| ISTAF Indoor

Supersätze von Malaika Mihambo und Ernest John Obiena in Berlin

© Iris Hensel
Mit dem perfekten Showdown hat sich Weitsprung-Star Malaika Mihambo in Berlin einmal mehr zur ISTAF-Königin gekrönt. Vor 12.150 Zuschauern blieb sie am Freitag im letzten Versuch nur knapp unter den sieben Metern. Im Stabhochsprung griff Ernest John Obiena die Weltjahresbestleistung von Armand Duplantis an. Ein guter Saisonabschluss gelang vielen DLV-Hürdensprinter:innen.
Jane Sichting

Beim ISTAF Indoor in Düsseldorf musste sie zum ersten Mal in ihrer Karriere einen Wettkampf ohne gültigen Versuch beenden. In der Mercedes-Benz-Arene in Berlin setzte sich Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) direkt im ersten Versuch an die Spitze des stark besetzten Feldes. Und lieferte am Ende mit einem Satz auf 6,95 Meter den perfekten Showdown. Mit dieser Saisonbestleistung sicherte sich die Olympiasiegerin ihren fünften Sieg beim ISTAF Indoor Berlin.

„Ich bin sehr zufrieden und habe mein Ziel erreicht. Ich wollte Saisonbestleistung springen, und das ist mir gelungen. Die Konstanz ist jetzt da, das nehme ich mit in den Sommer. Ich habe verstanden, was ich richtig machen muss. Jetzt geht es darum, die Schnelligkeit weiter aufzubauen und dann bin ich gespannt, was die ersten Wettkämpfe im Mai bringen. Wir werden uns bis dahin optimal vorbereiten, es stehen zwei Trainingslager an“, sagte Mihambo.

Assani und Müller international etabliert

Hinter der Siegerin gab es bis zum Schluss einen spannenden Kampf um die Podestplätze – mittendrin die beiden deutschen Youngster Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden; 6,69 m) und Laura Raquel Müller (Unterländer LG; 6,64 m). In der Endabrechnung sortierten sie sich als Vierte und Fünfte in die Ergebnisliste ein. Platz zwei und drei gingen an Annik Kälin aus der Schweiz (6,75 m) und die Italienerin Larissa Iapichino (6,75 m).

„Es war heute ein schwieriger Wettkampf. Ich hatte Probleme, besonders mit dem Anlauf, das alles aufs Brett zu bekommen. Was auf jeden Fall wichtig ist und was ich jetzt gelernt habe ist, dass ich viel Druck machen muss, wenn man von so einem Steg springt, und daran muss ich mich halt noch gewöhnen“, sagte Assani. Und kündigte an: „Wir fliegen schon am Mittwoch nach Glasgow zur Hallen-WM und ich versuche da, das Ding zu rocken. Ihr könnt nun öfter mit mir rechnen, beim ISTAF.“

Diskus-Weltmeister mit Meetingrekord

Ein besonderes Highlight beim ISTAF Indoor Berlin ist auch ein Diskus-Duell der besonderen Art, das am Freitag den Schlusspunkt unter das Meeting setzte. Ohnehin nur sehr selten unter dem Hallendach durchgeführt, treten hierbei jeweils vier Frauen und Männer im Modus „Jeder gegen Jede“ in direkten Duellen gegeneinander an. In den bislang drei ausgetragenen Wettbewerben triumphierten zweimal die Frauen – und am Freitag zogen die Männer gleich.

Profitieren konnt das Herren-Quartett mit Olympiasieger Christoph Harting (LG Nord Berlin), Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) und dem Deutschen Meister Henrik Janssen (SC Magdeburg) vor allem vom starken Auftritt des vierten Mannes, Diskus-Weltmeister Kristjan Čeh (Slowenien). Bereits im zweiten Versuch zeigte er seine Klasse und warf die zwei Kilogramm schwere Scheibe auf 65,72 Meter – Meetingrekord! Zugleich sicherte er seinem Team damit drei Bonus-Punkte. 

