| DLV-Talent-Camp

Sophia Volkmer: Lauf-Hoffnung nimmt Kurs auf U18-EM

Sie gehört dem jüngeren U18-Jahrgang 2002 an und hat beim U20-Hallen-Länderkampf in Nantes (Frankreich) dennoch über 800 Meter die bis zu drei Jahre ältere Konkurrenz besiegt. Sophia Volkmer läuft mit Spaß von Erfolg zu Erfolg. Diesen Sommer ist die Norm für U18-EM in Reichweite.
Pamela Ruprecht

Bei der Eröffnungsveranstaltung des DLV-Talent-Camps vergangene Woche in Kienbaum wurden den versammelten Teilnehmern zwei Athletinnen extra vorgestellt, die schon einmal das Nationaltrikot tragen durften: Eine davon war Sophia Volkmer (LG Wetzlar), die genauso wie Sprinterin Antonia Dellert (LG Seligenstadt) als "U17-Athletin" Ende Februar beim U20-Länderkampf in Nantes (Frankreich) startete und als Siegerin in 2:13:53 Minuten die volle Punktzahl für das DLV-Team holte.

„Das war ein unbeschreibliches Gefühl, das hat man sich immer gewünscht“, schwärmt die 15-Jährige von dem internationalen Wettkampf. Nach der geschafften Qualifikation bei der Jugend-Hallen-DM in Halle/Saale mit Platz zwei, nur zwei Hundertstel hinter U20-Meisterin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; <link video:18085>zum Video), kamen schon vorher alle Emotionen hoch und es flossen sogar Freudentränen: „Man trainiert jeden Tag, bei Hitze, bei Kälte, alles für diesen einen Moment."

Gemeinsam mit der Deutschen Jugend-Hallenmeisterin reiste sie nach den Nachwuchs-Titelkämpfen mit dem deutschen Team nach Nantes, wo das Duo dem Rat von Bundesnachwuchstrainer Alexander Fromm folgte. Taktisch laufen und das Rennen im Endspurt entscheiden – die Stärke von Sophia Volkmer: „Ich will am Ende einfach nochmal alles geben und beißen. Im Ziel kann ich mich ja dann ausruhen.“ Die Taktik ging auf, die Mittelstrecklerinnen schafften den deutschen Doppelsieg.

Vom Block Lauf zu den 800 Metern

Das Talent-Camp ist bestrebt, die Kommunikation zwischen Heim- und Bundestrainern zu intensivieren, bei Sophia Volkmer trägt dieses Modell bereits Früchte. Das Vereinstraining bei der LG Wetzlar steuert ihr Heimtrainer Mark Schwesig. Der Sportlehrer der Gesamtschule Solms organisiert auch den Schulwettkampf „Jugend trainiert für Olympia“ in Hessen.

Bei Lehrgängen unterstützt Bundesnachwuchstrainer Alexander Fromm die Athletin. Mit dem Erfurter und dem Nachwuchskader ist sie gerade auch im Trainingslager in Zinnowitz. „Die Zusammenarbeit klappt super und macht auf jeden Fall Spaß. Man kann mit dem Bundestrainer sehr gut reden“, sagt Sophia Volkmer, die sich freute, in Kienbaum viele gleichaltrige Sportler aus ganz Deutschland zu treffen.

Ihre Spurtstärke entwickelte die Hessin auch über vielseitiges Training: 2017 gewann sie den deutschen W15-Meistertitel im Block Lauf, 2016 war es in der W14 noch die Bronzemedaille. Das Laufen kristallisierte sich immer mehr als ihre Lieblingsdisziplin heraus. In der U18 kommen neue Strecken wie die 1.500 Meter mit und ohne Hindernisse dazu, diese möchte sie vor einer weiteren Spezialisierung alle ausprobieren.

