| Berglauf-EM Masters

Durch Vulkanasche und Lavageröll: Deutsche Masters überzeugen am Ätna

Mannschaftsfoto der deutschen Masters mit Deutschlandfahnen bei der Berglauf-EM. © Olaf Schäfer
Mit vier Einzel-Goldmedaillen im Gepäck sind die deutschen Masters-Athletinnen und -Athleten von der Berglauf-EM in Nicolosi zurückgekehrt. Zweimal jubeln durfte Winfried Huber.
Wilfried Raatz

Der größte der noch aktiven Vulkanmassive in Europa hat es am Wochenende mit den Masters Berg- und Trailläufern im wahrsten Sinne gut gemeint. Denn unmittelbar am Tag der letzten Rennen bei den European Masters Athletics Off-Road Running Championships in Nicolosi (Sizilien) spuckte der Ätna glühende Lava und Asche in den Himmel, begleitet von leichten Beben. 

Ein gewisses „mulmiges Gefühl“ konnten viele der 500 Mastersläufer nicht verhehlen, wenngleich die letzte größere Eruption schon dreieinhalb Jahre zurückliegt. Sie alle bewegten sich in einer höchst abwechslungsreichen Landschaft, die kleine Nadelwaldinseln wie auch mondähnliche Gebiete aufzuweisen hat. Die Organisatoren der Meisterschaften hatten ganz im Gegensatz zu „normalen“ Berg- und Trailläufen der Anforderung entsprechende Ausrüstungen vorgeschrieben, die von einem mitzuführenden Trinkbecher (der Verlust wurde sogar mit Disqualifikation geahndet) bis hin zu einer Rettungsdecke reichten.

Wie die European Masters Athletics-Präsidentin Valentina Fedjuschina schon in ihrem Grußwort unterstrich, sollten diese Europameisterschaften weitaus mehr als nur Meisterschaften, sondern in erster Linie ein unvergessliches Erlebnis in einer außergewöhnlichen Landschaft werden. In der Realität hieß das vor allem, auf zumeist ungewohntem Terrain (rustikale Geröllabschnitte, Lavasand) und in außergewöhnlichen Höhen bis nahe an der 3.000-Meter-Grenze diese besonderen Herausforderungen zu meistern.

Auftaktsiege durch Winfried Huber und Regina Rieger

Nach einer stimmungsvollen Eröffnungsfeier an der Piazza Vittorio Emanuele stand am ersten Renntag der Classic-Wettbewerb (9,0 km/430 Höhenmeter) im Ätna-Park mit Start und Ziel am Rifugio La Ginestra di Monte Concilio auf dem Programm. Für die DLV-Starter gab es dabei gleich zwei Goldmedaillen zu feiern. Der Rosenheimer Winfried Huber gewann nach 47:06 Minuten die M65 und lag knapp vor seinem „Dauerrivalen“ Gilles Farina aus Frankreich, der mit 47:27 Minuten nur knapp dahinter folgte. Bei den Frauen überraschte Regina Rieger (TV Maikammer) bei ihrem internationalen Debüt als Siegerin der W40, in 51:46 Minuten hatte sie einen sicheren Vorsprung vor der Schwedin Asa Bergmann (53:00 min).

Für den sieggewohnten M55er Miguel Molero-Reichwein (Spiridon Schleswig) sollte die Bronzemedaille beim Auftaktrennen in 42:02 Minuten die einzige Medaille bleiben, denn der vielfache Welt- und Europameister wurde im Vertical Sechster und auf der Long Distance Vierter. Der Tagesschnellste im Ätna-Park war Thomas Roach (Großbritannien; 35:44 min), die schnellste Zeit der deutschen Athleten lief Marco Benz (M40; Skivereinigung Amberg) mit 40:55 Minuten, womit er die Medaillenränge knapp verpasste.

