| Rückblick auf 2020

Das Jahr in Schlagzeilen (II)

Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Olympia-Absage haben das Jahr 2020 geprägt. Einige Athleten haben dennoch für Top-Leistungen und Rekorde gesorgt. Wir blicken auf die Schlagzeilen der vergangenen zwölf Monate zurück. Heute: Die Monate Juli bis Dezember.
Jan-Henner Reitze

Juli

Endlich das erste Wochenende mit Stadion-Wettkämpfen in annähernd bekannter Form. Constantin Preis (VfL Sindelfingen) gewinnt in Luzern (Schweiz) die 400 Meter Hürden in 49,49 Sekunden. Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg; 51,97 sec) bleibt in Berlin zum Saisonauftakt mehr als eine Sekunde unter ihrer Bestzeit. Julian Reus (LAC Erfurt Top Team) steigt in 10,24 Sekunden über 100 Meter im heimischen Stadion in den Sommer ein. U18-Weitspringer Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) landet bei 7,72 Metern.   

Trauer um Willi Holdorf. Der Zehnkampf-Olympiasieger von 1964 stirbt im Alter von 80 Jahren.

Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz) lässt sich am Ellenbogen operierten und beendet die Saison, die deutsche Dreisprung-Rekordlerin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) hat sich an der Hand operieren lassen. Viele weitere Top-Athleten widmen sich 2020 vor allem ihrer Gesundheit und nehmen eine Auszeit von Wettkämpfen.

Für einige steht in diesem Jahr auch die Familie im Vordergrund: Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) ist erstmals Vater geworden. Hürdensprinterin Cindy Roleder (SV Halle) erwartet ihr erstes Kind.

Mehr und mehr DLV-Athleten kommen aber auch in Fahrt: Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) knackt wieder die 17 Meter, Rebekka Hasse (Sprintteam Wetzlar) sprintet die 100 Meter in 11,11 Sekunden, Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) steigert sich mit der Kugel auf 18,14 Meter, mit dem Diskus auf 59,64 Meter.

Auch das größte internationale Meeting in Deutschland gibt es trotz Corona: Das ISTAF-Konzept mit 3.500 Fans ist genehmigt.

August

Eine Woche vor der DM in Braunschweig meldet sich der Speerwurf-Weltmeister von 2017 Johannes Vetter (LG Offenburg; 86,94 m) fit, Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:00,71 min) nähert sich über 800 Meter der Zwei-Minuten-Marke. Und Deniz Almas (VfL Wolfsburg) sprintet die 100 Meter in 10,08 Sekunden. Das Trio sichert sich eine Woche später auch den deutschen Meistertitel.

Nachdem sich Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) drei Wochen zuvor auf 55,53 Sekunden über 400 Meter Hürden verbessert hatten, erklärt sie kurz vor der DM in Braunschweig das Ende ihrer Karriere im Leistungssport. Der Druck im Wettkampf ist der Hintergrund.

Ohne Zuschauer, dafür mit hochsommerlichen Temperaturen und Abstand findet in Braunschweig der Höhepunkt der „Late Season“ statt.  ARD und ZDF übertragen die Wettkämpfe für alle, die nicht dabei sein können.

Mehrere DM-Favoriten straucheln. Wörtlich gilt das für Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01), die im  Hürdenvorlauf nicht ins Ziel kommt. Bei Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) geht die Planung mit Anreise aus dem Höhentrainingslager diesmal nicht auf, Dreispringerin Neele Eckhardt (LG Göttingen) verletzt sich beim Aufwärmen.

Mit Bestleistung (5,75 m) und dem Titel glänzt dagegen Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Braunschweig. Nach sechs Jahren steigert auch Vereinskollegin Carolin Paesler wieder ihre PB im Hammerwurf und gewinnt (70,99 m). Ihren ersten Titel über 100 Meter sichert sich Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF; 11,30 sec).

In Turku (Finnland) schickt Johannes Vetter seinen Speer nur zwei Tage nach der DM wieder über die 90-Meter-Marke (91,49 m) und es wird noch deutlich weiter gehen.

