| Ukraine-Krieg

Jana Hartmann & Yuliya Krevsun: Ein Zeichen für den Frieden und die Menschlichkeit

Auf der Bahn waren sie Kontrahentinnen, doch abseits der Bahn leben sie vor, wie Sport jegliche Landesgrenzen überwindet und auch in Kriegszeiten verbindet. Die ehemalige 800-Meter-Läuferin Yuliya Krevsun ist vor dem Krieg in ihrer Heimat, der Ukraine geflohen und hat bei ihrer ehemaligen Gegnerin Jana Hartmann in Dortmund ein neues Zuhause gefunden.
Alexandra Dersch

Es ist ein Beispiel für Menschlichkeit in düsteren Zeiten. Ein Beispiel dafür, dass es im Sport eben nicht nur um höher, schneller, weiter, um Medaillen und Rekorde geht. Ein Beispiel dafür, wie sehr der Sport auch eine gesellschaftliche Aufgabe hat. Weil er Verbindungen schafft, die keine Landesgrenze kennen, keine nationalen Interessen, und die gar Kriege überwinden.

Die Verbindung zwischen den beiden ehemaligen 800-Meter-Läuferinnen Jana Hartmann und Yuliya Krevsun ist so ein Beispiel. Beide verbindet die Liebe zum Laufen. Ein Leben als Leistungssportlerin, in dem das Laufen auch nach der aktiven Karriere ihr Lebensmittelpunkt sein sollte. Während die sechsmalige Deutsche Meisterin Jana Hartmann nach dem Ende ihrer langen erfolgreichen Karriere in Dortmund gemeinsam mit ihrem Mann Marcus Hoselmann die Sport- und Gesundheitsagentur upletics gründete, arbeitete auch Yuliya Krevsun nach ihrer eigenen sportlichen Karriere weiterhin im Sport. Die Olympia-Siebte von 2008 mit einer Bestzeit von 1:57,32 Minuten über 800 Meter gab ihr Wissen, was sie in vielen Jahren Leistungssport gesammelt hatte, als Athletiktrainerin im Fußballklub Shakhtar Donetsk weiter.

Doch dann kam der 24. Februar 2022. Russische Soldaten überfielen die Ukraine und änderten über Nacht das Leben im gesamten Land. „Als der Krieg ausbrach, habe ich Yuliya direkt geschrieben, dass sie zu uns kommen können“, erzählt Jana Hartmann. „Wenn ich helfen kann, dann helfe ich. Das ist für mich selbstverständlich.“ Als die Ukraine mehr und mehr in Flammen aufging, packte Yuliya Krevsun mit ihrem Sohn zwei Taschen, setzte sich ins Auto und fuhr die knapp 2.000 Kilometer von ihrer Heimat nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiev bis nach Dortmund. 52 Stunden, drei Tage lang, mit nur einer Übernachtung in Warschau (Polen). Ihr Mann musste in der Ukraine bleiben.

Die Suche nach Normalität in düsteren Zeiten

Inwieweit ihre Seelen schon nachvollziehen und verarbeiten konnten, was ihrer Familie, ihren Freunden, ihrer Heimat gerade widerfährt – eine schwere Frage, die auch Jana Hartmann nicht beantworten kann. Sie unterstützt Yuliya Krevsun und ihren Sohn seit ihrer Ankunft in Dortmund, hat ihnen im Gästezimmer ihres Hauses ein neues Zuhause gegeben und hilft ihr bei Behördengängen. All das dokumentiert sie auch auf ihrem Instagram-Account. „Ich möchte damit auch andere Menschen ermutigen zu helfen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.“

Ihr Wunsch: Für die Familie ein Stück Normalität in dieser noch so surrealen Wirklichkeit herzustellen. „Für Yuliya war es besonders wichtig, dass ihr Sohn hier schnellstmöglich in einen bekannten Rhythmus kommt“, sagt Jana Hartmann. „Danil spielt zu Hause bei Shakhtar Donetsk in der Jugend Fußball, am Montag konnte er bereits das erste Mal in der Jugend von Borussia Dortmund mittrainieren.“ Für den jungen Fußballer ist das ein Stück Heimat in der neuen Realität. Ein Anker, der Halt geben kann, wenn ein Teil der Welt ins Wanken gerät. Ein starkes Zeichen, welche Kraft, welchen Zusammenhalt der Sport bieten kann.

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