Jakob Ingebrigtsen war am Donnerstagabend der gefeierte Star der Bislett Games in Oslo. Beim Diamond League Meeting machte der Olympiasieger sein Versprechen wahr und holte den Sieg über die Meile erstmals nach Norwegen. Über 5.000 Meter blieben mit Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh gleich zwei deutsche Langstrecklerinnen über 5.000 Meter unter der WM-Norm. Kristin Pudenz landete im Diskuswurf auf Platz drei.
Die Weltmeisterschaften in Eugene (15. bis 24. Juli) werfen rund vier Wochen vor ihrem Beginn lange Schatten voraus. Während manche Athletinnen und Athleten sich bereits in der Vorbereitung befinden, laufen andere gerade jetzt zu entsprechender Qualifikationsform auf. So wie etwa Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Alina Reh (SSV Ulm 1846), die beide aus verletzungsbedingten Gründen erst spät in die Saison einsteigen konnten. In Oslo fanden sie sich bei ihrem Saisondebüt über die 5.000 Meter direkt wieder in einem Weltklasse-Feld.
Während Alina Reh sich nach überstandener Herzmuskelentzündung in der Verfolgergruppe einsortierte, zeigte sich die WM-Dritte Konstanze Klosterhalfen mit an der Spitze. Ganz vorne war es jedoch die Norwegerin Karoline Bjerkeli Grovdal, die bei Platzregen für ein schnelles Tempo sorgte und das norwegische Publikum entsprechend zum Toben brachte, bevor mit der Glocke für die letzte Runde dann die überragenden Äthiopierinnen das Zepter schwangen.
In einem Steigerungslauf holte sich schließlich Dawit Seyaum, die Olympia-Fünfte über 1.500 Meter, mit Bestzeit von 14:25,84 Minuten den Sieg, vor Gudaf Tsegay (14:26,69 min) und Weltrekordlerin Letesenbet Gidey (alle Äthiopien; 14:26,92 min). Während Karoline Bjerkeli Grovdal mit 14:31,07 einen neuen Landesrekord für Norwegen aufstellte, kam die Leverkusenerin Konstanze Klosterhalfen mit 14:37,94 Minuten auf Platz acht ins Ziel – WM-Norm! Auch Alina Reh blieb mit 15:06,29 Minuten als 15. unter den geforderten 15:10 Minuten für die Meisterschaften in Eugene.
Kristin Pudenz in WM-Vorbereitung
Der Star des Abends war unangefochten aber auf der „Dream Mile“ 1.500-Meter-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen, dem die Herzen im Bislett Stadion nur so zuflogen. In 3:46,46 Minuten lief der 21-Jährige zum ersten norwegischen Sieg beim Osloer Meeting über diese Distanz, und das in Bestzeit. Hinter ihm war es der Australier Oliver Hoare, der dem jüngsten Ingebrigtsen-Bruder nicht nur ordentlich Druck machte, sondern in 3:47,48 Minuten auch einen Ozeanien-Rekord aufstellte.
Im Diskuswurf der Frauen kämpften die Athletinnen anfangs mit den schwierigen, da regnerischen Bedingungen. Am besten kam am Donnerstagabend die zweimalige Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) zurecht, die mit der Tagesbestweite von 66,82 Metern Selbstvertrauen tankte und die Olympiasiegerin von Tokio (Japan) Valarie Allman (USA) mit 65,91 Metern auf den zweiten Platz verwies.
Die Olympia-Zweite Kristin Pudenz (SC Potsdam) führte das DLV-Trio in Oslo an, landete sie mit 63,31 Metern doch auf Platz drei. „Der Platz geht in Ordnung, die Weite hätte etwas besser sein können“, sagte die Deutsche Meisterin im Anschluss im Interview auf Sky. „Ich bin allerdings schon in der Vorbereitung für die WM, habe diese Woche viel Kraft trainiert – unter diesen Voraussetzungen passt es.“ Olympia-Finalistin Claudine Vita (SC Neubrandenburg) kam mit 61,57 Metern auf Platz vier, die Leverkusenerin Marike Steinacker kam mit 58,35 Metern nur auf einen gültigen Versuch und nicht über Platz acht hinaus.
Armand Duplantis steigert Weltjahresbestleistung
Nicht vom Regen aufhalten ließ sich auch Armand Duplantis (Schweden). Der Überathlet des Stabhochsprungs schwang sich gefühlt locker und leicht über die neue Weltjahresbestleistung von 6,02 Metern und benötigte dafür auch nur einen Versuch.
Noch nicht in ihrer bekannten Stärke ist bislang Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) über die 400 Meter Hürden. Die dreifache Deutsche Meisterin, die auf der Innenbahn das Rennen bestritt, ging das Rennen stark an, konnte dieses Tempo aber nicht bis ins Ziel halten und landete auf Platz acht mit 58,74 Sekunden. „Ich bin noch nicht auf dem Niveau des letzten Jahres“, sagte Carolina Krafzik nach dem Rennen. „Ich musste es hier daher heute als Training nehmen und hoffe, dass ich nächste Woche bei den Deutschen Meisterschaften gut performen kann.“
In einer anderen Liga war an diesem Abend Europarekordhalterin Femke Bol (Niederlande) unterwegs. Mit 52,61 Sekunden verbesserte die Olympia-Dritte ihre Saisonbestzeit und stellte zudem einen neuen Meetingrekord auf.
Chase Ealey über 20 Meter
Beeindruckend war auch der Auftritt von Alison dos Santos (Brasilien) über 400 Meter Hürden der Männer. Im Rennen, in dem eigentlich der norwegische Superstar Karsten Warholm seinen großen Auftritt beim Heimmeeting haben sollte, jedoch verletzungsbedingt passen musste, machte der Olympia-Dritte seinen angekündigten Angriff auf die von ihm gehaltene Weltjahresbestzeit wahr und dominierte das Rennen in 47,26 Sekunden.
Ansprüche auf eine WM-Medaille im Kugelstoßen meldete spätestens mit ihrem Auftritt in Oslo die US-Amerikanerin Chase Ealey an. Erstmals beförderte die Hallen-WM-Zweite die Kugel unter freiem Himmel über die 20 Meter-Marke. 20,13 Meter – das bedeutete nicht nur die Tagesbestweite, sondern sie schob sich damit auch auf Position zwei in der Welt in diesem Jahr.