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Vom Zehnkampf zum Langsprint: Tyrel Prenz' Weg in die Olympia-Staffel

© Beautiful Sports
Tyrel Prenz hat sich in nur einer Saison vom Zehnkämpfer zum 400-Meter-Läufer etabliert und früh in der Saison bei den World Relays auf sich aufmerksam gemacht. Nach einem schwierigen Start ins Jahr kämpft er sich als Staffel-Mitglied bis zu den Olympischen Spielen vor. Wie er mit seiner Rolle als Ersatzläufer umgegangen ist und welche Disziplin er in den kommenden Jahren in den Vordergrund rücken will, verrät er bei leichtathletik.de.
Anna Fröhlich

Blickt man auf den sportlichen Werdegang von Tyrel Prenz (SC Potsdam), so hätte wohl am wenigsten er selbst den Verlauf der zurückliegenden Saison vorhergesehen. Nach dem Vize-Titel über 400 Meter bei der Hallen-DM in Leipzig folgt für den gelernten Zehnkämpfer der erste Staffel-Einsatz über 4x400 Meter bei den World Relays auf den Bahamas. Von dort aus führt ihn der Weg als festes Staffelmitglied von der EM in Rom (Italien) bis hin zu den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich). Auch wenn der 21-Jährige bei beiden Großveranstaltungen ohne Einsatz bleibt, beschreibt er die zurückliegende Saison als „einen Segen“.

Dabei beginnt die Vorbereitung für Tyrel Prenz zunächst nicht wie geplant: Nach einer Schulter-Verletzung im Winter sind die 400 Meter eine Notlösung für den Zehnkämpfer, der mitten in der Vorbereitung auf seine Mehrkampf-Saison 2024 steckt. Doch der Potsdamer ist keineswegs ein unbekannter Athlet über die Stadionrunde: Bereits 2020 sicherte er sich auf dieser Strecke den deutschen U18-Meistertitel.

Zwischen Zehnkampf und 400 Meter

Im Jahr 2020 wird Tyrel Prenz auch im Zehnkampf Deutscher U18-Vizemeister, „ein erfolgreiches Jahr“, wie er selbst sagt. Die Jahre 2021 und 2022 sind für den noch jungen Athleten geprägt von Verletzungen: Bedingt durch eine Ermüdungsfraktur im Rücken sind 2021 keine Wettkämpfe möglich. 2022 folgt die Qualifikation für die U20-Weltmeisterschaften im Zehnkampf – ein Befreiungsschlag. Doch nach dem ersten Wettkampftag muss er aufgrund erneuter Rückenprobleme den Wettbewerb vorzeitig beenden.

Weitere Ausflüge über die 400 Meter folgen im darauffolgenden Jahr, darunter auch Platz sieben mit der 4x400-Meter-Staffel bei den U23-Europameisterschaften 2023. Der Fokus für den Potsdamer bleibt allerdings beim Zehnkampf – bis zur besagten Schulterverletzung im zurückliegenden Winter.

Hallenmeisterschaften als Umschwung

Für den BWL-Studenten kommt trotz der Verletung ein erneutes Saison-Aus nicht in Frage. Aus der anfänglichen Enttäuschung wächst eine neue Idee: „Die 400 Meter waren schon immer meine zweite Leidenschaft. Wenn ich es probiere, dann über diese Distanz.“ Gemeinsam mit seinem Trainer Maco Gerloff und der Unterstützung von Rajko Winklewski versucht das Duo, die 400 Meter in der Kürze der Zeit bestmöglich vorzubereiten.

Dieser Mut wird mit Platz zwei bei den Deutschen-Hallenmeisterschaften und einer Hallen-Bestleistung von 46,50 Sekunden belohnt. Rückblickend zählt Tyrel Prenz die Hallen-DM zu seinen persönlichen Highlights der vergangenen Saison, denn „dieser Wettkampf hat mir alles nachfolgende ermöglicht“.

Von den Bahamas nach Paris

Danach folgt der erste Einsatz bei den Aktiven bei den World Relays auf den Bahamas. Das Reisen zwischen Trainingslager, Wettkampf und Heimat stellt für den jungen Athleten zunächst eine Herausforderung dar. „Es war nicht leicht für mich. Ich war das erste Mal wirklich bei den Männern dabei, aber im Endeffekt habe ich das ganz gut hinbekommen“, resümiert der 21-Jährige seine ersten internationalen Erfahrungen bei den Erwachsenen.

Nach den Staffel-Weltmeisterschaften folgt mit der Nominierung für die Europameisterschaften im Juni der nächste Meilenstein. Aufgrund muskulärer Probleme im Beuger muss Tyrel Prenz allerdings auf einen möglichen Staffelstart im EM-Vorlauf verzichten. „Ich wäre gerne gerannt, aber habe mich nicht allzu sehr davon runterziehen lassen. Ich habe nach vorne geschaut“, beschreibt er die Situation rückblickend.

Kindheitsträume werden wahr

Das Jahr 2024 bringt Tyrel Prenz noch näher an seinen Kindheitstraum heran – die Olympischen Spiele. Nach Platz vier bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig folgt die Nominierung. Kurz vor Beginn der Spiele zeigt er sich in Bestform und schraubt seine Hausmarke weiter auf 46,05 Sekunden herunter.

Als Ersatzläufer in Paris kommt er zwar nicht zum Einsatz, beschreibt das Erlebnis aber trotzdem als „überwältigend“ und empfindet die Erfahrung nicht als Rückschlag, sondern als Motivation: „Ich habe die Chance, 2028 bei den Olympischen Spielen zu starten, vielleicht auch im Einzel, und bin motivierter denn je zuvor.“

„Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird das“

Die Sympathie für den Mehrkampf bleibt, aber in den kommenden Jahren möchte sich Tyrel Prenz weiterhin auf die 400 Meter fokussieren. Große Änderungen im Training stehen nicht an, denn das Konzept hat sich in der letzten Saison bewährt. Gemeinsam mit seinem Trainer setzt er auf ein vielseitiges Training, das auch weiterhin Elemente vom Mehrkampf integriert. Für die nächste Saison sind Wettkämpfe über die Unterdistanzen geplant, um die Sprintfähigkeiten weiterhin zu verbessern.

Nach einer vierwöchigen Off-Season, in der er „einfach das gemacht hat, was mir Spaß bereitet hat“, steht Tyrel Prenz seit einigen Wochen wieder im Training und ist in Vorbereitung auf die anstehende Hallensaison. Mit einem vierwöchigen Trainingslager in Südafrika zwischen November und Dezember sind die nächsten Schritte in Richtung der Saison 2025 gesetzt.

Für das kommende Jahr hat Tyrel Prenz die U23-Europameisterschaften in Bergen (Norwegen) im Blick und schielt auch auf die anstehenden Großereignisse bei den Aktiven, darunter wieder die World Relays, dieses Mal in Guangzhou (China) sowie die WM in Tokio (Japan). Mit Rückenwind aus der Saison 2024 blickt der 21-Jährige ebenso optimistisch wie auch gelassen der Zukunft entgegen: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird das.“

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