Christopher Linke hat am Sonntag bei der Team-EM Gehen im tschechischen Podebrady die Silbermedaille gewonnen. Beim Weltrekord des Italieners Massimo Stano verbesserte der Potsdamer seinen eigenen deutschen Rekord auf 2:23:21 Stunden. Johannes Frenzl und Jonathan Hilbert machten, ebenfalls mit Bestzeiten, Bronze für die deutsche Mannschaft perfekt.
Die deutschen Geher erwischten am Sonntag bei der Team-EM in Podebrady (Tschechien) einen Auftakt nach Maß. Gleich drei DLV-Athleten standen um 7:30 Uhr für die 35 Kilometer an der Startlinie. Unter den Favoriten: Christopher Linke (SC Potsdam), vor zwei Jahren mit Silber dekoriert. Er hatte im Vorfeld angekündigt, auch diesmal um die Medaillen mitgehen zu wollen. Und schon nach wenigen Kilometern hatte sich der 36-Jährige gemeinsam mit Massimo Stano (Italien), Miguel Ángel López (Spanien) und Maher Ben Hlima (Polen) von der Konkurrenz abgesetzt.
Ein wenig überraschend war es der Pole, der nach sieben Kilometern das Tempo verschärfte und sich von seiner Konkurrenz löste. Miguel Ángel López, Weltmeister von 2015 über 20 Kilometer und Europameister von 2022 auf dieser Distanz, folgte mit einigen Sekunden Abstand. Christopher Linke heftete sich an die Fersen des Italieners, mit dem er zuletzt auch im Trainingslager in Rom (Italien) gemeinsame Einheiten absolviert hatte.
Auf den folgenden Kilometern wuchs der Vorsprung von Maher Ben Hlima stetig. 47 Sekunden Abstand auf den zweitplatzierten Spanier hatte er sich an der 16-Kilometer-Marke erarbeitet. Doch dann verließen den Polen nach und nach die Kräfte, während Massimo Stano durchstartete. Auch Christopher Linke verkürzte den Rückstand stetig. Nach 24 Kilometern hatte der Italiener die Führung übernommen und Christopher Linke ebenfalls den Spanier abgefangen. Maher Ben Hlima hingegen musste seinem mutigen Antritt Tribut zollen: Nach der dritten Verwarnung musste er in die Strafbox – die Medaillenchance war dahin.
Weltrekord für Stano, deutscher Rekord für Linke
Massimo Stano hingegen startete seinen Triumphzug. Mit jedem Schritt konnte sich der Weltmeister von 2022 weiter von der Konkurrenz absetzen und mit einem starken Finish sogar noch den Weltrekord ins Visier nehmen: 2:20:43 Stunden bescherten dem Italiener Gold, die Top-Marke des Kanadiers Evan Dunfee (2:21:40 h) unterbot er um fast eine Minute. Auch Christopher Linke absolvierte bei guten Geher-Bedingungen den Wettkampf seines Lebens: Mit 2:23:21 Stunden blieb er um eine Minute und 19 Sekunden unter seinem eigenen, knapp zwei Monate alten deutschen Rekord.
Dahinter zeigten auch die beiden weiteren deutschen Geher Top-Leistungen: Seite an Seite bestritten Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt) und Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) die 35 Kilometer – beide schneller denn je. Für Johannes Frenzl wurden auf Platz 14 2:30:30 Stunden gestoppt, einen Platz dahinter folgte Jonathan Hilbert mit 2:30:38 Stunden. Die deutschen Geher belohnten sich für ihr exzellentes Teamwork mit der erhofften Medaille: Für 31 Punkte gab's hinter Italien (14 pt) und Spanien (18 pt) Bronze.
Leo Köpp mit Bestzeit in die Top Acht
Grund zur Freude hatte auch Leo Köpp (LG Nord Berlin). In 1:20:34 Stunden schraubte er seinen Hausrekord (1:21:16 h) deutlich nach unten und machte sich damit fünf Tage vor seinem 27. Geburtstag ein schönes Geschenk. Wie bei den Europameisterschaften in Rom (Italien) erreichte der Berliner Platz acht. Nur einen Platz vor dem deutschen Geher kam Europameister Perseus Karlström (Schweden) ins Ziel, der mit der Medaillenvergabe überraschend nichts zu tun hatte.
Stattdessen waren es die stark auftrumpfenden Spanier und Italiener, die Gold und Silber unter sich ausmachten. Der EM-Zweite Paul McGrath (Spanien) konnte sich auf den letzten Kilometern von Francesco Fortunato lösen und ging mit neuem Meisterschaftsrekord von 1:18:05 Stunden zu Gold. Dem Italiener blieb in 1:18:16 Stunden Silber, Bronze ging an den Franzosen Gabriel Bordier, der mutig vorneweg marschiert war und auf der ersten Hälfte das Gehtempo bestimmt hatte. Auch er durfte sich in 1:18:23 Stunden über eine neue Bestzeit freuen.
Der erst 20 Jahre alten Frederick Weigel (OSC Potsdam) kam bei seinem Debüt in der Aktivenklasse auf Rang 25. Anfangs war er unter den Top Ten mitgegangen, hatte jedoch auf den Schlusskilometern einige Gegner ziehen lassen müssen. In 1:25:21 Stunden, knapp eine Minute über Bestzeit, nahm er vom Kräftemessen mit den erfahrenen Gehern wertvolle Erfahrung mit.
Spanien und Italien dominieren
Bei den Frauen waren es über 35 Kilometer ebenfalls Athletinnen aus Spanien und Italien, welche die Medaillen abräumten. Es triumphierte Weltmeisterin María Pérez (Spanien; 2:38:59 h) vor 20-Kilometer-Europameisterin Antonella Palmisano (Italien), die in 2:39:35 Stunden einen Landesrekord aufstellte. Bronze ergatterte mit Nicole Colombi (2:41:47 h) eine weitere Italienerin. Über 20 Kilometer behauptete sich die mitfavorisierte Ukrainerin Lyudmila Olyanovska (1:27:56 h) vor den Französinnen Clémence Beretta (1:28:05 h) und Pauline Stey (1:28:18 h).
Für die deutschen U20-Talente, die über zehn Kilometer an den Start gingen, entpuppte sich die Team-EM vor allem als Lernerfahrung. Nick Joel Richardt (SV Halle), im Vorjahr bei der U20-WM dabei, hielt anfangs gut mit der Spitzengruppe mit. Schon nach vier Kilometern musste er jedoch, auf Platz drei liegend, eine Minute in die Strafbox, vorausgegangen waren drei Verwarnungen wegen gebeugter Knie oder verlorenen Bodenkontakts. So wurde der Hallenser Neunter (42:55 min), die Medaillen holten sich Giuseppe Disabato (Italien; 39:28 min), Joan Querol Serrano (Spanien; 40:58 min) und Alessio Coppola (Italien; 41:09 min).
Einen weiteren spanischen Sieg machte in der weiblichen U20 Sofia Santacreu (43:57 min) klar. Das Duell um Silber und Bronze entschied die Französin Chloe Le Roch (44:02 min) vor der Italienerin Serena di Fabio (44:08 min) für sich. Für die deutsche Geherin Nika Helene Illing (LSV 1971 Ilmenau) wurde es bei der Premiere im DLV-Dress Platz 25 (51:35 min).
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