| Hamburg-Marathon

Zwei Streckenrekorde: Yalemzerf Yehualaw brilliert mit 2:17:23 Stunden

Dass für 10-Kilometer-Weltrekordlerin Yalemzerf Yehualaw ein pfeilschnelles Marathon-Debüt möglich ist, hatten viele Experten vor dem Hamburg-Marathon erwartet. So kam es auch. Mit 2:17:23 Stunden und Streckenrekord lief die Äthiopierin auf Platz sechs der ewigen Bestenliste. Auch bei den Männern gab's einen neuen Kursrekord, während bei den deutschen Startern nicht alle Wünsche in Erfüllung gingen.
Martin Neumann / dw

Traum-Debüt mit Streckenrekord: Yalemzerf Yehualaw hat den 36. Haspa Marathon Hamburg am Sonntag mit einer Weltklassezeit gekrönt. Die Äthiopierin lief ihren ersten Marathon gleich in 2:17:23 Stunden und unterbot damit den sechs Jahre alten Kursrekord ihrer Landsfrau Meselech Melkamu gleich um mehr als vier Minuten.Gleichzeitig war es das mit Abstand schnellste Marathon-Debüt aller Zeiten. Das bisher schnellste Debüt war die Britin Paula Radcliffe gelaufen, die 2002 in London mit 2:18:56 Stunden gewonnen hatte.

Damit schob sich die Äthiopierin auf Platz sechs der ewigen Marathon-Bestenliste und steigerte den äthiopischen Rekord von Worknesh Degefa um 18 Sekunden. Gleichzeitig ist es die die schnellste Zeit, die jemals in Deutschland gelaufen wurde. Den bisherigen „Allcomers-Rekord“ hielt die Kenianerin Gladys Cherono, die 2018 in Berlin 2:18:11 Stunden erzielt hatte. Für ihren Triumph erhielt die 22-Jährige neben 25.000 Euro Siegprämie eine extra ausgelobte Prämie für den inoffziellen Debüt-Weltrekord in Höhe von 25.000 Euro sowie 15.000 Euro für den Hamburger Streckenrekord: alles in allem 65.000 Euro.

Kristina Hendel läuft auf Platz fünf nach vorn

Auf den 42,195 Kilometern durch Hamburg lief die 10-Kilometer-Weltrekordlerin (29:14 min) Yalemzerf Yehualaw einen Vorsprung von fast neun Minuten auf ihre stärksten Konkurrentinnen heraus. Im Ziel folgten drei weitere Äthiopierinnen: Fikrete Wereta (2:26:15 h), Bone Cheluke (2:26:23 h) und Tseginesh Mekonnen (2:26:29 h).

Auf Rang fünf zeigte Kristina Hendel (LG Braunschweig) ein starkes Rennen. In ihrem zweiten Marathon steigerte die gebürtige Kroatin ihre Bestzeit mit 2:27:29 Stunden um exakt eine Sekunde. Aktuell ist die Braunschweigerin international noch nicht für Deutschland startberechtigt. „Aber ich hoffe, dass es in der kommenden Woche die Freigabe erfolgt“, so die Braunschweigerin, die gern ein bis zwei Minuten schneller gelaufen wäre: „Doch leider hatte ich schon bei Kilometer 18 Krämpfe und nach 28 Kilometern hatte ich keinen Tempomacher mehr.“

Sekunden-Entscheidung bei den Männern

Als Neunte in 2:29:51 Stunden zeigte Deborah Schöneborn (SCC Berlin) ein konstantes Rennen. Umso glücklicher war die Berlinerin, da sie aufgrund von Verletzungsproblemen in der Vorbereitung nicht die gewohnten Umfänge absolvieren konnte. Als Zehnte und drittbeste Deutsche steigerte Jana Soethout (Berliner Track Club) ihre Bestzeit deutlich auf 2:34:28 Stunden.

Bei den Männern wurde der Sieg in einem Ausscheidungsrennen ausgemacht. Bei Kilometer 35 lagen noch sechs Läufer gemeinsam an der Spitze. Die entscheidende Attacke setzte Cybrian Kotut erst auf dem roten Teppich wenige Meter vor dem Ziel. Der Kenianer setzte sich mit 2:04:47 Stunden und einer Sekunde Vorsprung auf Marathon-Debütant Stephen Kissa (Uganda) durch. Beide reckten im Ziel ihre Hände jubelnd in die Höhe.

