| Interview der Woche

Jacqueline Otchere: „Die EM-Teilnahme wäre der Wahnsinn“

Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) ist derzeit die beständigste deutsche Stabhochspringerin. Am Samstag sicherte sie sich in Heilbronn den deutschen Meistertitel in der Altersklasse U23 mit übersprungener EM-Norm von 4,45 Metern. Im Interview spricht die 22-Jährige über Matheunterricht, Zielezettel und die Europameisterschaften in Berlin.
Thorsten Eisenhofer

Jacqueline Otchere, waren Sie in der Schule gut in Mathe?

Jacqueline Otchere:

Okay, würde ich sagen.

Könne Sie mal schnell im Kopf ausrechnen, wie groß Ihre Steigerung gegenüber 2016 ist?

Jacqueline Otchere:

2016 bin ich 3,71 Meter gesprungen, jetzt 4,45 Meter, das sind (überlegt einen Moment) 74 Zentimeter.

Das ist ziemlich viel …

Jacqueline Otchere:

Das ist sehr viel, ja. Das ist ein riesen Sprung. Ich bin selbst ein bisschen von mir überrascht. Vor zwei Jahren hätte ich nie gedacht, dass für mich so eine riesen Steigerung möglich ist. Aber es ist schön, es fühlt sich gut an. Es passt derzeit alles zusammen.

Hätten Sie sich vor zwei Jahren vorstellen könne, 2018 die Europameisterschaftsnorm zu springen und deutsche U23-Meisterin zu werden und die realistische Chance zu haben, an der Heim-EM in Berlin teilzunehmen?

Jacqueline Otchere:

Nein, gar nicht. Ich weiß noch, 2016 haben wir (ihr Trainer Alexander Rupp und sie, Anmk. d. Red.) einen Zielezettel geschrieben. Da stand für 2017 das Ziel drauf, konstant über vier Meter zu springen, Höhen von 4,05 Metern oder 4,10 Metern zu schaffen. Dann waren natürlich die 4,30 Meter, die ich schlussendlich im vergangenen Jahr erreicht habe, eine Hausnummer. Und jetzt bin ich schon bei 4,45 Metern mit Potenzial nach oben. Das hätte ich mir vor zwei Jahren so alles nicht vorstellen können. (lacht)

Können Sie diese Entwicklung eigentlich realisieren?

Jacqueline Otchere:

So richtig realisiert habe ich das noch nicht. 4,45 Meter ist ja eine Höhe, mit der man die Chance hat, zur EM zu kommen. Die 4,45 Meter zu springen, war toll. Die EM wäre der Wahnsinn.

In der Hallensaison klangen Sie noch sehr zurückhaltend, was Ihre EM-Chancen betrifft. Nach Ihrem Sieg beim Himmelsstürmercup in Zweibrücken vor zwei Wochen sprachen Sie davon, erst einmal noch die fünf Zentimeter draufpacken zu wollen. Ihre Ziele haben sich schnell verschoben.

Jacqueline Otchere:

Ja, das ist richtig. Es gibt sehr viele Springerinnen in Deutschland, die die Norm springen können. Zudem war ich im März nach dem Trainingslager verletzt. Es hat gedauert, bis die Höhen kommen. Aber jetzt läuft es. Ich habe heute (bei den deutschen U23-Meisterschaften in Heilbronn, Anmk. d. Red.) schon 4,51 Meter auflegen lassen, was der erste Platz in der europäischen U23-Bestenliste und in der deutschen Jahresbestenliste gewesen wäre. Ich bin fit, in drei Wochen will ich noch etwas draufpacken. Ich bin guter Dinge. Aber ich habe keinen Druck.

Ist Berlin für Sie mittlerweile ein Muss-Ziel? Oder weiterhin ein Kann-Ziel?

Jacqueline Otchere:

Auf jeden Fall ein Kann-Ziel, kein Muss-Ziel. Es ist ein Ziel, das im Hinterkopf ist. Es wäre natürlich super schön, in Berlin dabei zu sein, weil es meine erste internationale Meisterschaft wäre. Und das dann gleich in Deutschland. Wenn ich aber 4,50 Meter springen und es nicht nach Berlin schaffen sollte, wäre es auch eine super Saison für mich gewesen. Man muss sehen: Ich habe mich jetzt schon um 15 Zentimeter gegenüber dem Vorjahr gesteigert.

Haben Sie eine Höhe im Kopf, die Sie in diesem Jahr gerne noch springen würden?

Jacqueline Otchere:

Nein, da habe ich kein festes Ziel im Kopf. Aber ich will mich natürlich weiterhin Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter verbessern. Ich gehe das ganz entspannt an.

Sie springen nur mit zwölf Schritten Anlauf – und das erst auch seit Kurzem …

Jacqueline Otchere:

Das ist immer noch wenig gegenüber den anderen Springerinnen.

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