| Lange Laufnacht

Gürth läuft Meetingrekord, Heinrich und Ruppert pulverisieren Bestzeiten

© Stefan Kellerer
Über zehn Stunden Programm, mehr als 60 Rennen und ein neuer Teilnehmerrekord: die 9. Lange Laufnacht von Karlsruhe ist am Samstag einmal mehr eine Hochburg des Laufsports gewesen. Trotz schwieriger Windbedingungen und zum Teil regennasser Bahn nutzten zahlreiche Top- und Nachwuchsathleten die Gelegenheit, um sich angeführt von erfahrenen Tempomachern auf die Jagd nach Normen oder persönlichen Bestzeiten zu machen.
Jane Sichting

Für einen ersten Höhepunkt im Hauptprogramm der Langen Laufnacht von Karlsruhe sorgte am Samstagabend Olympiateilnehmerin Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) über 3.000 Meter Hindernis. Die Deutsche Meisterin heftete sich zunächst eng an die Fersen der Schweizerin Chiara Scherrer, bevor diese kurz vor der 2.000-Meter-Marke aus dem Rennen ausschied. Fortan führte Deutschlands "Leichtathletin des Jahres" 2023 das Feld mit einer Hindernislänge Abstand souverän an.

Erst auf den letzten 400 Metern musste die U23-Europameisterin noch einmal einen Angriff der Belgierin Eline Dalemans abwehren – mit Erfolg. In 9:33,06 Minuten passierte Gürth das Ziel als Siegerin und stellte zugleich einen neuen Meetingrekord auf, der zuvor bei 9:35,43 Minuten stand. Platz zwei und drei gingen an Eline Dalemans (9:35,02 min) und die Türkin Tugba Güvenc (9:40,41 min).

Einen starken Auftritt zeigte zudem U20-Athletin Jule Lindner (LG Bamberg), die in 9:55,56 Minuten nicht nur auf Rang acht des Frauenfeldes lief, sondern zugleich deutlich unter der Norm (10:32,00 min) für die U20-EM in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August) blieb. Und auch Carolin Hinrichs (VfL Löningen) hatte auf Rang 13 noch allen Grund zur Freude. Denn mit 10:06,36 Minuten blieb sie unterhalb der Norm (10:10,00 min) für die U23-EM in Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli) und empfahl sich ebenfalls für einen Einsatz im Nationaltrikot.

Velten Schneider begeistert von Kulisse im Carl-Kaufmann-Stadion

Bei den Männern war es der Luxemburger Ruben Querinjean, der von Beginn an in Führung lag und diese bis zum Schluss nicht mehr hergab. In 8:21,82 Minuten reichte es zwar nicht zum Meetingrekord, der Sieg war ihm dennoch sicher. Daran konnte auch der Zweite der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, Velten Schneider (VfL Sindelfingen; 8:24,57 min), nichts mehr ändern. Er war Runde für Runde gut positioniert mitgelaufen, auf der Zielgeraden gingen ihm dann jedoch ein wenig die Kräfte aus und er musste sich noch knapp Will Battershill (Großbritannien; 8:24,20 min) geschlagen geben.

Im Livestream verriet er anschließend, dass er mit dem Ziel in das Rennen gegangen war zu gewinnen. Entsprechend ärgerte er sich zwar über den dritten Rang, lobte jedoch die einzigartige Atmosphäre im Carl-Kaufmann-Stadion, in dem das Publikum so nah wie kaum irgendwo anders mit auf der Bahn steht und die Athletinnen und Athleten anfeuern kann. Davon beflügeln ließen sich die beiden Nachwuchsläufer Kurt Lauer (VfL Sindelfingen; 8:44,05 min) und Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach; 8:52,73 min), die jeweils die Norm für die U23- (8:48,00 min) und U20-EM (9:06,00 min) unterbieten konnten.

Britisches Triple über 800 Meter

Die 800 Meter der Männer lagen wie erwartet in der Hand der britischen Läufer, die angeführt von U23-Athlet Ethan Hussey (1:45,70 min) gefolgt von Alex Boterill (1:46,04 min) sowie Tiarnan Croken (1:46,07 min) allesamt aufs Podium stürmten. Auf Platz vier folgte Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen), der seine Bestzeit auf 1:46,25 Minuten steigerte und die U23-EM-Norm (1:47,50 min) abhakte. Bereits im Vorprogramm knackte Piet Hoyer (Königsteiner LV; 1:48,85 min) die Norm für die U20-EM (1:50,00 min).

