Richard Ringer rennt als „privater Pacemaker“ zum Sieg
Zahlreiche DLV Top-Athleten haben sich am Sonntag in Pliezhausen beim Meeting der„krummen Strecken“ in vortrefflicher Frühform gezeigt. Unter anderem Richard Ringer, Carolin Schäfer, Christina Hering und Timo Benitz. Elena Burkard zeigte ein bravouröses erstes Hindernis-Rennen, Antje Möldner-Schmidt ein gutes Comeback.
„Ich glaube, es gibt kein besseres Meeting in der Welt, um 600 Meter zu laufen“, sagt Tony van Diepen (Niederlande) nach seinem Sieg in sehr guten 1:16,09 Minuten. Es ist wieder einmal eines dieser richtig schnellen Mittelstreckenrennen im Schönbuchstadion. Filip Snejdr (Tschechien) sichert sich in der knappen Entscheidung Rang zwei (1:16,38 min) vor Omar Jammeh (MTG Mannheim, 1:17,69 min).
Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Denn: Keine Stunde später folgt das erwartet packende Duell über 3.000 Meter: Richard Ringer zieht Amanal Petros (SV Brackwede) als „privater Pacemaker“ (O-Ton Petros) zu guten 8:03,33 Minuten. „Auf den letzten 600 Metern hat mir dann etwas die Kraft gefehlt“, sagte der 22-Jährige, der bereits eine EM-Norm gelaufen ist.
Gelungener Test vor London
Richard Ringer lief also souverän zum Sieg (7:55,20 min). Sein Fazit: „Leider haben die Tempomacher kurzfristig abgesagt. Daher muss man es als Trainingslauf verstehen – mit Amanal verstehe ich mich richtig gut. Nächste Woche in London zählt es dann.“ Dort soll die EM-Norm über 10.000 Meter fallen. Allerdings rechnet der 29-Jährige damit, dass die Norm allein nicht reichen wird: „Unter 28:20 braucht man, um sicher dabei zu sein.“
In der „Verlosung“ für drei Plätze sind mit Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) und Amanal Petros aktuell nämlich noch vier DLV-Athleten.
„Es ist der erste Schritt in die richtige Richtung – wieder einmal“, sagt Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus, 6:27,25 min) nach ihrem Comeback auf der 2.000-Meter-Hindernisstrecke und dem dritten Platz hinter der Französin Ophélie Claude-Boxberger (6:16,60 min) und Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald, 6:20,82 min), die mit ihrer Hindernis-Premiere mehr als zufrieden sein darf. „Mein höchster Respekt gilt aber Antje und ihrem Comeback – technisch liegen noch Welten zwischen ihr und mir, da kann ich noch viel lernen“, sagt sie im Ziel.
Timo Benitz „locker“
Ein packender Spurt, wie er längst eine Art Markenzeichen geworden ist – dieses Mal fiel er allerdings deutlich kürzer aus: Erst auf den letzten 100 Metern entscheidet Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) das Rennen. Der 26-Jährige wiederholt in 2:21,62 Minuten seinen Vorjahressieg über 1.000 Meter. Wie wars? „Angenehm“, antwortet er im Ziel lapidar. Doch das ist eben nicht sein Ziel, er wünscht sich stärkere Herausforderer bei einem solchen Rennen: „Eigentlich wollte ich den Jungs zeigen: Es ist nicht so leicht, gegen mich zu gewinnen.“
Die „Jungs“ waren in diesem Fall Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe, 2:21,84 min) und Marcel Fehr (SG Schorndorf, 2:22,15 min). Nach diesem „lockeren“ Saisoneinstieg steht für Timo Benitz jedenfalls bereits fest: „Die EM-Norm (3:38,00 min) sollte ich überall laufen können. Da mache ich mir keine Gedanken.“
U20-Sprinterinnen rennen Staffel-Norm
Mittlerweile Stammgast im Schönbuchstadion ist Christina Hering (LG Stadtwerke München). Die 23-Jährige dominierte zuletzt die 600 Meter in Pliezhausen mit ihren Siegen 2016 und 2017. Dieses Jahr wagte sich die 800-Meter-Spezialistin auf die ungewohnten 1.000 Meter. Eine Runde mehr, gleiches Ergebnis: Die Siegerin heißt auch 2018 Christina Hering. Ihre Siegerzeit: 2:39,85 Minuten.
Ein langgezogener Endspurt und die Konkurrentin aus Luxemburg Charline Mathias sowie die Vereinskolleginnen Katharina Trost (2:40,80 min) und Christine Gess (2:46,73 min) sind geschlagen. Christina Herings Erfolgsformel ist denkbar schlicht: „Ich habe mich einfach auf meine Erfahrung aus den 800 Metern verlassen und am Ende meine Chancen genutzt, vorbei zu gehen. Die EM-Norm (2:01,50 min) will ich unbedingt packen. In Berlin bin ich beim ISTAF bereits gestartet: tolles Stadion, tolle Stimmung. Eine Europameisterschaft ist aber noch mal etwas ganz anderes.“
Wieder einmal zeigte sich Pliezhausen auch als gutes Pflaster für die Nachwuchssprinterinnen: Dieses Mal blieben gleich drei DLV-Staffeln unter der U20-WM-Norm. Es siegte die DLV-Erstvertretung mit Vicktoria Dönicke, Katrin Grenda, Sophia Junk und Lara Hümke in 44,71 Sekunden vor Lilly Kaden, Beauty Somuah, Antonia Dellert und Skadi Schier, die auf 45,66 Sekunden kamen.
Carolin Schäfer fit für Götzis
Auch Siebenkämpferin Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) zeigte sich mit ihrem Saisoneinstand über die Sprintdistanz zufrieden: „Ich brauchte noch eine schnelle 'krumme Strecke' vor Götzis. Für mich ist es extrem gut, mich vor dem ersten Siebenkampf hier noch mal dieser Distanz stellen zu können.“
Olympia-Fünfte und WM-Silbermedaillengewinnerin ist sie schon, das Ziel: eine EM-Medaille in Berlin. Zwischenziel: Sieg in Pliezhausen über 150 Meter. Den verpasste sie als Dritte knapp: Nach 17,74 Sekunden kam sie hinter der Tschechin Marcela Pirkova (17,29 sek) und der Polin Patrycja Wyciszkiewicz (17,62 Sekunden) ein.
Bei den Männern setzte sich Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach), der Deutsche Hallenmeister über 200 Meter, in hervorragenden 15,46 Sekunden gegen den Ägypter Ayman Mohammed Elsaaid (15,78 sec) durch.
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