| 30. Internationales Läufermeeting

Malaika Mihambo sprintet doppelt – Elena Burkard stürmt zum Meeting-Rekord

Ein Meeting-Rekord, eine Weitsprung-Weltmeisterin, eine große Überraschung, keine Zuschauer – dafür Premiere für den Livestream – das 30. Internationale Läufermeeting Pliezhausen zwischen sportlicher Brillanz und pandemiebedingten Einschränkungen. Die „krummen Strecken“ haben am Samstag ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert, unter anderem mit starken Leistungen von Malaika Mihambo und Elena Burkard.
David Köndgen

Meeting-Direktor Thomas Jeggle zog ein zufriedenes Fazit: „Wir haben es geschafft, auch ohne Zuschauer für Wettkampf-Atmosphäre im Stadion zu sorgen. Dass es so gut geklappt hat, entschädigt für die vielen schlaflosen Nächte. Ich würde es jederzeit wieder tun.“ Er fügte hinzu: „Nichtstun wäre die deutlich schlechtere Alternative gewesen.“

Für die größte Aufmerksamkeit im Schönbuchstadion sorgte wie erwartet Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die den Doppelstart über 150 und 300 Meter wagte, und sich in einer ausgezeichneten Frühform zeigte.  

„Ziemlich schwer!“, fiel das knappe Fazit der Weitsprung-Weltmeisterin im Ziel des Schönbuchstadions aus. Zuvor hatte Malaika Mihambo auch dank eines fantastischen Starts in 17,44 Sekunden einen souveränen Start-Ziel-Sieg gegen die Sprint-Spezialistinnen eingefahren. Das etwas ausführlichere Resümee lautete: „Es war das erste Mal, dass ich 150 Meter gelaufen bin. Aber die Zeit ist schon sehr gut.“

Platz zwei für Malaika Mihambo über 300 Meter

Die EM-Achte über 200 Meter, Laura Müller (SV Saar 05 Saarbrücken), wurde in 17,55 Sekunden Zweite, Sina Mayer (LAZ Zweibrücken, 17,58 sec) vervollständigte das Siegerpodest. Im Livestream-Interview deutete Malaika Mihambo ihren Saisoneinstieg als „gutes Zeichen für Olympia“. Also beschloss sie, gemeinsam mit ihrem Trainer Ulrich Knapp, auch noch über 300 Meter an den Start zu gehen.

Und dieses Mal musste sie sich Laura Müller um fünf Hundertstelsekunden geschlagen geben. Die Saarländerin siegte in 37,42 Sekunden vor Mihambo (37,47 sec) und Lara Steinbrecher (SC Magdeburg, 37,73 sec). Schließlich ließ Malaika Mihambo noch einen entscheidenden Satz folgen: „Ich freue mich, wenn es in Tokio für eine Medaille reicht.“

Meeting-Rekord für Elena Burkard

Aller guten Dinge sind drei: Nach zwei zweiten Plätzen hat sich Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) nicht nur den Sieg, sondern Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) auch den Meeting-Rekord über 2.000 Meter Hindernis weggeschnappt: 6:15,28 Minuten lautet die neue Bestmarke.

Der Ausgang im Ziel war derselbe wie schon bei den Deutschen Meisterschaften: Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) rang Lea Meyer (VfL Löningen, 6:17,69 min) mit einem packenden Schlussspurt nieder und gab sich anschließend gewohnt bescheiden: „Ich habe den Meeting-Rekord (bisher: 6:15,52 min) überhaupt nicht im Auge gehabt. Der Plan, mit einer Tempoverschärfung 600 Meter vor Schluss das Rennen zu entscheiden, ging voll auf. Ich bin super glücklich, dass das Läufermeeting stattgefunden hat. Die Veranstalter haben einen super Job gemacht. Die nächsten Ziele sind es, meinen DM-Titel zu verteidigen und dann die Norm für die Olympischen Spiele.“

Die Seriensiegerin schlägt erneut zu

Ihrer beeindruckenden Liste hat Mittelstrecklerin Christina Hering (LG Stadtwerke München) einen weiteren Sieg hinzugefügt: Über 600 Meter zeigte die Siegerin der Jahre 2016 bis 2018 zum Saisoneinstand eine starke Leistung und setzte sich gegen die internationale Konkurrenz aus Polen und Irland durch.

