Isabell Teegen (SC Rönnau 74) war Anfang April schnellste Deutsche beim Berliner Halbmarathon. Obwohl sie richtig kämpfen musste, hat ihr das Rennen Spaß gemacht. Auf die Straße wechseln will sie vorerst aber nicht. Zunächst sollen die Bahnzeiten gesteigert werden. In diesem Sommer soll es über 5.000 Meter Richtung 15:30 Minuten gehen. Ein ehrgeiziges Ziel.
Am 4. April spürte Isabell Teegen (SC Rönnau 74) ganz genau, was sie tags zuvor getan hatte. „Ich konnte kaum gerade gehen“, erinnert sich die 22-Jährige an den Tag nach ihrem ersten Halbmarathon. Erstmals war sie 21,1 Kilometer im Wettkampftempo gerannt. Die können ganz schön lang werden. „Ab Kilometer 13 wurde es ganz schön hart“, gibt die Studentin offen zu. Doch die Qualen lohnten sich. In 73:52 Minuten blieb die 22-Jährige beim Berliner Halbmarathon acht Sekunden unter der Team-Norm für den EM-Halbmarathon am 10. Juli in Amsterdam (Niederlande).
Einen der maximal fünf Startplätze pro Nation hat sie allerdings noch lange nicht sicher. Momentan rangiert sie auf Platz sechs im DLV-Ranking innerhalb des Nominierungszeitraums. Besser waren die Regensburgerinnen Anja Scherl (71:17 min) und Franziska Reng (72:33 min) sowie Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt; 72:55 min) sowie Anna Hahner (Run2sky.com; 73:12 min) auf der ersten Hälfte des Berlin-Marathons 2015 und Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe; 73:44 min). Hinzu kommt Fate Tola (LG Braunschweig; 69:48 min). Der Einbürgerungsantrag der gebürtigen Äthiopierin läuft.
Halbmarathon-DM als Sprungbrett zur EM
„Der Nominierungszeitraum endet am 1. Mai. Dann werden wir sehen“, sagt Isabell Teegen. Eine zweite Chance, ihre Zeit zu steigern, sucht die gebürtige Bad Segebergerin, die in Hamburg lebt und studiert, nicht: „Ich war nach dem Halbmarathon ziemlich erkältet. Ohnehin war eine Laufpause von einer Woche geplant. Die hat sich nun noch um ein paar Tage verlängert.“ Auf einen Start bei der Halbmarathon-DM am 23. April in Bad Liebenzell verzichtet sie. Anders als beispielsweise Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg). Ist die „große, kleine Dame“ des deutschen Langstreckenlaufs in passabler Form, ist eine 72er-Zeit für die 35-Jährige eher Formsache.
Ohnehin hat sich Isabell Teegen nicht auf den Halbmarathon festgelegt. In diesem Sommer sollen endlich ihre Bahnzeiten deutlich gesteigert werden. „Richtung 15:30 Minuten soll es über 5.000 Meter gehen“, verrät sie. Dort steht exakt die EM-Norm. Ein großer Leistungssprung von fast 35 Sekunden, jedenfalls auf dem Papier. „Schon letztes Jahr sollte es deutlich unter 16 Minuten gehen“, blickt die Hamburgerin zurück. Doch genau als im Juni die schnellen Rennen geplant waren, wurde die Langstrecklerin von einem Muskelfaserriss in der Wade außer Gefecht gesetzt. Nach der Reha folgten Platz zehn bei der U23-EM über 10.000 Meter und DM-Rang vier über 5.000 Meter.
Im Mai geht's wieder auf die Bahn
Wenn sie nach Halbmarathon und Erkältung wieder schnell in Form kommt, will Isabell Teegen ihre Bahnsaison bei der 10.000-Meter-DM in Celle am 7. Mai eröffnen. „Zwei Wochen später geht es dann in Hamburg oder Karlsruhe zum ersten Mal auf die 5.000 Meter“, blickt der Schützling von Sören Kuhn voraus. Der Trainer legt großen Wert auf die Entwicklung der Unterdistanzen. Extrem große Umfänge absolviert die 22-Jährige noch nicht. So war ihr längster Dauerlauf vor dem Berliner Halbmarathon „nur“ 22 Kilometer lang.
Denn im Gegensatz zu vielen anderen liebäugelt sie momentan nicht mit dem Umstieg auf die Straße. Der Marathon lockt sie (noch) nicht: „Marathon? Das ist vielleicht ab 30 was für mich!“, sagt Isabell Teegen und lacht. Obwohl sie zugibt, „Blut geleckt zu haben“, hat sich ihre Einstellung nach Berlin zu den 42,195 Kilometern nicht geändert.
Zweimal Cover-Model
„Die Atmosphäre beim Halbmarathon war eine ganz andere als auf der Bahn. Es standen viele Leute an der Straße, und man musste nur eine große Runde laufen. Das ist auch vom Kopf einfacher“, sagt Isabell Teegen.
„Tuchfühlung“ zu den Straßenläufern hat sie allerdings schon auf einem anderen Weg aufgenommen. Im vergangenen Jahr zierte die attraktive Blondine das Cover zweier Laufmagazine. „Die Foto-Shootings haben richtig viel Spaß gemacht. Dort kamen einige Meter zusammen, bis die Bilder im Kasten waren“, schaut die Hamburgerin zurück. Setzt Isabell Teegen in den kommenden Jahren alle ihre gesteckten Ziele um, sind weitere Schlagzeilen garantiert.