| Nordhausen

19,57 Meter: Yemisi Ogunleye besiegt mit Bestleistung die zweifache Weltmeisterin

© Christoph Keil
Da sprühten die Funken: Zwei neue Meetingrekorde und der 100. Stoß über die Marke von 20 Metern veredelten das 15. Kugelstoßmeeting „Nordhausen Indoor“ am Sonntag in der Nordhäuser Wiedigsburghalle. Bei den Frauen überraschte Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) mit bärenstarken 19,57 Metern, bei den Männern drehten die italienischen Kugelstoß-Stars richtig auf.
Sandra Arm

Das erste Ausrufezeichen zum Auftakt in die Hallensaison hat bei den Kugelstoßerinnen Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) gesetzt, und nicht die hoch favorisierte Chase Jackson, geborene Ealey, aus den USA. „Ich bin nicht nach Nordhausen gekommen und habe gesagt, ich will die Doppel-Weltmeisterin schlagen, sondern eher mit Spaß und Freude in den ersten Wettkampf der Saison gehen und mit Ruhe einfach das abrufen, was ich zum aktuellen Stand einfach kann“, sagte Yemisi Ogunleye nach ihrem 19,57-Meter-Coup am Sonntag beim „Nordhausen Indoor“. Der erste Stoß, eben auf diese Top-Weite, erinnerte sie an den ihrer Qualifikation bei den Weltmeisterschaften in Budapest, in den sie alles reingepackt hatte und mit 19,44 Metern ins Finale eingezogen war.

Und genau jenes tat sie nun auch im Nordhäuser Ring: Die WM-Zehnte packte alles in den ersten Durchgang und ließ die 4-Kilo-Kugel auf sensationelle 19,57 Meter fliegen. Der Meetingrekord war in diesem Augenblick Geschichte: Yemisi Ogunleye knackte die Uralt-Marke von Astrid Kumbernuss aus dem Jahr 2003 von 19,28 Metern. Im weiteren Verlauf sollte keine der Konkurrentinnen mehr an ihren neuen Hausrekord herankommen. Lediglich die Doppel-Weltmeisterin Chase Jackson näherte sich der Führenden mit 19,45 Metern an.

Alina Kenzel mit neuer Hallenbestleistung

Sie ist wieder zurück: Nach langer Krankheitspause hatte sich Alina Kenzel (VfB Stuttgart) bereits im Sommer eindrucksvoll zurückgemeldet. Nun legte sie in der Halle nach und glänzte als Dritte mit einer neuen Hallenbestleistung von 18,22 Metern. Grund zur Freude hatte ebenso Para-Kugelstoßerin Lara Baars (VfB Stuttgart), die ihre persönliche Bestmarke auf 8,75 Meter steigern konnte.

Bei den Männern begeisterten die italienischen Kugelstoß-Stars Leonardo Fabbri und Zane Weir. Sie lieferten eine beeindruckende Show im Ring. Zunächst hatte aber der Bosnier Mesud Pezer mit Weiten von 20,82 und 21,12 Metern stark vorgelegt. Jetzt kam der Vize-Weltmeister Leonardo Fabbri ordentlich auf Touren und wuchtete die 7,26-Kilo-Kugel im zweiten Versuch auf einen neuen Meetingrekord von 21,67 Metern. Gepusht von der Leistung seines Landmanns erzielte Zane Weir zunächst mit 20,11 Metern den 100. Stoß der Meeting-Geschichte über 20 Meter. Dem nicht genug, setzte der Hallen-Europameister im vierten Durchgang noch einen drauf: 21,84 Meter – Weltjahresbestleistung und Meetingrekord.

Silas Ristl und Simon Bayer weitengleich

Einige Male schwappte die Welle durch das weite Rund, die Begeisterung kannte keine Grenzen. Auf welch hochklassigem Niveau gestoßen wurde zeigt, dass Vorjahressieger Bob Bertemes aus Luxemburg mit 20,62 Metern den vierten Platz belegte. Auf Rang drei kam Mesud Pezer mit 21,12 Metern. Bester DLV-Starter wurde Silas Ristl (19,56 m) auf Rang sechs. Einen Platz dahinter folgte der weitengleiche Simon Bayer (beide LAC Essingen). Para-Kugelstoßer Niko Kappel (VfB Stuttgart) kam auf 13,62 Meter.

Zwei Youngster mischten das B-Finale auf: Im Sommer holten sie noch EM-Gold und -Silber bei der U20-EM, jetzt rückten Lasse Schulz (TV Plieningen) und Lukas Schober (SG Freital-Weißig 1861) in die höhere Altersklasse der U23 auf. Für Lasse Schulz verliefen die ersten Wettkämpfe mit der 7,26-Kilo-Kugel überraschend gut. „Ich bin hier gut in den Wettkampf mit 18 Metern reingekommen. Für mich ist es das erste Jahr in der U23, und es sind die ersten Wettkämpfe mit der Männerkugel“, sagte Lasse Schulz, der im dritten Durchgang sein Arbeitsgerät auf starke 18,78 Meter feuerte.

An diese Weite sollte keiner der Stoßer mehr herankommen. Philipp Thomas (SV Halle) kämpfte sich in den Wettkampf hinein und wurde mit 18,21 Metern Zweiter. Lukas Schober als Dritter hatte sich mehr als die 18,09 Meter vorgenommen. Das Ziel war die DM-Norm von 18,20 Meter. Jetzt hofft er auf sein „Heimspiel“, das Rochlitzer Kugelstoßmeeting (4. Februar).

Jule Steuer über 17 Meter

In der sechsten und letzten Runde packte Jule Steuer (SC Magdeburg) den weitesten Stoß im B-Finale der Frauen aus. Sie feuerte die 4-Kilo-Kugel auf eine neue Hallen-Bestleistung von 17,08 Meter. „Ich weiß es tatsächlich auch nicht, wo ich diese Leistung noch hergeholt habe. Die Stimmung war sehr gut, die Prognosen vom Bundestrainer waren auch ganz gut. Den Voraussetzungen nach war also alles dafür gegeben. Es hat auch geklappt, einfach alles schön nacheinander hinzusetzen und dann endlich mal zum Schluss einen zu zünden“, sagte sie.

Das Meeting eröffnet hatte am Vormittag der DLV-Nachwuchs: Vom heimischen Publikum beflügelt, wuchtete Chantal Rimke (LC Jena) die 4-Kilo-Kugel gleich zweimal über die Marke von 15 Metern. Im fünften Versuch sogar auf 15,08 Meter, nah heran an ihre Hallenbestleistung. Die 18-Jährige gewann ihr „Heimmeeting“ vor Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge; 14,56 m) und Emily Scherf (SCC Berlin; 13,79 m). „Der Sieg fühlt sich mega an. Es war erneut eine tolle Kulisse mit den Zuschauern, die bereits am Vormittag da waren. Das ist dieses Mal auch noch gewonnen habe, ist einfach nur schön. Mit dem Wettkampf bin ich vollkommen zufrieden“, sagte die Dritte der U20-EM.

In der männlichen Jugend U20 setzte sich Georg Harpf (LG Stadtwerke München) mit 19,31 Metern durch. Recht vielversprechend  sahen seine ungültigen Stöße aus, die aber nicht halten konnte. Von Anfang an auf Betriebstemperatur präsentierte sich Shaun-Paul Fritzsche (SV Vorwärts Zwickau), der seine Hallen-Bestmarke auf 16,91 Meter steigern konnte. Dritter wurde Luis André (MT Melsungen; 16,86 m).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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