Mit ihrer Siegerzeit von 1:26,61 Minuten blieb die 26-Jährige nur gut eine Sekunde hinter dem Meetingrekord und kam ihrer eigenen Pliezhausen-Bestmarke von 1:25,73 Minuten ebenfalls sehr nahe. Auf den Plätzen landeten Angelika Sarna (Polen, 1:27,30 min) und Claire Mooney (Irland, 1:28,70 min). „Es herrscht immer so eine tolle Stimmung hier in Pliezhausen. Dass das Meeting auch dieses Jahr stattfindet, ist der Wahnsinn. Für uns Läufer herrschen hier stets perfekte Bedingungen. Ich bin in guter Verfassung, mein großes Ziel dieses Jahr ist natürlich Tokio“, sagte Hering.  

Naturtalent am Wassergraben

Ein äußerst beeindruckendes Debüt im Hindernislauf feierte Jens Mergenthaler: Der Läufer des SV Winnenden sorgte für die Überraschung des Tages und siegte über 2.000 Meter Hindernis in 5:32,89 Minuten souverän vor dem Tschechen David Foller (5:39,68 min). Anschließend stellte er fest: „Ich habe vor zwei Wochen erst mit dem Training am Wassergraben begonnen. Dass es so gut klappt, damit hatte ich selbst nicht gerechnet. Nächste Woche werde ich in Karlsruhe nochmal 1.500 Meter laufen, danach werden wir dann entscheiden, ob ich bei den Deutschen Meisterschaften über 1.500 oder 3.000 Meter Hindernis an den Start gehen werde.“

Der mit Spannung erwartete Auftritt des Tschechen Pavel Maslak – der mit zwölf internationalen Medaillen bislang höchstdekorierte Athlet im Schönbuchstadion – geriet fast schon zu einer Randerscheinung. Die 150 Meter konnte der 30-Jährige noch souverän für sich entscheiden, blieb mit 15,74 Sekunden jedoch recht deutlich hinter den Läufermeeting-Top-Sechs zurück.

Fotofinish über 300 Meter der Männer

Doch es kam noch knapper: Fotofinish über 300 Meter, das Zielfoto entschied gegen ihn. Nur Platz zwei hinter Landsmann Patrik Sorm (33,25 sec). Starker Dritter: Saarland-Rekordhalter Max Tank (LC Rehlingen, 33,71 sec). Pavel Maslak sagte im Anschluss: „Es war mein erster Start hier in Pliezhausen. Natürlich ist es fantastisch, dass das Meeting in diesen schwierigen Zeiten stattfinden kann. Ich mag das Stadion und vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder und laufe wieder schneller.“

Das 30. Internationale Läufermeeting lieferte einige weitere Ergebnisse, die es in sich hatten: Katharina Trost (LG Stadtwerke München) etwa verpasste den Meeting-Rekord um 15 Hundertstelsekunden und siegte über 1.000 Meter in 2:38,16 Minuten vor der Hallen-DM-Dritten Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler, 2:43,87 min).

Der Franzose Julian Ranc lief im Männerrennen über 1.000 Meter auf Rang drei der ewigen Meeting-Bestenliste (2:18,92 min), setzte sich dabei gegen Jan Fris (Tschechien, 2:19,15 min) und Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) durch. Letzterer knackte mit seiner Zeit von 2:19,20 Minuten den 53 Jahre alten Kreisrekord.

Carolina Krafzik setzt sich gegen Djamila Böhm durch

Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) blieb bei seiner Rückkehr auf Bahn und Mittelstrecke als Vierter ebenfalls noch unter der 2:20-Minuten-Marke (2:19,52 min). Aus dem Hürden-Kader von „Stammgast“ und Olympiasieger Volker Beck (Moskau 1980) wusste insbesondere Emil Agyekum (SCC Berlin) zu überzeugen: In 49,77 Sekunden blieb er über 400 Meter Hürden als einziger unter 50 Sekunden und knackte damit die U23-EM-Norm.

Bei den Frauen setzte sich Lokalmatadorin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) in 57,69 Sekunden gegen Djamila Böhm (TV Wattenscheid 01, 57,85 sec) durch. Eine weitere Platzierung in den Läufermeeting-Top-Sechs sicherte sich Vera Coutellier (ASV Köln): Über 3.000 Meter siegte sie in starken 9:08,50 Minuten knapp vor Denise Krebs (TSV Bayer 04 Leverkusen, 9:10,08 min).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

 

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