In Addition der gesammelten Punkten – jeweils zwei für einen Duell-Sieg und einen für eine Niederlage – lautete das Endresultat 28:22 Punkte. Der weiteste Wurf des Frauen-Quartetts, bestehend aus der Olympia-Zweiten Kristin Pudenz (SC Potsdam), „Hallen-Weltrekordlerin“ Shanice Craft (SV Halle), Julia Harting (SCC Berlin) und der Niederländerin Jorinde van Klinken, gelang mit 63,50 Metern der EM-Dritten von München Jorinde van Klinken. 

Überraschungssieg über 60 Meter

Gespickt mit Topsprintern – darunter ein Olympiasieger und ein Hallen-Europameister – versprachen die 60 Meter der Männer ein Rennen der Extraklasse. Jubeln konnte am Ende einer, der international noch nicht mit Edelmetall dekoriert ist. Mit dem vierten Landesrekord in Folge unterstrich Emmanuel Eseme (Kamerun; 6,55 sec) seine starke Form in dieser Hallensaison und siegte vor dem Österreicher Markus Fuchs (6,60 sec) und Reynier Mena (Kuba; 6,61 sec). In 6,66 Sekunden auf Platz vier lief Robin Ganter (MTG Mannheim), Deutscher Hallenmeister über 200 Meter.

„Platz vier ist komplett unerwartet, ich bin total zufrieden. Es ist sehr wichtig für mich, dass ich in so Wettkämpfen mit vielen Topstars mitlaufen kann, mich auf mich konzentriere und meine Leistung abrufe. Es war schön laut in der Halle, gerade für die deutschen Athleten. Die heimische Kulisse war hervorragend heute, das pusht ungemein“, sagte Ganter. Für den Deutschen Hallen-Vizemeister Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München; 6,68 sec) war der Wettkampf eine Woche vor der Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien) nach dem Vorlauf beendet.

Burghardt mit gelungener DM-Revanche 

DM-Revanche gelungen – wenngleich mit einem Wermutstropfen: Zwar konnte sich Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) über 60 Meter dieses Mal vor der Deutschen Hallenmeisterin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) ins Ziel werfen, doch an die schnelle Zeiten aus der Vorwoche (7,20 sec) kamen beide nicht heran. Beim Sieg der favorisierten Italienerin Zaynab Dosso (7,09 sec) blieb für Burghardt (7,26 sec) Platz fünf, Haase wurde Sechste (7,32 sec). Vorjahressiegerin Daryll Neita (Großbritannien; 7,20 sec) lief hinter der Zoe Hobbs (7,19 sec) auf Platz drei.

„Schade, dass ich heute nicht noch einen draufsetzen konnte. Daher bin ich enttäuscht. Ich hatte viel mehr drin und habe bei den Probestarts gemerkt, dass was geht. Bis Sommer ist noch Zeit, das ist eine gute Grundlage. Ich bin bis unter die Fingerkuppen motiviert und starte am Montag direkt mit der Vorbereitung auf den Sommer“, zeigte sich Burghardt angriffslustig mit Blick auf den Olympia-Sommer.

"Ich war platt nach Leipzig", sagte Rebekka Haase. "Die Leistung heute ist nicht das, was ich kann. Aber ich wollte hier unbedingt laufen, um diese unfassbare Atmosphäre zu genießen und den Schwung für den Sommer mitzunehmen. Die EM-Norm draußen habe ich abgehakt. Ich bin stabil, Kopf und Körper halten, ich bin so schnell wie lange nicht mehr. Ich habe unglaublich Bock auf alles was kommt. Wir haben großes Potenzial. An den Baustellen arbeiten wir noch und dann wird die Sommersaison eine große Sache.“

Mordi mischt vorne mit

Mit der Misson Wiedergutmachung war Manuel Mordi nach Berlin gekommen – mit persönlicher Bestleistung (7,65 sec) kann der Hürdensprinter vom Hamburger SV die Hallensaison nun zufrieden beenden. Während er bei der Hallen-DM nach einem Fehlstart im Halbfinale nicht ins Medaillenrennen eingreifen konnte, zog er in Berlin als einziger DLV-Athlet souverän ins Finale ein. Zwar reichte es in diesem beim Sieg vom WM-Dritten Daniel Roberts (USA; 7,52 sec) nicht für die Top Drei, als Fünfter (7,70 sec) verstecken musste sich der 20-Jährige hinter der internationalen Konkurrenz aber nicht.

