| Hallen-WM 2022

Wer greift bei Vergabe der WM-Krone zu?

Die Hallensaison endet am kommenden Wochenende mit dem großen Highlight: In Belgrad gehen die weltweit besten Athletinnen und Athleten bei der Hallen-WM auf Titeljagd. Wir geben einen Ausblick auf einige der Highlights aus internationaler Sicht.
Nicolas Walter

Insgesamt 680 Athletinnen und Athleten sind für die Hallen-Weltmeisterschaften am Wochenende in Belgrad (Serbien; 18. bis 20. März) gemeldet. Ob Armand Duplantis, Jakob Ingebrigtsen oder Yulimar Rojas – zahlreiche hochkarätige Namen werden vier Jahre nach der vergangenen Ausgabe in Birmingham (Großbritannien) wieder nach den begehrten Titeln unter dem Hallendach greifen. Wir werfen einen Ausblick auf einige der Highlights aus internationaler Sicht.

Mit viel Spannung wird beispielweise der Auftritt von Marcell Jacobs (Italien) erwartet. Kann der 27-jährige 100-Meter-Olympiasieger nach seinem Triumph von Tokio gleich zu seinem nächsten großen Karriereerfolg sprinten? Über 60 Meter wird es dabei zum Duell mit Weltmeister Christian Coleman (USA) kommen, der nach seiner Sperre wegen verpasster Dopingtests erst kürzlich wieder auf die Bahn zurückkehren durfte. Während Coleman nun mit einer Saisonbestzeit von 6,45 Sekunden nach Belgrad reist, weist Marcell Jacobs 6,49 Sekunden auf. Glänzen konnte mit 6,48 Sekunden auch der US-Amerikaner Marvin Bracey, der 2014 bereits Hallen-Vizeweltmeister wurde und nun den Angriff auf den Titel wagen könnte.

Kann ein Weg an Jakob Ingebrigtsen vorbeiführen? Das ist die große Frage über 1.500 Meter. Erst ein Rennen hat der Norweger in diesem Jahr bestritten, doch das famos. In 3:30,60 Minuten stellte der Olympiasieger im Februar einen neuen Weltrekord auf und machte damit einmal mehr klar, dass er eine Klasse für sich ist. Dem Titelverteidiger Samuel Tefera (Äthiopien) und dem Kenianer Abel Kipsang ist es am ehesten zuzutrauen, den Favoriten ernsthaft anzugreifen.

Grant Holloway mit beeindruckender Siegesserie

Seit acht Jahren hat Grant Holloway (USA) kein 60-Meter-Hürden-Rennen mehr verloren. Damals war er 16 Jahre alt. Die Favoritenrolle für Belgrad sollte somit eigentlich geklärt sein. Doch das dachten viele Experten auch bei den Olympischen Spielen, als sich der Weltrekordhalter mit Silber zufriedengeben musste. Ihm die Tour diesmal vermasseln könnte Pascal Martinot-Lagarde. Der Franzose lief mit 7,46 Sekunden in diesem Jahr bereits bis auf ein Hundertstel an seine Bestzeit heran und könnte nun die Siegesserie des Weltmeisters reißen lassen.

Eine klare Favoritenrolle nimmt Armand Duplantis (Schweden) im Stabhochsprung ein. Erst kürzlich schraubte er – ebenfalls in Belgrad – den Weltrekord auf 6,19 Meter und kündigte bereits im Vorfeld der Hallen-WM an, dass er sein Potential noch lange nicht ausgeschöpft habe. Möglicherweise könnte der 22-Jährige somit den nächsten Angriff auf eine neue Rekordhöhe anpeilen. Ebenfalls eine starke Saison springt bisher der Olympia-Zweite Chris Nilsen (USA). Mit 6,05 Metern verdeutlichte der 24-Jährige, dass er da sein wird, sollte Armand Duplantis schwächeln.

Im Kugelstoßen treffen in der serbischen Hauptstadt die ganz großen Namen aufeinander. Allen voran Ryan Crouser. Der Olympiasieger konnte sein Arbeitsgerät in diesem Jahr bereits bis auf 22,51 Meter platzieren. Der Olympia-Dritte Tom Walsh (Neuseeland), Europameister Michal Haratyk, Vize-Europameister Konrad Bukowiecki (Polen) und Hallen-Europameister Tomas Stanek (Tschechien) wollen ebenfalls bei der Titelvergabe mitmischen und den großen Favoriten angreifen.

Stark besetztes Feld über 60 Meter

Im Sprintrennen der Frauen werden alle Augen auf die Polin Ewa Swoboda gerichtet sein. Erst Anfang März blieb sie über 60 Meter erstmals unter der Schallmauer von sieben Sekunden. Mit 6,99 Sekunden erzielte sie die Weltjahresbestleistung und stellte einen neuen nationalen Rekord auf. In der ewigen Weltbestenliste belegt die 24-Jährige nun als drittbeste Europäerin Rang zehn über diese Distanz. Es ist die erste Zeit unter sieben Sekunden seit 2018, die sechste seit dem Jahr 2000. Doch im hochkarätig besetzten 60-Meter-Feld ist sie nicht die einzige Favoritin. Die Olympia-Dritte über 100 Meter Shericka Jackson (Jamaika) gehört ebenso dazu wie die WM-Dritte über 200 Meter Mujinga Kambundji (Schweiz) und die US-Amerikanerin Marybeth Sant-Price.

Über 400 Meter möchte Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) nach ihrem ersten Titel unter dem Hallendach greifen. Allerdings hat die 27-Jährige noch kein Rennen in diesem Jahr bestritten und ist somit für ihre Konkurrentinnen unberechenbar. Femke Bol (Niederlande) und Justyna Swiety-Ersetic (Polen) sind dagegen in guter Form, beide Athletinnen konnten 2022 ihre Bestzeiten auf 50,30 Sekunden und 51,04 Sekunden steigern.

Yulimar Rojas greift nach Titel-Hattrick

Weltrekordhalterin Gudaf Tsegay (Äthiopien) konnte in diesem Jahr mit 3:54,77 Minuten bereits rund acht Sekunden schneller laufen als ihre Landsfrau Axumawit Embaye, die die zweitschnellste Zeit des Feldes in 2022 vorweisen kann. Damit gilt Tsegay als Favoritin. Überraschen könnte die Japanerin Nozomi Tanaka, die in diesem Jahr zwar noch kein Rennen bestritten hat, 2021 jedoch ihr großes Potential mit einer Zeit von knapp unter vier Minuten unter Beweis stellte.

Als einzige 15-Meter-Springerin dominiert Weltrekordhalterin Yulimar Rojas (Venezuela) die Meldeliste des Dreisprungs. Verläuft alles nach Plan holt sich die 26-Jährige ihren Hattrick bei Hallen-Weltmeisterschaften. Bereits 2016 und 2018 hatte sie dort triumphiert. Geliebäugelt hatte die Welt-Leichtathletin des Jahres 2021 auch mit dem Weitsprung. Doch sie hat sich gegen einen Doppelstart entschieden – und überlässt damit die Bühne der großen Hoffnung der Gastgeber, Titelverteidigerin Ivana Spanovic-Vuleta, sowie Vize-Weltmeisterin Maryna Bekh-Romanchuk, die mit Gedanken an ihre Heimat Ukraine Anlauf nehmen wird.

Hallen-WM Belgrad

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