Bei den Frauen gewann die noch in der W35 gewerteten Rumänin Paula Claudia Todoran in 44:16 Minuten vor der gleichaltrigen Beatriz Roman Soriano (Spanien; 44:44 min) und der früheren britischen Weltklasseläuferin Victoria Wilkinson (45:52 min). Die schnellste Zeit schaffte Stefanie Hermel (LC Breisgau) mit 51:39 Minuten, damit wurde sie Fünfte der W45. Elisabeth Springer (TV 1867 Bad Sobernheim) holte als Zweite der W75 in 1:37:14 Stunden die Silbermedaille für das deutsche Team. 235 Männer und 121 Frauen beendeten dieses Rennen. 

Weitere Siege im "Vertical"

Eine besondere Herausforderung stand mit dem Vertical über 4,4 Kilometer und 1.010 Höhenmeter am zweiten Tag der Titelkämpfe an. Glücklicherweise hatte auch der Wind ein Einsehen, der noch am Vortag mit Geschwindigkeiten von 90 Stundenkilometer „stürmte“ und eine Durchführung unter diesen Bedingungen unmöglich gemacht hätte. Wie schon zum Auftakt gab es auch hier zwei Europameistertitel zu feiern. Winfried Huber ließ sich auf der höchst anspruchsvollen Strecke mit Steigungen bis 35 Prozent nichts vormachen und distanzierte in 53:52 Minuten seinen Konkurrenten Gilles Farina um glatt drei Minuten.

Bei diesen steilen Anstiegen zeigte sich Monica Carl in ihrem Element, denn die für die LG Welfen startende W50-Läuferin lief als Gesamtachte 56:42 Minuten und siegte damit vor der früheren Berglauf-Weltmeisterin Angela Mudge aus Großbritannien, die mit 59:02 Minuten deutlich zurück die Silbermedaille gewann.

Aber damit nicht genug im Medaillenranking für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): Regina Rieger lief als Tagessechste in 56:21 Minuten auf Rang drei in der W40-Kategorie, Gertrud Ott (LG Allgäu) und Bärbel Paul (LG Welfen) holten Silber in der W60 bzw. W70, Elisabeth Springer wurde Dritte der W75. Die Tagesschnellsten im Vertical waren wiederum Thomas Roach (42:14 min) und in einem spannenden Finish die Belgierin Charlotte Cotton (53:48 min) vor der Classic-Siegerin Paula Claudia Todoran (53:55 min).

Winfried Huber: Zweimal Gold, einmal Silber

Medaille Nummer drei gab es für Winfried Huber auf der Long Distance über 29 Kilometer und 920 Höhenmeter. Diesmal drehte allerdings Gilles Farina den Spieß herum und sicherte sich den Titel nach 3:43:29 Stunden und gut dreißig Sekunden vor dem Deutschen – eine eindrucksvolle Bilanz für den Rosenheimer. Ebenfalls Silber gewann die Classic-Europameisterin Regina Rieger in der Klasse W40 nach 3:56:23 Stunden wie übrigens auch Brigitte Hoffmann (LG Welfen; W65; 5:08:06 h). W55-.Dritte wurde zudem Ulrike Suttkus (Lauftreffverein Kiel-Ost). 

Schnellster DLV-Starter auf der Long Distance war Alexander Barnsteiner (LLG Landstuhl) als 14. der Gesamtwertung, der als Vierter der M50 mit 3:12:19 Stunden knapp an Bronze vorbeischrammte. Rang vier gab es auch für Marco Benz (3:13:51 h) in der M40-Kategorie. Mit Dieter Probst (ASC Boxdorf) auf Rang drei der M70 rundeten die DLV-Starter eine starke Gesamtbilanz in der Einzelwertung ab.

Der überragende Athlet der dreitägigen Masters-Titelkämpfen war der Brite Thomas Roach, der alle drei Wettbwerbe mit großem Vorsprung gewinnen konnte. Auf der abschließenden Langdistanz hatte der in Innsbruck lebende Biologe mit der Siegerzeit von 2:44:01 Stunden mehr als zehn Minuten auf die Verfolger mit Mariethoz Cédric (Schweiz; M50) und Shaban Mustafa (Bulgarien; W45). Die Frauenwertung sicherte sich die Französin Héléne Darragon (3:21:42 h) vor Victoria Wilkinson (Großbritannien; 3:30:03 h).

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