Regen, Wind, 15 Grad, mitten im Sommer. Keine guten Voraussetzungen, zumindest für Speerwerfer auf Weltklasseniveau. Die Weltjahresbeste Haruka Kitaguchi (Japan) und Europameister Julian Weber (USC Mainz) waren die Sieger am Sonntagnachmittag im „Offenburger Frühherbst“.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, hatte Cheforganisator Boris Obergföll am Sonntagmorgen noch gesagt. „Wir haben mit viel Herzblut dieses Meeting vorbereitet, die Athleten haben ihr Bestes gegeben“, kommentierte er wenige Stunden später die widrigen Witterungsverhältnisse während des 7. Offenburger Speerwurf-Meetings am Sonntagnachmittag.
Mit 61,88 Metern riss die Weltjahresbeste Haruka Kitaguchi vor 500 Zuschauer im letzten Versuch den Sieg bei den Frauen an sich und strahlte trotz kalter Hände. „Ich möchte bei der WM in Budapest eine Medaille“, sagte die in Tschechien lebende Japanerin. Die 25-Jährige wird seit 2019 vom tschechischen Trainer David Sekerak betreut, der auf Kitaguchis kontinuierliche Steigerungen von 64 bis 67 Meter hinweist. Die bei der japanischen Airline angestellte Werferin bedauert, dass Speerwerfen in ihrem Heimatland weit hinter Sportarten wie Marathonlaufen, Sumo und Baseball in der Popularitätsrangliste steht.
Christin Hussong blickt nach vorn
Nur knapp geschlagen wurde die Neuseeländerin Tori Peeters (61,32 m). Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) musste sich mit 56,79 Meter und Platz vier begnügen. „Ich hatte technische Schwierigkeiten, bin aber froh, dass ich jetzt gesund durchgekommen bin“, meinte die Ex-Europameisterin.
Nach ihren Nervenproblemen am linken Fuß möchte sie im Winter wieder an ihre alte Form anknüpfen. Dazu will sie zusammen mit Trainer-Vater Udo Hussong häufiger nach Offenburg zu Boris Obergföll fahren. Ihre Prognose für die WM: „Ich traue Haruka den Sieg zu“.
Julian Weber mit 83,29 Metern sehr zufrieden
Als könnte man mit einem Speer in den Himmel die Sonne hinter den Wolken hervorlocken, begeisterte Julian Weber (USC Mainz) mit drei Würfen über 80 Meter die Offenburger Zuschauer, die wie die Athleten für die wenigen Sonnenstrahlen dankbar waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei diesen Bedingungen so weit werfen kann“ meinte Julian Weber, dessen Trainer Burkhard Looks seinen Schützling dicht an der Anlaufbahn verfolgen konnte und mit der Siegesweite von 83,29 Meter sehr zufrieden war.
„Ich werde in Budapest deutlich weiter werfen“, wagte der Zweite der Weltjahresbestenliste eine optimistische Prognose. „Ich weiß aber auch, dass die Konkurrenten ebenfalls weiter werfen können“. Was der Europameister nach einer harten Trainingswoche mit viel Krafttraining ablieferte, machte jedenfalls große Hoffnung für Budapest.
Johannes Vetter auf Rang vier
Johannes Vetter (LG Offenburg) war mit seinen 77,35 Meter und Platz vier bei seinem Heimmeeting hinter Cameron Mcentyre (Australien; 81,41 m) und Maurice Voigt (LG Ohra Energie; 77,53 m) nicht zufrieden. „Es ist schön, als Lokalmatador hier in Offenburg antreten zu können“, verabschiedete er sich von seinem Publikum.
Zurück im Kreis der Speerwurf-Familie als Zuschauer war Andreas Hofmann (MTG Mannheim) nach seiner langen Knieverletzung. „Ich werde im nächsten Jahr zurückkommen“, kündigte der Meetingrekordhalter von Offenburg mit 92,06 Meter an. Andreas Hofmann hatte bei vier Starts in Offenburg vier Mal gewonnen.
„Offenburg hat gezeigt, dass es in Budapest einen spannenden Wettbewerb der Frauen geben und dass Julian Weber eine WM-Medaille gewinnen wird“, wagte Meetingorganisator und Bundestrainer Boris Obergföll zum Abschluss bereits einen Blick nach vorn auf den Saisonhöhepunkt der Welt-Leichtathletik.
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