Teil zwei der Weltrekord-Triologie 2020 von Joshua Cheptegei (Uganda). Beim Diamond League-Meeting in Monaco (Monte Carlo) legt er die 5.000 Meter in 12:35,36 Minuten zurück und ist damit rund zwei Sekunden schneller als die äthiopische Lauflegende Kenenisa Bekele (12:37,35 min) 16 Jahre zuvor.

Die Mehrkämpfer freuen sich, bei der DM in Vaterstetten im Corona-Jahr noch eine Startmöglichkeit bekommen zu haben. Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) kommt im Siebenkampf auf 6.319 Punkte, die meisten Punkte im Zehnkampf sammelt Jannis Wolff (Aachener TG; 7.670 Punkte).

Beim Diamond League-Meeting in Stockholm (Schweden) kratzt Karsten Warholm (46,87 sec) am fast 30 Jahre alten Weltrekord über 400 Meter Hürden von 46,78 Sekunden.

September

In Brüssel (Belgien) tragen sich Sifan Hassan (Niederlande; 18.930 m) und Mo Farah (Großbritannien; 21.330 m) in die Liste der Weltrekorde ein – im selten durchgeführten Stundenlauf.

Bei der Jugend-DM in Heilbronn stürmt Lilly Kaden (FC Schalke 04) in 11,32 Sekunden zum U20-Titel über 100 Meter. Dreispringerin Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) landet bei 13,25 Metern. U18-Athlet Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) triumphiert mit Kugel (20,55 m) und Diskus (64,56 m).

Die Kenianerin Peres Jepchirchir steigert in Prag (Tschechische Republik) den Halbmarathon-Weltrekord in reinen Frauenrennen auf 1:05:34 Stunden.

97,76 Meter! Raketenwurf von Johannes Vetter in Chorzow (Polen). Zum Weltrekord fehlen nur 72 Zentimeter.

In Top-Form präsentiert sich auch Malaika Mihambo. Aus verkürztem Anlauf landet sie in Dessau bei 7,03 Metern.

Eine kleinere Zuschauerkulisse, aber wieder gewohnt große Namen der internationalen Szene. Auf der ISTAF-Bühne liefern sich Christian Taylor (USA; 17,52 m) und Max Heß (17,17 m) ein spannendes Dreisprung-Duell, Karsten Warholm läuft noch einmal 47,08 Sekunden, Johannes Vetter beendet seine Saison mit 87,26 Metern.

Bei fünf Wettkämpfen hatte sich Armand Duplantis (Schweden) schon am Freiluft-Weltrekord von 6,15 Metern im Stabhochsprung versucht. In Rom (Italien) bleibt die Latte endlich oben.

Oktober

Silber 2013, Bronze 2015, Silber 2017. Die Zehnkämpfer Michael Schrader und Rico Freimuth (beide SV Halle) haben dem DLV bei Weltmeisterschaften eine Medaillen-Serie beschert. Gemeinsam erklären sie ihre jeweils auch von Verletzungen geplagte Karriere für beendet.  

Der London-Marathon wird als Eliterennen ausgetragen. Weltrekodler Eliud Kipchoge (Kenia; 2:06:49 h) muss sich als Achter überraschend geschlagen geben. Es gewinnen Shura Kitata (Äthiopien; 2:05:41 h) und bei den Frauen Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia; 2:18:58 h). Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal; 2:14:25 h) verpasst die Olympia-Norm.

Die nächsten Lauf-Weltrekorde sind gebrochen. In Valencia legt Letesenbet Gidey (Äthiopien) die 5.000 Meter in 14:06,62 Minuten so schnell zurück wie noch keine Frau vor ihr, Joshua Cheptegei holt sich in 26:11,00 Minuten auch den 10.000-Meter-Weltrekord von Kenenisa Bekele.

Alina Reh (SSV Ulm 1846) rückt in der EM-Wertung von 2018 über 10.000 Meter nachträglich vom vierten auf den Bronzeplatz vor. Die Schwedin Meraf Bahta wurde wegen Doping-Verstößen aus der Wertung gestrichen.

