Rund 120 Wurftrainer aus dem In- und Ausland haben sich vergangenes Wochenende zur 6. DLV-Wurfkonferenz im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum für Deutschland Kienbaum zusammengefunden – um Erfahrungen auszutauschen und sich fortzubilden. Dieses Mal stand die Konferenz im Zeichen der Drehstoßtechnik.
Die Verantwortlichen im DLV-Leistungssport widmen der Drehstoßtechnik im Kugelstoßen großes Augenmerk und wollen die Trainer entsprechend qualifizieren. Zu diesem Zweck hatte der Leitende DLV-Bundestrainer Wurf/Stoß Jürgen Schult den US-amerikanischen Trainer Don Babbitt nach Kienbaum eingeladen.
Babbitt hat schon mehrere Spitzen-Kugelstoßer in dieser Technik ausgebildet und betreut – unter anderen Adam Nelson und Reese Hoffa, die beide Bestleistungen weit jenseits der 22 Meter vorweisen. Bei seinen Ausführungen zur Technik und zum Konditionstraining von Top-Athleten war ihm die volle Aufmerksamkeit des ganzen Auditoriums gewiss. Insbesondere seine Praxisdemonstration mit deutschen Kugelstoßern, mit denen er eine methodische Reihe zum Drehstoß präsentierte, stieß auf großes Interesse.
Bedeutung der Geschwindigkeit
Eingeleitet wurde die Konferenz durch Dr. Frank Lehmann und Dr. Uwe Wenzel vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig, die sich mit der Bedeutung der Geschwindigkeit im Training der Werfer befassten und damit der reinen Maximalkraftorientierung eine Absage erteilten. Uwe Wenzel ist Frank Lehmann als Leiter der Fachgruppe Wurf/Stoß gefolgt, der seinerseits die Abteilungsleitung Kraft/Technik übernommen hat. Lehmann, der die Veranstaltung viele Jahre mit seinen Impulsreferaten inspiriert hatte, versprach trotz seines Aufgabenwechsels den Werfern „treu“ zu bleiben.
Die Schnelligkeitsorientierung wurde auch von Teamleiter Boris Obergföll aufgegriffen, der in seinem Referat einen Einblick in die Technikentwicklung und das Training von Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) gewährte. Nachdem Vetter schon in den Vorjahren sein Potenzial gezeigt hatte, konnte er in diesem Jahr nicht nur seine Leistung (Deutscher Rekord: 94,44 m) noch einmal deutlich steigern, sondern auch eine hohe Stabilität entwickeln (5er-Schnitt von 91,50 m). Der Weltmeistertitel war davon beinahe eine logische Folge.
Jörg Möckel über Sprint-Training im Wurf-Bereich
Abgerundet wurde der Schnelligkeitsschwerpunkt durch den Vortrag vom Sprint-Bundestrainer der Männer Jörg Möckel, der das veränderte Sprintmodell vorstellte und Ableitungen für das Sprinttraining im Wurfbereich formulierte.
Mit neuem Wissen angereichert diskutierten die Trainer in den Disziplingruppen Folgerungen für das Training in den kommenden zehn Monaten bis zu den Europameisterschaften in Berlin (6. bis 12. August 2018). Dort möchte das DLV-Wurfteam wieder als Medaillen- und Punktegarant der Nationalmannschaft auftrumpfen.