| IOC-Entscheidung

Robert Harting "enttäuscht" von Thomas Bach

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Entscheidung über einen Ausschluss der russischen Sportler von Olympia an die Fachverbände delegiert – diese ziehen nun langsam vereinzelt Athleten aus dem Verkehr. Der deutsche Diskus-Star Robert Harting übte derweil Kritik an IOC-Präsident Thomas Bach.
dpa/pr

Die Empörung nach dem Verzicht auf einen kollektiven Bann Russlands von den Olympischen Spielen wird schärfer. Der deutsche Diskus-Olympiasieger Robert Harting kritisierte vor allem Thomas Bach, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees. "Ich schäme mich für ihn", sagte der Berliner. Nach der Leichtathletik ziehen derweil weitere Fachverbände Konsequenzen aus dem Report über Staatsdoping in Russland – bislang wird aber eher vereinzelt russischen Athleten der Olympia-Start verwehrt.

Das IOC hatte das russische Team trotz dokumentierten Staatsdopings unter anderem bei den Winterspielen von Sotschi 2014 nicht komplett von Rio ausgeschlossen, sondern die Entscheidung an die Fachverbände delegiert – und das weniger als zwei Wochen vor Eröffnung der Spiele.

Einzelne Schwimmer, Ruderer und Kanuten von Rio ausgeschlossen

In Sportarten wie Tennis, Judo, Schießen oder Ringen dürfen voraussichtlich alle qualifizierten Russen antreten, in der Leichtathletik wurde indes bereits zuvor die gesamte russische Mannschaft ausgeschlossen. Am Dienstag versagte der Kanu-Weltverband (ICF) fünf Russen die Sommerspiele-Teilnahme, unter ihnen Olympiasieger Alexander Dyatchenko. Auch drei Ruderer wurden für Brasilien gestrichen.

Am Montag hatte der Schwimm-Verband FINA sieben Sportler ausgeschlossen, darunter auch Paul Biedermanns 200-Meter-Freistil-Rivale Nikita Lobinzev und Wladimir Morosov. Beide hatten 2012 in London (Großbritannien) Bronze mit der russischen 4x100-Meter-Freistil-Staffel gewonnen. Vier dieser sieben Schwimmer hatten die Russen zuvor selbst zurückgezogen. Andere Verbände sind noch in den Einzelfallprüfungen, die ihnen das IOC auferlegt hatte.

Yuliya Stepanovas Nicht-Start bei Olympia "nicht rechtens"

Der wichtigste Sport-Funktionär der Welt steht indes weiter im Fokus der Kritik. "Ich habe schon oft meine Enttäuschung über Thomas Bach geäußert. Aber das ist jetzt eine neue Enttäuschungs-Dimension", sagte der meinungsstarke Robert Harting. Den Verdacht, dass bei der IOC-Entscheidung mächtige Strippenzieher eine Rolle gespielt haben sollen, äußert auch der Deutsche Meister, der etwa Kremlchef Wladimir Putin erwähnt.

Dass Whistleblowerin Yuliya Stepanova, die mit ihren Aussagen zur Aufdeckung des Skandals beigetragen hatte, nicht in Rio laufen darf, sei "nicht rechtens", klagte Robert Harting. "Sie hat so viel Schaden für die Leichtathletik-Welt abgewendet. Ihr Start wäre ein Schlag ins Gesicht von Herrn Putin gewesen. Deshalb findet das nicht statt."

Die Leichtathletin hat beim IOC Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt, sie nicht unter neutraler Flagge starten zu lassen. Einen möglichen, finalen Gang vor den Sportgerichtshof CAS schloss Ehemann Witali Stepanov indes im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP aus. Dafür fehle dem Paar, das einen kleinen Sohn hat, aus Russland flüchten musste und inzwischen in den USA lebt, schlicht das Geld.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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