| Jugend-Leichtathletin 2016

Konstanze Klosterhalfen – Überzeugend zurückhaltend

2016 war das bislang erfolgreichste Jahr in der jungen Karriere von Konstanze Klosterhalfen. Dass sie von ihrer Wahl zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ dennoch überrascht war, zeigt nicht nur, wie die Leverkusener Athletin tickt – sondern ist auch ein Hinweis darauf, warum sie von Erfolg zu Erfolg eilt.
Daniel Becker

Es macht Spaß, eine gute Nachricht zu überbringen. Noch schöner ist es, wenn die Nachricht für den Empfänger überraschend kommt. Und auch, wenn man eine Menge Argumente hatte, die Leverkusenerin Konstanze Klosterhalfen im Vorfeld der Wahl zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ als große Favoritin zu bezeichnen, war genau das der Fall, als das Nachwuchstalent im Trainingslager in Südafrika ans Telefon geht und von ihrer Wahl erfährt. So ganz glauben kann sie es nicht. Ein Blick zurück ins vergangene Jahr zeigt, dass man sich von der Reaktion der Mittelstrecken-Spezialistin hingegen ganz und gar nicht überrascht zeigen muss.

Konstanze Klosterhalfen hat sich 2016 stets zurückgehalten. Nach jedem weiteren Sieg im Vorfeld der Olympischen Spiele war sie gefragt worden, ob und wann es denn nun mit der Norm für Rio klappen würde und ob Olympia nun nicht das klar formulierte Ziel sein müsse. Ihre Antworten darauf lauteten zumeist gleich – sie wolle auf das nächste Rennen schauen, versuchen, wieder schnell zu laufen und – vor allem gesund bleiben. Auf ein klares Statement in Richtung Rio-Teilnahme  verzichtete  die 19-Jährige stets.

Große Authentizität

Doch wer glaubte, das Nachwuchs-Talent verfolge damit bloß eine Taktik, um sich nicht zu sehr unter Druck setzen zu lassen, musste sein Bild nach jedem neuen Erfolg mehr und mehr um die Erkenntnis erweitern: Die Art, mit Erfolg und seinen Folgen umzugehen, entspricht schlicht und einfach dem Naturell der Leverkusenerin. Ihr wohnt inne, was man im Profisport selten findet – authentische Schüchternheit gepaart mit dem Wissen um die eigene Stärke.

Natürlich spürten Fans und Experten, dass nach den ersten starken Auftritten im vergangenen Jahr noch eine ganze Menge von ihr zu erwarten war, und so konnte es auch außenstehende Beobachter nicht überraschen, als es in Ostrava dann in persönlicher Bestleistung  (4:06,91  min) schließlich mit der Olympia-Quali klappte. Wahrscheinlich wäre Konstanze Klosterhalfen das Kunststück auch gelungen, wenn sie offensiver mit dem Thema umgegangen wäre, doch der komplette Verlauf des Jahres 2016 zeigt: Sie hat alles richtig gemacht. Sich im Alter von 19 Jahren selbst unter Druck zu setzen und öffentlich die eigene Olympia-Teilnahme fordern – warum?

Die vielen Erfolge des Vorjahres haben für die Mittelstrecklerin ganz sicher zu einem gesteigerten Vertrauen in die eigene sportliche Stärke beigetragen. Wichtiger für ihre kontinuierliche Entwicklung ist jedoch wohl die Erkenntnis, im Umgang mit Titeln und Rekorden ihren eigenen Weg gegangen zu sein, ohne sich selbst zu sehr zu etwas zu zwingen. Das ist – noch vor ihren fünf U20-Rekorden, den Meistertiteln im Jugend- und Aktiven-Bereich sowie der Olympia-Teilnahme – die wohl größte Leistung der Sportlerin im vergangenen Jahr.

Rekordjahr 2016

Natürlich jedoch kommt man nicht umhin, das sportliche Jahr der 19-Jährigen ausreichend zu würdigen, das Konstanze Klosterhalfen, wie sollte es anders sein, am letzten Tag des Jahres mit einem überzeugenden Sieg beim Silvesterlauf in Trier krönte. Im Anschluss daran erklärte sie mit Blick auf 2017: „Ich werde weiter bei den 1.500 Metern bleiben, wobei wir sehr viel Wert auf Starts auf den Unter- und Überdistanzen legen.“

Damit verfolgt sie weiter die extrem erfolgreiche Taktik des Vorjahres, denn die meisten ihrer in 2016 aufgestellten U20-Rekorde auf nationaler oder europäischer Ebene erlief sie außerhalb ihrer Kernstrecke: den Hallen-Europarekord in 8:56,36 Minuten über 3.000 Meter, den deutschen Hallenrekord über 800 Meter (2:03,37 min) sowie weitere nationale Bestzeiten über 10 Kilometer auf der Straße (32:24 min) und über 5.000 Meter (15:16,89 min).

Ein besonderes Highlight: Bronze bei der U20-WM über 3.000 Meter und in 8:46,74 Minuten ein weiterer deutscher U20-Rekord. Den Startschuss für ihre Rekordserie hatte sie schon Anfang Februar beim Indoor-Meeting in Karlsruhe gegeben, als sie nach 4:08,38 Minuten über 1.500 Meter ins Ziel lief. Auch das war U20-Hallen-Europarekord.

Nächstes Ziel: Gutes Abschneiden bei der U23-EM

Über den nun wirklich letzten Titel 2016, die Auszeichnung zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“, freut sich Konstanze Klosterhalfen noch einmal besonders: "Die Wahl ist eine große Ehre für mich. Viele Athleten haben starke Leistungen gezeigt, da freue ich mich sehr über diese Auszeichnung. 2016 war ein tolles Jahr mit vielen unbeschreiblichen Momenten. So eine Ehrung zeigt mir, wie viele Menschen mitgefiebert haben und sich mit mir freuen. Das ist toll“, erklärt sie und erinnert sich noch einmal an eine ganz besondere Situation des abgelaufenen Jahres.

„Der unglaublichste Moment 2016 war für mich, als ich in Ostrava über die Ziellinie gelaufen bin und die Olympianorm erfüllt hatte. Das Publikum war klasse und das ganze Meeting ein unvergesslicher Moment. Und in Rio dann am Start stehen zu dürfen, war natürlich sowieso ein Highlight.“

Die Zeichen stehen gut, dass es auch 2017 wieder ausreichend Anlass für die Berichterstattung über ihre Erfolge geben wird. Ein Jahr voller Rekorde, wie es das Jahr 2016 war, ist allerdings nicht zu erwarten – die Leverkusenerin startet nun im ersten Jahr im U23-Bereich. Trotz ihrer Erfahrungen in der Aktiven-Klasse wird es doch Zeit zur Akklimatisierung im internationalen Feld brauchen. Und Konstanze Klosterhalfen bleibt natürlich auch dann ihren Prinzipien treu, wenn man ihr die Frage nach den Zielen stellt: „Für 2017 hoffe ich, mit viel Freude und Gesundheit trainieren und dann die Herausforderungen der neuen Altersklasse annehmen zu können, zum Beispiel die Qualifikation und ein möglichst gutes Abschneiden bei der U23-EM.“

Mehr:

<link http: www.leichtathletik.de news detail gesa-krause-und-thomas-roehler-sind-deutschlands-leichtathleten-des-jahres-2016>Gesa Krause und Thomas Röhler sind Deutschlands "Leichtathleten des Jahres" 2016

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