,46 (Djhone/FRA) 0,98 43,93 (Wariner/USA) 1,99
2008 45,57 (S. Kirch) 44,60 (Rooney/GBR) 0,97 43,75 (Merritt/USA) 1,82
2009 45,88 (K. Gaba) 44,74 (Bingham/GBR) 1,14 44,06 (Merritt/USA) 1,82
2010 45,92 (K. Gaba) 44,71 (J. Borlée/BEL) 1,21 44,13 (Wariner/USA) 1,79
2011 45,56 (T. Schneider) 44,74 (K. Borlée/BEL) 0,82 44,35 (Merritt/USA) 1,21
2012 45,97 (E. Krüger) 44,43 (J. Borlée/BEL) 1,54 43,94 (James/GRN) 2,03
2013 45,72 (D. Gollnow) 44,73 (J. Borlée/BEL) 0,99 43,74 (Merritt/USA) 1,98
2014 45,63 (K. Gaba) 44,71 (Rooney/GBR) 0,92 43,74 (James/GRN)1,89
2015 45,96 (A. Gladitz) 44,45 (Rooney/GBR) 1,51 43,48 (von Niekerk/RSA)2,48
2016 45,94 (A. Gladitz) 44,48 (Hudson-Smith/GBR) 1,46 43,03 (von Niekerk/RSA)2,91
2017 45,81 (J. Trefz) 44,74 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,62 (von Niekerk/RSA)2,19

Das fällt auf:

    • Der Abstand zur absoluten Weltspitze ist im Vergleich zum Jahr der Olympischen Spiele 2016 mit dem Weltrekord von Wayde van Niekerk deutlich kleiner geworden.
    • Die Durchschnittszeit der deutschen Top Drei liegt in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre, der Schnitt der Top Fünf auf dem Niveau der letzten drei Jahre.
    • Von 2010 bis 2013 war Europas Thron vier Jahre in Folge von den belgischen Brüdern Jonathan und Kevin Borlée besetzt, seit 2014 stehen die Briten zum vierten Mal in Folge an der Spitze.
    • Die WM-Einzel-Norm von 2017 konnte seit Beginn der Analyse (2005) von keinem DLV-Langsprinter erreicht werden.

    leichtathletik.TV-Clips zum Langsprint

    <link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin _blank btn zu video-clips zum>400 Meter  

    Die Disziplin-Analysen im Überblick:

    <link news:59891>Sprint – Männer
    <link news:59888>Sprint - Frauen
    <link news:60345>Langsprint - Frauen

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