Vorbild Konstanze Klosterhalfen

Ein Vorbild hat sie schon: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Konstanze macht das so locker und cool und bleibt trotz ihres Erfolgs auf dem Boden“, gefällt Sophia Volkmer das Auftreten der deutschen 3.000-Meter-Rekordlerin. Beim Läufer-Meeting in Pfungstadt nahe ihrer Heimatstadt war sie im Juni 2017 als Zuschauerin live dabei, als die Leverkusenerin zum ersten Mal über 800 Meter die Zwei-Minuten-Marke (1:59,65 min) unterbot. Bei der Gelegenheit durfte sie auch ein Foto mit dem Shooting-Star machen.

Die 800-Meter-Bestzeit von Sophia Volkmer steht bei 2:08,57 Minuten, gerannt bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Bremen – in einem packenden Endspurt, den sie für sich entscheiden konnte (<link video:17764>zum Video). An den 800 Metern mag sie die Spannung vor dem Wettbewerb: „Man weiß vorher nie, wie das Rennen ausgeht, es ist so unvorhersehbar.“ Man kann taktisch laufen oder vom Start weg Tempo machen. Die Aufregung verschwinde beim Aufwärmen, dann sei sie ganz fokussiert.

Leichtathletik betreibt die Schülerin schon, seitdem sie denken kann. Die Familie hat schon immer gerne draußen Sport gemacht. Ihr Vater war Leichtathlet. Mit drei Jahren fing Sophia Volkmer in der Kindergruppe an. Später war sie parallel auch beim Ballett, Reiten und Schwimmen aktiv – ihre Mutter war Leistungsschwimmerin. Seit einem Jahr konzentriert sich das Lauf-Talent nun ganz auf die Leichtathletik.

Training mit älteren Zwillingen

Fast täglich geht Sophia Volkmer zum Training, das mit Sprints, langen Läufen und Krafteinheiten breit gefächert ist. Während der Saison gibt es meist einen freien Tag vor dem Wettkampf. Ihre Trainingspartner sind die Söhne ihres Coaches Mark Schwesig. Die Zwillinge Frederik und Niklas sind zwei Jahre älter und standen bei der Jugend-DM in Ulm vergangenen Sommer in den U18-Finals über 1.500 Meter und 2.000 Meter Hindernis. Dazu kommen gemeinsame Einheiten mit der Wetzlarer Sprint-Gruppe. „Das ist abwechslungsreich und die Atmosphäre ist sehr familiär.“

Beim DLV-Talent-Camp wurde den jungen Athleten in Aussicht gestellt, dass sie ein Teil der DLV-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles (USA) sein könnten. Dieser Traum ist für die U18-Läuferin noch sehr weit weg. Näher sind die U18-Europameisterschaften diesen Sommer in Györ (Ungarn; 5. bis 8. Juli).

Wachstumsschub und der Wunsch, alles zu geben

„Ein Start bei der U18-EM wäre natürlich schon toll, aber ich nehme mir das jetzt nicht als festes Ziel, ich schaue, wie es kommt“, sagt die Gymnasiastin, die diesen Sommer in die elfte Klasse kommt. „Ich werde natürlich alles geben und es wäre schön, wenn ich mich an die Norm rantasten könnte.“ Diese steht bei 2:08,50 Minuten, liegt also nur sieben Hundertstel von ihrer Bestzeit entfernt.

Das Einzige, was Sophia Volkmer auf dem Weg nach Györ bremsen könnte, ist eine Entzündung in den Wachstumsfugen ihrer Hüfte. Das Problem: Die 16-Jährige wächst momentan extrem schnell, die Knochen sind länger als ihre Muskeln und das zieht. „Das hat mich schon in den letzten Rennen begleitet, da habe ich aber versucht, es zu ignorieren.“ Mit 1,80 Metern ist sie schon groß gewachsen, lange Beine sind sicher auch ein Vorteil als Läuferin. Mal sehen, wohin sie diese im weiteren Verlauf ihrer Karriere noch bringen.

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