| München 2022

EM Tag 2 | Diskus-Doppelschlag: Pudenz und Vita holen Silber und Bronze

Diskuswerferin Kristin Pudenz hat am Dienstag bei den Europameisterschaften in München die Silbermedaille gewonnen. Die Potsdamerin verbesserte ihre persönliche Bestleistung auf 67,87 Meter und musste sich lediglich um acht Zentimeter der Kroatin Sandra Perkovic geschlagen geben, die ihren sechsten EM-Titel in Folge einfuhr. Claudine Vita durfte sich mit Bronze über ihre erste Medaille bei den Aktiven freuen, Shanice Craft belegte Rang sieben.
Svenja Sapper

Als am Dienstagabend nach dem sechsten Versuch der Niederländerin Jorinde van Klinken die rote Fahne hochging, war es offiziell: Die deutschen Diskuswerferinnen haben bei den Europameisterschaften in München zum dritten Mal in Folge zwei Medaillen gewonnen! Und wie bereits 2016 und 2018 glänzten diese in Silber und Bronze. 2016 waren es die Berlinerin Julia Harting und Shanice Craft (SV Halle) gewesen, die aufs Podium steigen durften, zwei Jahre später in Berlin holten sich Nadine Müller (SV Halle) und wiederum Shanice Craft Edelmetall ab.

Kristin Pudenz machte im Münchner Olympiastadion den Wettkampf ihres Lebens: Nach einem soliden Einstieg mit 62,44 Metern steigerte sie sich über 65,05 auf 66,93 Meter. Mit dieser Weite lag sie nach drei Versuchen in Führung, bis die Titelverteidigerin Sandra Perkovic (Kroatien) im fünften Durchgang kontern konnte und die Scheibe auf 67,95 Meter fliegen ließ. Pudenz legte postwendend nach und packte den besten Wurf ihrer bisherigen Karriere aus: 67,87 Meter waren nur um einen Hauch zu wenig, um sich gar die Goldmedaille umhängen zu können. Perkovic setzte damit ihre beeindruckende EM-Titelserie fort und errang zum sechsten Mal in Folge den kontinentalen Titel. 2010 hatte sie erstmals in Barcelona (Spanien) triumphiert.

Claudine Vita gewinnt erste Medaille bei den Aktiven

Über die Bronzemedaille durfte Claudine Vita (SC Neubrandenburg) jubeln, die 2018 in Berlin als Vierte erst im letzten Durchgang von den Medaillenrängen verdrängt worden war. Sie beeindruckte mit einer starken Serie: Ihr schwächster Wurf, der zweite, ging immer noch auf 63,21 Meter. In Runde drei warf sie mit 65,20 Metern Saisonbestleistung und bestätigte diese Weite mit 65,12 Metern gleich darauf noch einmal. Für van Klinken, die am Montagabend Bronze mit der Kugel gewonnen hatte, blieb mit 64,43 Metern der vierte Rang. Nach U20- und U23-EM-Gold hat Vita, die bereits bei der WM in Eugene (USA) als Fünfte überzeugte, nun auch bei den Aktiven ihre erste Medaille gewonnen.

Dreimal hatte Shanice Craft von Europameisterschaften Bronze mit nach Hause gebracht, seit 2014 jedes Mal auf dem Treppchen gestanden. Diese Serie riss in München, doch mit 62,78 Metern und Platz sieben rief sie einmal mehr ein gutes Resultat ab und komplettierte das starke Team-Ergebnis der deutschen Diskuswerferinnen; der DLV stellte als einzige Nation drei Finalistinnen. Es war zugleich das hochklassigste Diskus-Finale seit langem: Zuletzt 1998, als Franka Dietzsch in Budapest (Ungarn) Gold für Deutschland holte, hatten alle drei Medaillengewinnerinnen die 65-Meter-Marke übertroffen.

Stimmen zum Wettbewerb

Kristin Pudenz (SC Potsdam; 67,87 m)
„EM-Silber vor so einem Publikum, das bleibt definitiv im Gedächtnis! Ich denke, das ist für das ganze Team schön, dass wir bisher so erfolgreich sind. Ich denke, jeder kriegt das mit und gibt dann vielleicht noch mal zehn Prozent mehr. Das Publikum unterstützt, es pusht. Im ersten Moment haben mich die acht Zentimeter geärgert, aber ich habe Bestleistung geworfen, besser geht es eigentlich gar nicht. Beim nächsten Mal dann! Ich war erleichtert, als der erste Wurf nicht ins Netz geflogen ist. Der hatte schon eine ordentliche Weite, damit war ich sicher in den Top Acht. Das war wichtig für mich.“

Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 65,20 m)
„Es war einfach ein unglaublicher Wettkampf! Wir sind ins Stadion gekommen, die Hütte war voll und da wusste man gleich: Okay, es wird heute Abend wieder eine Bombenstimmung werden mit den ganzen deutschen Finals. Das hat einen selbst auch noch mal gepusht, dass man eine super Leistung bringen möchte. Ich bin einfach nur froh, dass es geklappt hat! Mein Ziel war heute definitiv eine Medaille. Die Farbe ist dann auch zweitrangig. Ich wusste um die superstarke Konkurrenz. Für ein europäisches Finale ist das schon Weltklasse. Kristin und ich verstehen uns super und als es feststand, dass wir beide eine Medaille haben, hat es mich einfach riesig gefreut. Ich denke, das werden wir auch gut feiern!“

Shanice Craft (SV Halle; 62,78 m)
„Es war schwierig. Ich hatte im Vorfeld Probleme mit der Schulter und dem Brustmuskel. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich die sechs Versuche heute machen konnte im Finale. Ich habe alles gegeben, ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich muss sagen, es ging heute in der Situation einfach nicht mehr. Die Stimmung war super geil. Es war viel voller als erwartet. Das Publikum hat so geile Stimmung gemacht, das hat mich noch mal richtig gepusht. Ich habe bis zum letzten Versuch probiert, noch mal was rauszuhauen. Es ist schade für alle, die angereist sind, auch Freunde und Familie, aber ich hoffe, sie konnten es trotzdem genießen. Es ist auf jeden Fall eine geile Atmosphäre. Ich freue mich auf jeden Fall für Claudine und Pudi, das Ziel für das deutsche Diskusteam waren zwei Medaillen. Klar, ich wollte noch mal eine Medaille holen, es hat jetzt heute leider nicht gereicht.“

EM 2022 München

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