| Hammerwurf

Merlin Hummel & Sören Klose: Konkurrenz belebt das Geschäft

© Iris Hensel
Im Gleichschritt an die deutsche Spitze: Die Hammerwurf-Talente Merlin Hummel und Sören Klose behaupten die Spitzenplätze in der deutschen Bestenliste – und lieferten sich zuletzt packende Duelle. Wenngleich ihr Saisonauftakt bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale recht unterschiedlich verlief. Das nächste Duell gibt es am Wochenende beim Europacup in Leiria, wo die U23-Athleten ihre Auftaktleistungen steigern und den nächsten Schritt in Richtung Rom und Paris gehen wollen.
Sandra Arm

Sie eint der Jahrgang, sie eint die Disziplin, sie sind Freunde wie auch Konkurrenten: Merlin Hummel (UAC Kulmbach) und Sören Klose (Eintracht Frankfurt) gehören der neuen Generation der U23-Hammerwerfer an. International schon erfolgreich wie im Vorjahr mit Silber und Bronze bei den U23-Europameisterschaften in Espoo (Finnland) wie auch mit ihrer WM-Premiere in Budapest (Ungarn). „Das sind jetzt zwei Leute, mit denen wir in der U23 erstmal richtig international vorn sind, die aber auch im Männerbereich sicherlich schon konkurrenzfähig sind“, sagt der Leitende Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang. 

Und nicht nur das. Sie liefern sich seit geraumer Zeit packende Duelle, was die interne Konkurrenz belebt und sie auch zu neuen Höchstleistungen antreibt. „Ich bin super dankbar, dass ich den Herrn Klose immer zur Seite habe, weil manchmal gewinnt der eine, mal der andere. Im Endeffekt haben wir das Ziel, in der Weltspitze mitzumischen. Es pusht trotzdem, wenn der eine eine bessere Leistung wirft und du musst dann drüberkommen“, meint Merlin Hummel. Dem Gesagten kann Sören Klose nur beipflichten: „Es ist schön, mal wieder zwei Leute im Hammerwurf oben stehen zu haben, die sehr nah beieinander sind. Da ist spannend, man kann sich reizen und es ist keine Einzelgängersache, wo einer weit wirft und der Rest steht hinten dran.“

Selbst der Volksmund weiß: Konkurrenz belebt das Geschäft. „Das ist bei beiden irgendwo gegeben. Im Moment hat sicherlich Merlin ein kleinen Vorsprung. Bis zum Sommer traue ich beiden unbedingt eine neue Bestleistung zu. Damit sind sie irgendwo in dem Bereich, wo es wirklich interessant wird – und das ist für beide machbar“, führt Sven Lang weiter aus.

Gelungener Start für Merlin Hummel

Zum Auftakt starteten beide bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale und blickten anschließend mit recht unterschiedlichen Gefühlen auf die Konkurrenz zurück. Merlin Hummel durfte sich über den Meistertitel wie eine schöne Serie freuen. Wenngleich auch bei ihm, er siegt mit 75,45 Metern, noch reichlich Reserven vorhanden sind.

„Meine letzte Trainingseinheit war so ein bisschen verwirrend, weil da nicht mehr ganz so viel gut lief. Dementsprechend bin ich mit der Erwartung rangegangen, erstmal drei gültige Versuche zu machen. Da habe ich mir auch keinen großen Druck gemacht. Die Technik hat dann diese Weite erlaubt“, resümierte Merlin Hummel, der stark vorgelegt hatte. Zum Einstieg mit 72,89 Metern, die er bis zum dritten Versuch auf 75,45 Meter steigern konnte. Im sechsten und letzten standen nochmals 74,01 Meter im Protokoll.

„Es war eine super Serie, die habe ich selten“, freut sich der 22-Jährige, der diesen Wettkampf als guten Einstieg in dieses Jahr bezeichnete und sich zugleich auf Erfahrungswerte der Vorjahre stützte. „Meine guten Jahre, wo ich immer so um die 80 Meter geworfen habe, da bin ich auch mit einer 75 in den Winter gestartet. Jetzt kann ich darauf aufbauen, aber da sind noch mega viele Reserven.“

Sören Klose peilt Steigerung in Leiria an

Reserven sind ein gutes Stichwort: Nämlich bei seinem ärgsten Konkurrenten Sören Klose, der nach diesem Auftakt alles andere als zufrieden wirkte. „Ich hätte mir mehr erwünscht.“ Bereits das Einwerfen lief bei ihm nicht richtig rund. „Das Einwerfen war bei mir schon ein bisschen spektakulär und schwierig, es hat technisch bei mir nicht so gepasst wie ich es wollte“, berichtet der 21-Jährige, der nun von Hammerwurf-Bundestrainer Helge Zöllkau betreut wird.

