| Interview der Woche

Malaika Mihambo: „Habe noch Reserven“

Mit vier Siegen in vier Durchgängen und 16 Punkten hat Weitspringerin Malaika Mihambo am Samstag maßgeblich zum Sieg des DLV-Teams bei „Berlin fliegt!“ am Brandenburger Tor beigetragen. Im Interview spricht die 20-Jährige über das Spektakel auf dem Pariser Platz, ihre starke Saison und ihre Pläne für das kommende Jahr.
Jan-Henner Reitze

Malaika Mihambo, was für eine coole Vorstellung am Brandenburger Tor. Wie haben Sie den Länderkampf erlebt?

Malaika Mihambo:

Es ist richtig gut für mich gelaufen. Ich bin das erste Mal auf einem Steg gesprungen. Der Boden schwingt mit, damit hatte ich keine Probleme, vielleicht hat es mir sogar geholfen. Ich habe mich sehr locker gefühlt und mich beim Laufen getroffen. Am Anfang habe ich Vollgas gegeben und die Sprünge haben gepasst, waren gültig. Dann habe ich gesehen, dass ich mehr auf Sicherheit gehen kann und es trotzdem reicht.

Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Sie bei „Berlin fliegt!“ starten dürfen?

Malaika Mihambo:

Ich habe es nach der EM erfahren. Ich habe mich sehr gefreut. Im vergangenen Jahr habe ich noch am Fernseher zugeschaut. Diesmal war ich selbst dabei. Das war ein Traum. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er in diesem Jahr schon in Erfüllung geht.

Wie haben Sie die Kulisse empfunden?

Malaika Mihambo:

Es ist eine ganz andere Atmosphäre als in einem Stadion. Der Platz ist offen, das gibt einem ein ganz anderes Gefühl. Die Zuschauer waren ganz dicht dran. Es sind auch viele am Rand stehen geblieben. Gerade Leute, die sich mit der Leichtathletik nicht so gut auskennen, bekommen einen Einblick.

Bei „Berlin fliegt!“ zählt jeder Sprung, wer übertritt, geht in einem Durchgang leer aus. Gab es da einen besonderen Druck?

Malaika Mihambo:

Natürlich habe ich Druck empfunden. Ich habe mich aber schon ein bisschen daran gewöhnt. Bei der Team-EM in Braunschweig war die Situation ähnlich. Es ging um die Mannschaft. Mein Trainer hat mich gebrieft und gesagt: Immer schön kurz setzen am Brett. Daran habe ich kurz vor den Sprüngen und sogar im Anlauf gedacht. Das hat mir geholfen.

Mit 6,72 Meter ist auch noch einmal eine Spitzenweite rausgekommen, wie bewerten Sie diese Leistung?

Malaika Mihambo:

Es hat in den letzten Wettkämpfen nicht mehr so gut geklappt. Gerade am Donnerstag in Zürich waren die guten Sprünge ungültig, weil ich die letzten Schritte zu lang gezogen habe. Es ist schön, dass ich es besser machen konnte und meine Saison mit einer solchen Weite abschließen konnte. Die Form hatte ich nicht verloren, ich konnte es nur nicht mehr so gut ans Brett bringen wie zu Beginn der Saison.

In Ihrem ersten Jahr nach der U20 haben Sie sich rasant entwickelt. Hätten Sie das für möglich gehalten?

Malaika Mihambo:

Zu Beginn der Saison wollte ich einfach gute Wettkämpfe machen. Dass dann schon in Weinheim eine Bestleistung herauskam und es Woche für Woche so weiterging, war unglaublich. Dann kamen 6,90 Meter bei der Team-EM. Damit hätte ich nicht gerechnet. Auch der vierte Platz bei der EM geht in Ordnung. Die Saison gibt mir Selbstbewusstsein für nächstes Jahr. Ich weiß, dass ich weit springen kann. Ich habe noch einiges, was ich verbessern kann. Es sind noch viele Reserven da, die ich noch auspacken kann. Wenn das gelingt, kann ich hoffentlich bald noch größere Weiten stabil springen.

Allerdings hatten Sie während der Saison auch mit einer Fersenprellung zu kämpfen. Welchen Einfluss hatte das?

Malaika Mihambo:

Gerade vor den Deutschen konnte ich nicht mehr gut trainieren, weil die Prellung so stark war. Ich bin immer langsamer angelaufen. Schon als ich am Anlauf stand, hat es wehgetan. Es war schwierig, abzuspringen. Ich spüre es immer noch. Aber es ist wesentlich besser geworden. Schon bei der EM hat es mich nicht mehr behindert.

Wie haben Sie Ihr Sportlerleben eingerichtet, wer steckt alles hinter den weiten Sätzen?

Malaika Mihambo:

Ich studiere Politikwissenschaft mit dem Nebenfach VWL. Diese Woche fängt das fünfte Semester an. Ich trainiere in einer kleinen Trainingsgruppe bei der LG Kurpfalz. Es ist alles klein und familiär. Die Eins-zu-Eins-Betreuung durch meinen Haupttrainer Ralf Weber funktioniert sehr gut. Fürs Krafttraining ist Werner Heger zuständig. Auch Sören Eisenhofer ist am Training beteiligt.

Haben Sie schon Pläne Richtung Winter?

Malaika Mihambo:

Die Hallensaison wollen wir 2015 ganz weglassen oder kurz halten, um mehr an den Grundlagen arbeiten zu können - Technik, Schnelligkeit und Kraft. Das möchte ich mich steigern. Wenn man in die Wettkampfphase richtig einsteigt, muss man aus dem Training rausgehen, damit man nicht k.o. ist. Das nimmt einem Möglichkeiten, die Grundlagen auszubauen.

Im Sommer wollen Sie dann wieder angreifen?

Malaika Mihambo:

Ja, der Hauptfokus wird auf der Qualifikation für die internationalen Meisterschaften liegen, also der WM in Peking. Gesund bleiben ist erst einmal die Hauptsache, die mir im Kopf herumschwebt. Die U23-EM würde ich natürlich auch sofort mitnehmen.

Video-Interview: <link video:10867>Malaika Mihambo: "Vollgas und gültig"
Video: <link video:10861>Malaika Mihambo weiter als die Olympiasiegerin

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