Auf den Plätzen drei und vier folgten Workineh Tadesse (Äthiopien; 2:05:07 h) und Victor Kiplangat (Uganda; 2:05:09 h). Damit blieben gleich vier Läufer unter dem Streckenrekord von Eliud Kipchoge (Kenia). Der Weltrekordler und zweimalige Olympiasieger war 2013 bei seinem Marathon-Debüt in der Hansestadt 2:05:30 Stunden gelaufen und läutete in Hamburg eine einmalige Marathon-Karriere ein. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Es waren tolle Bedingungen und die Tempomacher haben gute Arbeit geleistet“, sagte Cybrian Kotut nach seinem Sieg in Hamburg.

Florian Röser schnellster Deutscher, Johannes Motschmann kämpft mit Krämpfen

Etwas überraschend schnellster Deutscher wurde Florian Röser. Der 29-Jährige aus Konstanz lief mit 2:15:03 Stunden auf Rang 21. Dabei überholte er auf der zweiten Streckenhälfte einige stärker eingeschätzte deutsche Läufer. So musste Philipp Pflieger (SCC Berlin) bei Kilometer 30 mit Rückenproblemen frühzeitig aussteigen. Sein Vereinskamerad Johannes Motschmann hatte auf der zweiten Streckenhälfte mit Krämpfen zu kämpfen und kam nach 2:17:08 Stunden als 24. ins Ziel. Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) folgte 23 Sekunden und zwei Plätze später. Sein zunächst mit den schnellsten Deutschen mitlaufender Vereinskamerad Filimon Abraham verlor kurz vor Kilometer 30 den Anschluss an die Gruppe und ging nach Kilometer 35 aus dem Rennen.

„Es ist natürlich überraschend, dass ich schnellster Deutscher geworden bin. Klar wäre ich gern die Team-Norm für die EM mit 2:14.30 Stunden gelaufen, aber für meinen ersten Marathon war es okay“, sagte Florian Röser. Anders die Bilanz von Johannes Motschmann: „Das Laufen hat heute gar keinen Spaß gemacht. Ab Kilometer 25 hatte ich Krämpfe, bei Kilometer 37 musste ich sogar stehen bleiben und mich dehnen. Aber Aufgeben war keine Option“, so der Berliner. Im Vorfeld hatte Johannes Motschmann mit 61:45 Minuten beim Berliner Halbmarathon überzeugt. Dementsprechend offensiv ging er auch die erste Streckenhälfte in Hamburg an (65:35 min). Doch das hohe Tempo Richtung 2:11 Stunden konnte er auf der zweiten Hälfte nicht halten.

20.000 Starter aus 68 Ländern

Für die Sonntags-Wettbewerbe hatten sich insgesamt rund 20.000 Läufer aus 68 Nationen angemeldet. 10.500 von ihnen waren Marathonläufer, 4.250 hatten sich für den Halbmarathon und 5.500 für die ebenfalls parallel veranstaltete Staffel angemeldet. Bereits am Samstag liefen zudem rund 9.000 Kinder und Jugendliche „Das Zehntel“ über 4,2 Kilometer. Hamburgs Sportsenator Andy Grote und der Haspa Finanzvorstand Jürgen Marquardt gaben um 9.30 Uhr den Startschuss für den Marathon.

„Dies war ein großartiges Frühlings-Comeback für uns. Wir konnten ein beeindruckendes Rennen auf den Hamburger Straßen präsentieren und sind stolz auf die extrem starken Resultate mit zwei Streckenrekorden und einem buchstäblich einmaligen Debüt von Yalemzerf Yehualaw", sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.

Top 10: Die schnellsten Marathonläuferinnen aller Zeiten

2:14:04 Brigid Kosgei | KEN | 13.10.2019, Chicago
2:15:25 Paula Radcliffe | GBR | 13.04.2002, London
2:17:01 Mary Jepkosgei Keityny | KEN | 23.04.2017, London
2:17:08 Ruth Chepngetich | KEN | 25.01.2019, Dubai
2:17:16 Peres Jepchirchir | KEN | 06.12.2020, Valencia
2:17:23 Yalemzerf Yehualaw | ETH | 24.04.2022, Hamburg
2:17:41 Worknesh Degefa | ETH |25.01.2019, Dubai
2:17:43 Joyciline Jepkosgei | KEN | 03.10.2021, London
2:17:45 Lonah Chemtai Salpeter | ISR | 01.03.2020, Tokio
2:17:56 Tirunesh Dibaba | ETH | 23.04.2017, London

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik ...

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