Bei den Frauen ging der Sieg über 800 Meter an die Norwegerin Malin Nyfors (2:03,39 min) vor Mariska Parewyck (Belgien; 2:04,31 min) und Anita Hinriksdóttir (Island; 2:04,42 min). Beste Deutsche wurde als Siebte Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen; 2:05,02 min) vor Hannah Odendahl (Sportclub Krefeld 1905; 2:06,39 min) auf Rang acht.

Marvin Heinrich siegt über 1.500 Meter

Einen Überraschungscoup über 1.500 Meter der Männer landete Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt), der im eigentlich als B-Lauf angesetzten Rennen 3:35,62 Minuten vorlegte. Der Brite Samuel Charig (3:37,28 min) war als Sieger des A-Laufs anderthalb Sekunden langsamer. Mit einem ambitionierten Zielspurt lief auch noch der frischgebackene Deutsche Rekordler über 3.000 Meter Hindernis Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen) aufs Treppchen der Gesamtabrechnung. In 3:38,12 Minuten pulverisierte er seine Bestzeit aus dem Jahr 2018 um mehr als sieben Sekunden.

Im 1.500-Meter-Rennen der Frauen hatte die Türkin Tugba Toptas (4:13,95 min) die schnellsten Beine. Verena Meisel (TV Wattenscheid 01) lief in 4:14,52 Minuten auf einen guten fünften Platz. Jeweils die Norm für die U20-EM (4:24,00 min) unterboten Shirin Kerber (LC Rehlingen; 4:16,85 min) und Emma Lindner (LG Bamberg; 4:19,12 min). 

Starke Nachwuchsleistung von Lauftalent Vanessa Mikitenko

Hart umkämpft war der Sieg über 5.000 Meter der Frauen. Am Ende der zwölfeinhalb Stadionrunden das beste Stehvermögen hatte die Spanierin Idaira Prieto, die sich in 15:14,11 Minuten vor Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald; 15:17,12 min) durchsetzte. Hinter der Belgierin Juliett Thomas auf den Rängen vier bis sieben zeigten weitere DLV-Läuferinnen ein starkes Rennen.

Beeindruckend war einmal mehr der Auftritt der erst 19-jährigen Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach), die in 15:28,93 Minuten mehr als 40 Sekunden unter der U23-EM-Norm (16:10,00 min) blieb. Knapp hinter dem Lauftalent erreichte Vera Coutellier (Cologne Athletics; 15:29,37 min) das Ziel. Sowohl Carolina Schäfer (TG Schwalbach; 15:43,38 min) als auch Pia Schlattmann (Brillux Münster; 15:44,58 min) meldeten mit ihren Zeiten, die beide unterhalb der U23-EM-Norm liegen, Anspruch auf einen Startplatz beim Saisonhöhepunkt dieser Altersklasse in Norwegen an.

Sieg für Äthiopien über 5.000 Meter

Ein kleines Déjà-vu erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer über die 5.000 Meter der Männer. Denn kein Geringerer als Hindernis-Spezialist Frederik Ruppert war es, der hier für Tempo sorgte. Und das keine volle Stunde nach seinem erfolgreichen Ausflug über die 1.500 Meter – schwere Beine von seinem Rekordlauf in Rabat (Marokko) am vergangenen Sonntag schien der 28-Jährige nicht zu haben.

Doch sein Einsatz war nur zugunsten eines hohen Anfangstempos, als Pacemaker brach er das Rennen vorzeitig ab. Es gewann Kefyalew Sileshi Kifle (Äthiopien; 13:42,37 min) gefolgt von Mohamed-Amine Kodad (Frankreich; 13:44,67 min) und Andreas Bock Bjørnsen (Dänemark; 13:45,66 min). Mit Leon Rofagha (13:46,39 min) und Max Nores (beide TSV Bayer o4 Leverkusen; 14:13,92 min) schafften es auch zwei deutsche Läufer in die Top Ten.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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