Überraschungs-Coup bei der Halbmarathon-WM in Gdynia (Polen). Melat Kejeta (Laufteam Kassel; 1:05:18 h) gewinnt mit deutschem Rekord die Silbermedaille! An der 10-Kilometer-Zwischenmarke (30:47 min) sorgt sie ebenfalls für einen deutschen Rekord. Gemeinsam mit Laura Hottenrott (TV Wattenscheid 01; 1:10:49 h) und Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin; 1:12:35 h) gibt es obendrauf Mannschafts-Bronze. Siegerin Peres Jepchirchir verbessert ihren Weltrekord in reinen Frauenrennen noch einmal auf 1:05:16 Stunden.

Für die Geher gibt es in Dudince (Slowakei) eine Startmöglichkeit, die Karl Junghannß (LAC Erfurt Top Team) nutzt, um in 3:49:45 Stunden die Olympia-Norm über 50 Kilometer zu erfüllen.

Wegen verpasster Dopingkontrollen wird 100-Meter-Weltmeister Christian Coleman (USA) jetzt doch für zwei Jahre gesperrt.

November

Wegen der zweiten Corona-Welle geht Deutschland wieder in den Teil-Lockdown. Zugang zu den Trainingsstätten bleibt für die meisten leistungssportlich orientierten Athleten unter Auflagen möglich.

Die Europameisterschaften 2024 werden in Rom ausgetragen.

Nach seinem Wurf auf 97,76 Meter nominiert der Weltverband World Athletics Johannes Vetter für die Wahl zum „Welt-Leichtathlet des Jahres“.

Die German Road Races zeichnen Melat Kejeta und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) als Straßenläufer des Jahres aus.

Weitspringer Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist der Para-Sportler des Jahrzehnts.

Der ehemalige DLV-Generaldirektor Frank Hensel ist im Alter von 70 Jahren verstorben.

Der Wechselzeitraum endet. Prominenteste Änderung ist, dass Dreispringerin Kristin Gierisch bei Bundestrainer Charles Friedek, nach vielen erfolgreichen Jahren gemeinsam mit Harry Marusch in Chemnitz, neue Impulse setzt und künftig für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet. Alina Reh trägt ab 2021 das Trikot des SCC Berlin, Shanice Craft das des SV Halle.

Dezember

Der Weltverband zeichnet Yulimar Rojas (Kuba) und Armand Duplantis als „Welt-Leichtathleten des Jahres“ 2020 aus.

Valencia ist das letzte der wenigen Laufevents des Jahres und noch einmal purzeln Rekorde und Bestzeiten. Amanal Petros (TV Wattenscheid) steigert den deutschen Marathon-Rekord auf 2:07:18 Stunden, Richard Ringer (LC Rehlingen) debütiert in 2:10:59 Stunden und bleibt unter der Olympia-Norm. Bei den Frauen gelingt dies Deborah (2:26:55 min) und Rabea Schöneborn (beide LG Nord Berlin; 2:28:42 min). Im Halbmarathon blieben gleich vier Athleten unter dem alten Weltrekord (58:01 min), Kibiwott Kandie (Kenia; 57:32 min) hält die neue Bestmarke.

Auch 2021 wird es keine Hallen-WM in Nanjing (China) geben. Die Meisterschaft wird erneut verschoben, auf 2023.

Den Wettkampfplan für die anstehende Hallensaison streicht auch der DLV coronabedingt zusammen: Es wird nur eine DM in der Aktivenklasse sowie im Mehrkampf geben.

Statt der eigentlich gewohnten Publikumswahl der Athleten des Jahres wählt eine Experten-Jury in diesem Jahr die wertvollsten Leistungen: 7,03 Meter von Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo, die 97,76 Meter von Speerwerfer Johannes Vetter, 6009 Punkte durch U20-Siebenkämpferin Lucie Kienast (SV Halle), 79,75 im Hammerwurf von U20-Athlet Merlin Hummel (UAC Kulmbach). Ausgezeichnet werden auch Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) für ihre Weltrekorde in der Altersklasse W90 und Hermann Albrecht (SpVgg. Satteldorf) für seine Weltrekorde in der M80.

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) halbiert eine von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA verhängte Sperre gegen Russland auf zwei Jahre.

Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt im Jahr sammelt Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) auf La Réunion 8.552 Punkte.

Malaika Mihambo wird wie im Vorjahr von Deutschlands Sport-Journalisten zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Bei den Männern belegt Johannes Vetter Platz zwei.

Das Jahr in Schlagzeilen (I): Die Monate Januar bis Juni

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