„Ich bin glücklich heute. Natürlich wäre ich gerne schneller gelaufen im Finale. Aber ich bin in die erste Hürde reingelaufen, da war ich zu hyped durch die gute Stimmung hier. […] Mit der Hallensaison bin ich fine. Ich bin sehr gut durch den Winter gekommen und bin sehr zuversichtlich, dass ich im Sommer noch schneller laufen kann“, sagte Mordi. Für den Deutschen Hallenmeister Tim Eikermann (7,78 sec) aus Leverkusen war nach dem Vorlauf Schluss.

Schneller Saisonabschluss für Meier und Lobe

Bei den Frauen hatte sich bereits anhand der Vorleistungen ein spannendes Rennen um den Einzug ins Finale angekündigt. Während die frisch gekürte Deutsche Hallenmeisterin Rosina Schneider (TV Sulz) sowie die Zweitplatzierte von Leipzig, Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen), das Nachsehen hatten, sicherten sich Ricarda Lobe (MTG Mannheim) und Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) das große Q.

Für einen Platz auf dem Treppchen reichte es zwar für beide nicht, doch ein versöhnlicher Saisonabschluss war es mit persönlicher Bestlesitung für Marlene Meier (8,09 sec) als Vierte sowie Saisonbestleistung für Ricarda Lobe (8,10 sec) als Fünfte dennoch. „Ich habe mich total gefreut, hier laufen zu dürfen. Ich bin super happy. Aus der Hallensaison nehme ich mit, dass ich unter schwierigen Voraussetzungen trotzdem sehr gute Rennen abliefern und fit werden kann. Ich bin ready für den Sommer“, sagte Meier. Als Siegerin ihrer Favoritenrolle gerecht wurde indes die ungarische Meisterin Greta Kerekes (8,01 sec) vor Nooralotta Neziri (8,05 sec) aus Finnland und Veronica Besana (8,08 sec) aus Italien.

Blech nach Startschwierigkeiten über 5,66 Meter 

Bereits die Einstiegshöhe erst im zweiten Anlauf genommen, brauchte Stabhochspringer Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) auch für die folgenden Höhen jeweils den dritten Versuch. Dies wurde ihm trotz Saisonbestleistung schließlich zum Verhängnis – mit 5,66 Metern wurde er höhengleich mit dem drittplatzierten Robert Sobera (Polen) Vierter.

Hoch gepokert hatte indes Ernest John Obiena (Philippinen). In seinem vierten Sprung der Konkurrenz flog er im zweiten Anlauf über 5,93 Meter und stand damit als Sieger fest. Erst die neue Weltjahresbestleistung von 6,03 Meter sollten für den 28-Jährigen zu später Abendstunde noch zu hoch sein. Platz zwei ging an den US-Amerikaner Tray Oates (5,75 m). Nach einem Salto Nullo bereits frühzeitig aus dem Wettkampf verabschieden musste sich der Deutsche Hallen-Meister Oleg Zernikel (ASV Landau).

Berliner Premiere für Para-Sprinter unterm Hallendach

Eine große Bühne wurde bei der elften Ausgabe des ISTAF Indoor in Berlin erstmals auch den Para-Sprintern geboten. Die schnellste Zeit des Feldes, das aus Athleten unterschiedlicher Startklassen bestand, ging auf das Konto von Maxcel Amo Manu (Klasse T64; 7,15 sec) aus Italien. Dahinter folgte der Niederländer Joel de Jong (Klasse T64; 7,44 sec) sowie Deutschlands Ausnahmesprinter Johannes Floors (Klasse T62; 7,69 sec) vom TSV Bayer 04 Leverkusen.

Der Paralympics-Sieger von Tokio (400 m) und Rio (4×100-m-Staffel) sowie siebenfache Weltmeister und Weltrekordhalter über 100, 200 und 400 Meter nahm aufgrund des kurzen Auslaufs hinter dem Ziel bereits nach gut 50 Metern deutlich das Tempo raus. Sein erst 20 Jahre alter Trainingskollege Noah Bodelier (Klasse T64; 7,91 sec) wurde Vierter.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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