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Julia Harting – Mit Vereinswechsel und Trainer-Duo ein großes Ziel vor Augen

Diskuswerferin Julia Harting will es noch einmal wissen: Mit einem Wechsel zum SC Neubrandenburg und dem Engagement von Erfolgstrainer Dieter Kollark arbeitet die 32-Jährige künftig weiterhin auch an der Seite ihres Coaches Torsten Lönnfors für den Traum von Olympia 2024 in Paris.
Silke Bernhart

Wie hart die zurückliegenden Jahre aus sportlicher Sicht für Julia Harting waren, und wie sehr sie dennoch an ihrem Sport hängt – das wurde für Außenstehende bei den Deutschen Meisterschaften in diesem Sommer deutlich. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille feierte die 32-Jährige in Berlin den größten Erfolg ihrer Karriere seit der Geburt ihrer Zwillinge im Frühjahr 2019. Mit 64,34 Metern gelang ihr zudem ihr bestes Resultat seit 2016. Ihr Jubel und ihre Freude waren mitreißend, auch die Konkurrentinnen freuten sich mit ihr.

Was zu diesem Zeitpunkt nur die Wenigsten wussten: Julia Harting hatte sich kurz zuvor Unterstützung geholt. Mit Dieter Kollark an ihrer Seite gelang innerhalb von kurzer Zeit der Befreiungsschlag, auf den sie so lange hingearbeitet hatte. Jetzt steht fest: Der Erfolgs-Coach aus Neubrandenburg wird die EM-Dritte von 2016 in Zukunft weiter trainieren. Und das gemeinsam mit ihrem bisherigen Trainer Torsten Lönnfors. Dafür wechselt sie nach 20 Jahren Vereinszugehörigkeit vom SCC Berlin zum SC Neubrandenburg.

Aufhören oder etwas Neues wagen?

„Ohne die Hilfe von Dieter Kollark hätte ich ganz sicher meine Karriere beendet“, erklärt Julia Harting. „Ich habe drei Jahre alles gegeben, aber seit die Kinder auf der Welt sind, war ich einfach immer nur fertig. Mein Körper war zwei Jahre lang nach der Geburt nicht bereit für Leistungssport. Dann haben wir letztes Jahr wieder gut trainiert, aber es lief nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten.“

Die Entscheidung, Dieter Kollark mit ins Boot zu holen, fiel gemeinsam mit ihrem langjährigen Trainer Torsten Lönnfors. „Innerlich hatte ich schon fast abgeschlossen, ich brauchte auch einfach einen Ortswechsel. Dieter Kollark hat mich dann aufgepäppelt und mir sachlich aufgeschlüsselt, woran es liegt, dass es nicht läuft. Und wenn einer wie er einem das Gefühl gibt, du kannst noch was schaffen, dann gibt das viel Kraft und Motivation.“

Erfahrung mit Leistungssport nach der Geburt

Ganz offen spricht Julia Harting darüber, dass ihr selbst und ihrem Trainer die Erfahrungswerte fehlten, um das Training nach der Geburt ihrer Zwillinge zielführend zu steuern: „Wir sind beide sehr trainingsfleißig, und wir hatten immer Angst, wir machen zu wenig. Aber mit zwei Kindern ist das anders. Und ich bin jetzt auch 32 und nicht mehr 26.“

Dieter Kollark dagegen hatte Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes zu ihrer dritten WM-Goldmedaille geführt. Und mit Diskuswerferin Franka Dietsch den dritten WM-Titel gefeiert, als diese bereits 39 Jahre alt war. „Herr Kollark hat mir nach der Geburt sehr geholfen, da er viel Erfahrung mit Astrid hatte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, berichtet Julia Harting. „Wir kennen uns schon sehr lange und standen dann in regelmäßigem Kontakt.“

Berlin, Neubrandenburg, Kienbaum & Co.

Dieser Kontakt wird nun noch intensiviert: Dieter Kollark übernimmt künftig einen wesentlichen Teil der Trainingsplanung von Julia Harting, auch die Fahrten nach Neubrandenburg – für Deutschlands Werferinnen und Werfer ohnehin regelmäßige Anlaufstelle – werden sich häufen. Zudem kann sie bei Trainingslagern in Kienbaum oder im Ausland auf seine Expertise zurückgreifen, da Dieter Kollark mit der WM-Fünften Claudine Vita (SC Neubrandenburg) eine weitere deutsche Top-Athletin betreut.

Viele Einheiten absolviert die Zwillings-Mama jedoch weiterhin in ihrer Heimatstadt Berlin und an der Seite von Torsten Lönnfors. „Ich bin Torsten sehr dankbar dafür, dass er dafür offen ist, diese Offenheit fehlt vielen. Er handelt im Sinne des Athleten, und er hat zu mir gesagt: Okay, das machen wir!“

Paris 2024 der ganz große Traum

Die neue und wohl letzte Phase ihrer sportlichen Karriere läutet Julia Harting auch mit einem Vereinswechsel ein. „Nach 20 Jahren beim SCC ist mir das nicht leichtgefallen“, sagt sie, „aber Herr Kollark kommt mir so entgegen, er ist Rentner, er muss das nicht machen – da wollte ich auch etwas zurückgeben. Außerdem herrschen in Neubrandenburg top Bedingungen.“

Warum sie das alles auf sich nimmt? Julia Harting muss nicht lange überlegen. „Ich habe alles im Sport erlebt, mir geht’s nicht nur um die Qualifikation und darum, irgendwie dabei zu sein. Ich war nie das größte Talent, ich habe mir viel mit meinem Willen erarbeitet, und ich möchte mich wieder meinem besten Leistungsvermögen annähern. Dann sind die Olympischen Spiele in Paris 2024 mein ganz großer Traum.“

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