„Da hat man immer mal so ein paar kleine Anpassungsprobleme“, weiß auch Sven Lang. Nach dem ersten ungültigen Versuch setzte Sören Klose alles auf die Karte Sicherheit, er kam auf 70,80 Meter. Der nächste ungültige folgte. Das prophezeite Duell mit Merlin Hummel kam wenn nur behäbig in Gang. Lediglich in der vierten Runde näherte er sich mit 73,29 Metern etwas an. „Im Endeffekt war ich glücklich, dass ich eine einigermaßen vernünftige Weite stehen habe. Es war technisch noch nicht so, wie es sein sollte, aber nichts Wildes.“

Ganz anders soll es beim Winterwurf-Europacup aussehen, wo er im besten Fall sechs gültige Versuche hat – und noch etwas mehr. „Da wünsche ich mir eine deutliche Steigerung meiner Auftaktweite, weil ich weiß, das mehr drin ist.“ Merlin Hummel gab der Auftakt Sicherheit: „Umso mehr Sicherheit du hast, umso mehr Ausrutscher kannst du auch haben. Wenn du konstant auf die 75 Meter wirfst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du eine 77 erwischst.“ Für solche Weiten braucht es außerdem eine stabile Technik, woran in den letzten Tagen noch gefeilt wurde.

Leiria als Schritt Richtung Sommer

Der Winterwurf-Europacup bietet den deutschen Hammerwurf-Talenten die nächste Chance, sich mit in der europäischen Wurfelite zu messen, um erneut einen entscheidenden Schritt nach vorn zu gehen. Bereits im Vorjahr sammelten die beiden bei ihrem WM-Start wertvolle Erfahrungen. „Für beide war es ein Schritt in die richtige Richtung. Mit ihren 21 Jahren sind beide aber in einer Wurfdisziplin gestartet, wo das Durchschnittsalter relativ weit oben liegt. Es war für beide eine Lehre wie Schule. Ich glaube, in diesem Jahr läuft es viel, viel besser, weil sie diese Erfahrung einmal mitgemacht haben“, meint Sven Lang.

Für Merlin Hummel wie Sören Klose kann sich in diesem Sommer der ganz große Traum erfüllen. Nämlich der von den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich; 26. Juli bis 11. August). Zuvor wollen sie noch das Ticket für die Europameisterschaften in Rom (Italien; 7. bis 12. Juni) lösen. „Ich traue beiden den Weg nach Rom und Paris zu. In Richtung Rom sollte überhaupt kein Problem sein. Ich glaube, sie werden auch den Weg in Richtung Olympische Spiele einschlagen. Sie werden die Bestätigungsnorm [75,50 m] werfen und über das Ranking kommen sie, denke ich, sicherlich rein“, äußert sich Sven Lang hoffnungsvoll.

Merlin Hummel gibt sich derweil vorsichtig optimistisch: „Wir planen, auf die Leistung aufbauen zu können, und ich bei der EM in Rom starten kann. Die Kirsche auf die Sahnetorte wären natürlich die Olympischen Spiele.“ Einen EM-Start peilt ebenso Sören Klose an. Für die Olympischen Spiele sind als Direkt-Norm 78,20 Meter fällig. „Obwohl sie schwierig ist, möchte ich die Direkt-Norm gern werfen, das habe ich mir tatsächlich als Ziel gesetzt. Ich denke, irgendwie ist es möglich, den Weg zu den Olympischen Spielen einzuschlagen. Dafür gebe ich alles.“

Duell oder Dreikampf?

Es ist der gemeinsame Weg der Freunde wie Konkurrenten. „Ich meine, wir sind oft bei Trainingslagern auf einem Zimmer, haben uns da in den letzten Monaten schon intensiv kennengelernt. Ich würde Sören als Freund wie Gegner bezeichnen und uns im internationalen Wettkampf als Team“, merkt Merlin Hummel an und Sören Klose ergänzt: „Wir feuern uns im Wettkampf trotz der Konkurrenzsituation gegenseitig an und sind füreinander da“.

In der Sommersaison kann aus dem Duell sogar ein Dreikampf werden. Mit Tristan Schwandke (TV Hindelang) hegt ein weiterer deutscher Spitzenathlet große Olympia-Ambitionen. Im Vorjahr hatte der 31-Jährige seine komplette Saison wegen starker Rückenbeschwerden abgesagt. Und das alles, um in Paris am Start zu sein. Somit ist bei den Hammerwerfern weiterhin für reichlich Spannung gesorgt. Sei es zu zweit oder zu dritt, wenn es in den nächsten Monaten erneut im Gleichschritt an die deutsche Spitze oder womöglich sogar darüber hinausgeht.

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